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Rapperswil-Jona
22.11.2023

Kinderzoo-Kattas sünnelen gerne

Insgesamt sechs Kattas leben in Knies Kinderzoo. Die Lemurenart aus Madagaskar gehört zu den Primaten und ist stark gefährdet.
Insgesamt sechs Kattas leben in Knies Kinderzoo. Die Lemurenart aus Madagaskar gehört zu den Primaten und ist stark gefährdet. Bild: Knies Kinderzoo Rapperswil
In ihrer Heimat Madagaskar bedroht und bejagt, begeistert die Lemurenart der Kattas das Publikum in Knies Kinderzoo Rapperswil mit ihrem Aussehen und «Menschenähnlichkeit».

Die vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné, der in seiner fruchtbaren Schaffenszeit die biologische Systematik konstitutiv reformierte und für die Einführung der binären (oder binominalen) Nomenklatur (in der jede Art mit einem zweiteiligen lateinischen Namen benannt wird) verantwortlich zeichnete, 1758 wissenschaftlich beschriebene, heute zweifellos bekannteste Lemurenart, der Katta, wird in zoologischen Einrichtungen häufig gehalten. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die hellgrauen, fuchsartig aussehenden Primaten mit ihrem charakteristischen schwarz-weiss geringelten Schwanz, der deutlich länger als der Körper ist, und den dunklen Partien rund ums Gesicht besonders anmutig wirken.

Doch nicht nur das Äussere dieser Tiergestalt scheint auf Menschen anziehend zu sein, auch das gesamte reichhaltige – differenzierte – Verhalten der tagaktiven Art, beispielsweise deren augenfällige Vorliebe für ausgiebige Sonnenbäder, trägt dazu bei, dass Zoobesucherinnen und -besucher Kattas irgendwie als «menschenähnlich» erspüren.

Familiensippe als Lebensform und «Stinkkämpfe»

Die in kleineren oder grösseren Gruppen (Familiensippen) lebenden Halbaffen reproduzieren sich innerhalb eines promisken (saisonal ausgerichteten) Fortpflanzungssystems, das heisst: Beide Geschlechter vollziehen die Kopulation mit mehreren paarungsbereiten Individuen. Davor stehen die männlichen Tiere in direkter Konkurrenz um die (nur kurze Zeit) im Östrus befindlichen, sozial dominanten weiblichen Artgenossen zueinander, wobei drohende Auseinandersetzungen mittels olfaktorischer Signale – sogenannter «Stinkkämpfe» – beigelegt werden.

Die aus Perianal- und Unterarmdrüsen abgesonderten Sekrete werden von den Kattas gezielt als wirksame Duftmarken eingesetzt und dienen dem Ausmachen der Rangordnung sowie der Revierverteidigung gegen Kontrahenten fremder Gruppen. Diese Form der nonverbalen (chemischen) Kommunikation wird in Knies Kinderzoo (Informationstafel, Kattahaus) anschaulich thematisiert.

Katta mit Jungtier. Die Halbaffen leben in Familiensippen und besitzen ein breites Verhaltensrepertoire. Bild: Knies Kinderzoo Rapperswil

Kattas in Madagaskar stark gefährdet – Schutzauftrag

Achtzig Prozent aller Säugetierarten auf Madagaskar sind endemisch, kommen also an keinem anderen Ort auf der Welt vor. Der ausschliesslich im Süden und Südwesten des Eilands vorkommende Katta, Lemur catta, gehört einer eigenständig entstandenen Fauna an, die Teil eines vielgestaltigen Lebensraums ist – in einem Land, das bis anhin kaum eine wirtschaftliche Entwicklung erfahren hat, aber wegen seiner ökologischen Fragilität von sich reden macht. Daher kann es niemand verwundern, dass laut der Weltnaturschutzunion (IUCN) die wild lebenden Kattas in ihrem natürlichen Habitat «stark gefährdet» (Endangered, EN) sind. Die Tiere dort werden noch immer gejagt, als Nahrungsressource betrachtet, für den Heimtiermarkt gefangen. Der Bestand in den fragmentierten Trocken-, Galerie- und Buschwäldern schwindet zusehends.

Anders verhält es sich mit der Ex-situ-Population in den europäischen Zoos. Eine selbsttragende Erhaltungszucht, die von Bussolengo (Parco Natura Viva, Italien) aus koordiniert wird, gewährleistet, dass der Bedarf an Jungtieren, die für den genetischen Austausch wertvoll sind, nachhaltig gedeckt werden kann. Das seit 2018 bestehende «New Style EEP» unterstützt die internationalen Anstrengungen. Ergo ist diese arboreale, d.h. primär im Wald lebende Primatenart, die sich öfter als andere Lemuren am Boden aufhält – und deren quadrupede, d.h. auf allen vier Gliedmassen, Fortbewegung ein spezifisches Merkmal ist –, der leibhaftige Beweis dafür, dass ein wirkungsvoller Schutz von intakten Lebensräumen (primären Ökosystemen) Vorrang hat.

Die Pflicht, dem gewichtigen Auftrag nachzukommen, ist für zoologische Institutionen und die Weltgemeinschaft gleichermassen unausweichlich. Alle sechs Kattas in Knies Kinderzoo repräsentieren das Unternehmensleitbild «Tiere erfahren. Biodiversität bewahren.» vorzüglich.

Knies Kinderzoo Rapperswil / Linth24