Enttäuschung bei den Technologiewerten, schwächere US-Frühindikatoren und Arbeitsmarktzahlen sowie Kriegsängste im Nahen Osten haben nach unserem Börsenfeiertag (1. August) zu einer abrupten Korrektur geführt.
Gestartet hatte die Abwärtsspirale mit schwachen Zahlen von Intel. Der US-Chiphersteller steckt in der Krise will über 15 Prozent der Arbeitsplätze streichen. Das Management reagiert auf die schlechten Quartalszahlen mit einem milliardenschweren Sparprogramm. Die Intel-Aktie sackt auch nachbörslich stark ab.
Fallender Frühindikator – die Aktivität in der US-Industrie hat sich im Juli verlangsamt. Der vom Institut für Supply Management (ISM) berechnete Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes ermässigte sich auf 46.8 (Vormonat: 48.5). Die früher befragte Ökonomen hatten einen Anstieg auf 48.9 prognostiziert. Das Stimmungsbarometer liegt somit unter der Marke von 50 Zählern, ab der es ein Abkühlen der Wirtschaft signalisiert.
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve FED liess die Leitzinsen vorläufig unverändert zwischen 5.25 und 5.5 Prozent. Doch der genaue Wortlaut deutet auf eine baldige Lockerung der Geldpolitik hin. Dieser Leitzins ist ein von den Zentralbanken festgelegter Zinssatz und das wichtigste Element zur Steuerung der Geldpolitik.
Die Schweizer Börse SIX setzte Handel wegen einer massiven Panne am Mittwochmorgen für mehrere Stunden aus, hatte lange Zeit mit einem Systemfehlers und technischen Problemen zu kämpfen. Die Panne wurde behoben und trat dann ein zweites Mal auf.
Es drohen eine Eskalation und Kriegsängste im Nahen Osten. Nachdem zwei Führer der Hamas, je einer im Iran und in Libyen getötet wurden, steigt die Kriegsgefahr. Dies könnte zu einer neuen Eskalationsspirale führen, in welche auch die USA hineingezogen werden könnte.
Unternehmensnachrichten
Der Bauchemie-Hersteller Sika hat mit seinen Halbjahreszahlen die Prognosen übertroffen. Der Reingewinn stieg um gut 40 Prozent auf CHF 577.1 Mio. Operativ verdiente der Konzern 24 Prozent mehr. Der Umsatz erhöhte sich um 9.2 Prozent auf CHF 5.83 Mrd. Die im letzten Jahr durchgeführte Übernahme des Wettbewerbers MBCC war erfolgreich. Am stärksten wuchs Sika in den USA.
Der Spezialchemie-Konzern Clariant hat im zweiten Quartal dieses Jahres weniger verdient als im Vorjahresquartal, aber mehr als erwartet. Der Reingewinn sank auf CHF 176 Mio. Das operative Ergebnis (Ebitda) betrug CHF 166 Mio. Die Ebitda-Marge ging auf 15.75 Prozent zurück. Der Umsatz schrumpfte auf CHF 1‘056 Mio. Für das Gesamtjahr zeigt sich aber Clariant zuversichtlich. Der Ausblick für die Profitabilität wurde erhöht.
Der Telecom Konzern Swisscom weist für die ersten sechs Monate einen nahezu unveränderten Umsatz von CHF 5.45 Mrd. aus. Der Betriebsgewinn (Ebitda) ging um 1 Prozent auf CHF 2.3 Mrd. zurück. Unter dem Strich blieben CHF 836 Mio. Gewinn übrig, rund 1.4 Prozent weniger. Swisscom gedenkt, erneut eine Dividende von CHF 22 auszuschütten, wovon etwa 50 Prozent in die Bundeskasse fliessen.
Die Immobiliengesellschaft Mobimo hat in den ersten sechs Monaten des Jahres den Gewinn exklusive Neubewertung um 10.9 Prozent auf CHF 47.8 Mio. gesteigert, den Ebit 2 Prozent auf CHF 61.3 Mio. Trotz eines leichten Anstiegs der Leerstandsquote bleibt Mobimo zuversichtlich, erwartet eine stabile Entwicklung und eine Leerstandsquote unter 4.5 Prozent.
Das erst kürzlich kotierte Dermatologieunternehmen Galderma hat die Zulassung in Europa für das Mittel Relfydess (Relabotulinumtoxin, früher als QM1114 bezeichnet) erhalten. Es darf künftig gespritzt werden zur Glättung von Falten und Runzeln. Relfydess wurde Anfang dieses Jahres bereits in Australien zugelassen.
Der Verpackungshersteller SIG leidet unter Währungseffekten und höheren Kosten. Der Betriebsgewinn (Ebitda) sank im ersten Halbjahr um 3.7 Prozent auf EUR 369.5 Mio. Unterm Strich fiel der Gewinn um fast 17 Prozent auf EUR 120.2 Mio. Die Prognosen wurden verfehlt. Der Umsatz wuchs indes währungsbereinigt um 3 Prozent auf EUR 1.57 Mrd. Für das Gesamtjahr rechnet SIG nun nur noch mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von rund 4 Prozent und einer Ebitda-Marge in der Bandbreite von 24 bis 25 Prozent.
Aussichten
Die sonst jeweils im Spätherbst auftretende Börsenkorrektur kommt dieses Jahr aussergewöhnlich früh.
Die Börse in Tokyo verlor am Freitagmorgen 6 Prozent. Nach einem Hoch an fast allen Börsenplätzen im ersten Halbjahr 2024 überrascht uns ein giftiger Cocktail aus schlechten Meldungen bereits im Sommer.
Zuerst gab es das Gerangel und die US-Präsidentschaftskandidatur, dann folgte eine kippende Wirtschaft und ein sich stark abschwächender Arbeitsmarkt in den USA bei immer noch hohen Leitzinsen.
Weiter haben uns ein Absturz der Technologiewerte und ein Aufflammen des Konflikts im Nahen Osten Monatswechsel die Anleger schockiert.
Einige positive Ereignisse sind jedoch mittelfristig noch möglich, wie ein Nachlassen der Inflation, der Energiepreise und Zinsen. Es gibt auch noch gute Zwischenergebnisse von Unternehmungen, so dass Kursübertreibungen nach unten für gezielte Zukäufe in Qualitätsaktien genutzt werden können.