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Rapperswil-Jona
09.07.2023
10.07.2023 06:13 Uhr

Von Amazonien in den Kinderzoo

Die zutraulichen Bolivianischen Totenkopfaffen im Kinderzoo stammen aus dem Amazonas-Regenwald Boliviens, Brasiliens und Perus.
Die zutraulichen Bolivianischen Totenkopfaffen im Kinderzoo stammen aus dem Amazonas-Regenwald Boliviens, Brasiliens und Perus. Bild: Knies Kinderzoo
Eine verschworene Männergemeinschaft: Neun nimmermüde Bolivianische Totenkopfaffen begeistern die Gäste in Knies Kinderzoo Rapperswil stets von Neuem. Sie sind ein Mahnsymbol.

Je nach Zählweise unterscheidet die zoologische Systematik zwischen 350 und 450 Primatenformen. Wie viele rezente Arten und Unterarten genau existieren, ist sogar ausgewiesenen Fachleuten nicht bekannt, da es hinsichtlich der wissenschaftlich gesicherten Zuordnung keine Einigung gibt. Fest steht aber, dass die exakte Bezeichnung der in Knies Kinderzoo gehaltenen Neuweltprimaten Saimiri boliviensis boliviensis lautet, auf Deutsch: Bolivianischer Totenkopfaffe.

Auch der ebenfalls gebräuchliche Name Schwarzkappen-Totenkopfaffe trifft selbstredend auf die 1834 erstmals beschriebene Tierart zu, denn die dunkelgefärbte Schädeldecke ist ein augenfälliges Unterscheidungsmerkmal gegenüber dem Gewöhnlichen Totenkopfaffen, Saimiri sciureus, und weil sich ihr angestammtes Verbreitungsgebiet bei Weitem nicht nur auf Bolivien beschränkt, sondern zudem die Länder Brasilien und Peru umfasst.

Sprung- und klettergewandte Regenwaldbewohner

Bolivianische Totenkopfaffen bewohnen in ihrem natürlichen Habitat vornehmlich im Tiefland befindliche, an Flüssen gelegene Regenwaldflächen, wo sich die sprung- und klettergewandten Tiere zumeist unterhalb der Baumkronen bewegen. Dort, im Sekundärwald, suchen sie (gewöhnlich in losen Trupps) tagsüber ständig nach Insekten, die ihre Hauptnahrung ausmachen, oder kleinen Wirbeltieren. Die zu den Kapuzinerartigen gehörenden Affen sind derart behände, dass selbst vorbeifliegende Vögel ihnen zum Opfer fallen. Ergänzt wird der Speisezettel durch vorhandene Blätter, Früchte, Knospen und Samen.

Im Gegensatz zu anderen Breitnasenaffen Lateinamerikas dient der in einer schwarzen Spitze endende Schwanz – er übertrifft längenmässig den gelbbraunen Körper deutlich – nicht als Greiforgan, sondern hilft der Art beim Balancieren im dichten Geäst. Interessant ist auch, dass unter den ausnehmend geselligen Totenkopfaffen keine korrelative Fellpflege (Grooming) stattfindet. Differenzierte Lautäusserungen sind zentraler Teil ihres Ausdrucksverhaltens.

In Wildbahn noch nicht gefährdet – dennoch Mahnsymbol

Obschon der Bolivianische Totenkopfaffe nach der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) in der Wildbahn aktuell «nicht gefährdet» (Least Concern) ist, werden die züchterischen Anstrengungen in den zoologischen Einrichtungen von dem seit 2000 existierenden Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) kontinental koordiniert.

Dass bei einer gezielten Auslese nach genetischen Überlegungen nicht alle Tiere unmittelbar in das Fortpflanzungsgeschehen eingebunden werden können, dürfte leicht zu verstehen sein. Dennoch haben solche überzähligen Individuen im Kontext einer Ex-situ-Reservepopulation ihre Daseinsberechtigung.

Die in einer grossräumigen Anlage lebenden, von der Zucht ausgeschlossenen Primaten werden einer anderen Aufgabe gerecht: Denn sie unterstützen Knies Kinderzoo in seiner Mission «Tiere erfahren. Biodiversität bewahren.» vortrefflich. Nicht nur, dass die neun zutraulichen Affen dem Publikum viel Freude bereiten – insbesondere im Rahmen direkter Begegnungen unter Aufsicht ihrer Betreuerinnen –, sondern weil sie alleine schon durch ihre Präsenz an die fortschreitende Zerstörung Amazoniens erinnern, verstanden als einen dringenden Appell an die Öffentlichkeit.

Knies Kinderzoo Rapperswil / Linth24