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Kultur
30.06.2023
30.06.2023 23:47 Uhr

Erstmals OASG und gleich auf Bühne

Sibuna.
Sibuna. Bild: Alessandro Fischbacher
Karriere-Meilenstein für die St.Galler Singer-Songwriterin Sibuna: Die 20-Jährige tritt am Openair St.Gallen auf. Im Gespräch mit stgallen24 erzählt sie, wie sie das geschafft hat.

Tina, Du bist als Sibuna in der Musikwelt bekannt – Was heisst «Sibuna»?
(lacht) Gegenfrage: Was heisst es rückwärts?

«Anubis»?
Genau, «Das Haus Anubis» war früher meine Lieblingssendung. Mit elf Jahren habe ich einen ersten Gaming-Account erstellt und brauchte einen Benutzernamen. Da ist dann «Sibuna02» entstanden.

Und diese Sibuna tritt nun gross auf: Vor einem Jahr kam Dein erster Zeitungsartikel heraus, es folgten neue Lieder und zurzeit steckst Du mitten in Deiner Debüt-Festivaltour. Wie bist Du hierhergekommen?
Mit ganz, ganz viel harter Arbeit. Gesungen habe ich immer schon und auf Instagram und Youtube habe ich Covers hochgeladen. In der dritten Sekundarstufe schrieb ich dann als Abschlussprojekt meinen ersten Song.

Seither war es ein konstantes Arbeiten. Ich veröffentliche nicht zehn Lieder in einem Jahr, aber immer wieder bringe ich neue Musik raus. Mit der Zeit habe ich mich selbst gefunden und aus meinen Kindheitsträumen wurden feste Ziele.

Und da stellst Du kurzerhand eine Festivaltour auf die Beine?
Das war eigentlich ganz lustig: Ich habe zwei Jahre lang jedem Festival eine E-Mail mit meiner Biografie, Promo-Bildern, Liedern und Website geschickt, damit sich die Verantwortlichen auf einen Blick ein Bild von mir machen konnten. Insgesamt gab es eine Antwort.

Also nahm ich mir für dieses Jahr vor, mich auf nur meine Musik zu konzentrieren und die Festivals erst beiseite zu legen. Und dann fing es an: Ich habe keine Veranstalter mehr kontaktiert, bin aber jetzt trotzdem mitten in meiner ersten Festivaltour.

«Einen Nachmittag lang habe ich Mails an Radiostationen aus ganz Europa gesendet – anfangs 2022 kam mein Lied ‹lost› das erste Mal im Radio.»
Sibuna

Du vermarktest Dich über die Sozialen Medien und bist auf Instagram sehr aktiv. Hat sich Deine Social-Media-Präsenz ausbezahlt, sodass Du für die acht Auftritte Deiner Festivaltour angefragt wurdest?
Wie die jeweiligen Veranstalter auf mich gestossen sind, weiss ich nicht. Vielleicht hatten sie meinen Namen von einem meiner letztjährigen Bewerbungsmails im Kopf, vielleicht stiessen sie über das Internet auf mich.

Es gibt auch Gigs, an die ich über eigene Beziehungen gekommen bin. Das sind Kontakte zu Musikern oder Managern anderer Bands, aus denen sich immer wieder neue Möglichkeiten ergeben.

Wie kommst Du zu diesen Kontakten?
Das läuft alles online, meistens über Instagram, ab. Ich folge anderen Künstlern, tausche mich mit ihnen aus und lerne Leute kennen. Auf diesem Weg habe ich bereits einige Zusammenarbeiten aufgegleist und peile beispielsweise gerade auch Projekte mit Schweizer Künstlern wie Nemo oder Marius Bear an.

«Andere Schweizer Künstler sind sehr offen für eine Zusammenarbeit. Das müssen sie auch, denn die Schweizer Musikszene ist extrem klein.»
Sibuna

Es läuft also viel über das Internet bei deiner Arbeit. Ist die digitale Welt das A und O für Dich?
Absolut, es hat viele Nutzen und ich lege selbst viel Wert auf meine Social-Media-Präsenz. Ich bin schon so lange auf diesen Plattformen unterwegs und habe vor sieben Jahren die ersten Covers hochgeladen, sodass das Ganze eine Art Lebenslauf geworden ist.

Auf TikTok lädst Du beispielsweise immer wieder dieselben kurzen Liedschnipsel Deiner Musik hoch. Was steckt dahinter?
Auf TikTok ist das Ziel, immer zu derselben Frequenz meiner Songs Videos hochzuladen, damit die Leute den Sound selbst kennenlernen und das Lied im Gedächtnis bleibt. Zu diesem Vorgehen hat mir ein holländischer Manager geraten – ich selbst mag TikTok eigentlich gar nicht.

Doch für meine Musik habe ich andere TikTok-Accounts und deren Stärken und Schwächen angeschaut, um auch auf der App unterwegs zu sein. Denn die Möglichkeit besteht immer, dass ein Video von mir plötzlich Tausende von Views bekommen könnte. Aber: Mein Fokus liegt auf Instagram.

Bild: Marco Ribeiro

Es ist also ein bewusstes Hantieren mit dem Algorithmus. Beeinflusst das Deinen Kreativprozess beim Songschreiben?
Ich arbeite mit meinen Emotionen, das ist für mich das Wichtigste. Das heisst, wenn ich mich schlecht oder wahnsinnig glücklich fühle, singe ich einfach zu Gitarrenakkorden oder Youtube-Beats. Ich spiele, fühle etwas und dann kommen Lieder wie «lost», «drugs» oder «I’m Better» heraus.

Natürlich passe ich am Ende ein paar Worte an, aber ich nehme da keinerlei Bezug auf das Publikum. Denn es sind meine Songs. Wenn sie jemand toll findet, ist das gut – und wenn nicht, dann eben nicht.

Machst Du auch von den neuen technischen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz wie biespielsweise des ChatGPT Gebrauch?
Nein, das lasse ich sein. Ich habe mir angeschaut, ob es eine Möglichkeit wäre. Man kann damit Songs schreiben und das funktioniert auch. Das Problem ist, dass ChatGPT die Lyrics speichern und jemand anderem wiedergeben kann. Damit verschwindet das Copyright.

Ausserdem ist ChatGPT eine Intelligenz, aber künstlich. Es hat keine Emotionen, nur Wörter und Informationen. Und in meiner Musik geht es um Emotionen.

Auf den Sozialen Medien bist Du von vielen unbekannten, aufstrebenden Musikern umgeben. Wie hebst Du Dich von diesen ab?
Es geht vor allem um den Wiedererkennungswert von «Sibuna», wie bei jeder Firma. Es gibt Musiker, die kennt man nicht beim Namen, sondern anhand eines bestimmten Merkmals. So sticht man aus der Masse heraus und genau das strebe ich an.

Ich habe einige Musikkollegen, die wollen gross herauskommen, haben aber gleichzeitig Hemmungen, sich online zu präsentieren. Und Social Media ist nun einmal die Plattform von heute, also bin ich dort aktiv.

«Ich bin das Produkt, ich muss mich verkaufen. Ohne hundertprozentige Überzeugung funktioniert das aber nicht.»
Sibuna

In zwei Tagen trittst Du am Openair St.Gallen auf. Was löst das in Dir aus?
Das bedeutet mir alles, wirklich alles. Wenn jemand von Schweizer Festivals spricht, dann kommt mir das OASG in den Sinn. Ich war selbst noch nie dort, es kam immer etwas dazwischen.

Nun gehe ich zum ersten Mal hin und spiele gleich das erste Mal live – diese Aussage klingt immer wieder aufs Neue surreal. Ich habe das Gefühl, jeder Tag ist ein Traum.

Wie sieht Deine Woche rund um das Openair aus?
Ich habe ein volles Programm und bin natürlich dabei im Sittertobel. Am Samstag ist das Highlight, wenn ich – am besten Tag des Openairs – gleich zweimal auf der Campfire Stage stehe. Da will ich einfach Spass haben und dieses Erlebnis geniessen, auch weil viele Freunde und Bekannte da sind.

Am Sonntag gehe ich an ein Coldplay-Konzert in Zürich – wenn meine Stimme diese Woche überlebt, dann Hut ab. (lacht)

«Wenn ich am Konzert meiner Lieblingsmusiker im Publikum stehe, denke ich: Das bin ich einmal.»
Sibuna

Was verspricht Dein OASG-Auftritt für das Publikum?
Es ist eine mega emotionale Reise. In meinem ganzen Set ist es eine Geschichte meines Lebens, die ich erzähle. Ich spiele Lieder von vor drei, fünf oder sieben Jahren.

Es ist einfach ein schöner Moment, den man geniessen kann. Und ich spiele noch neue, unveröffentlichte Lieder von mir.

Wo stehst Du in fünf bis zehn Jahren?
In zehn Jahren hoffe ich schon auf eine Europa- oder Welttour. In fünf Jahren mache ich eine Schweiz- oder vielleicht Europa-Tour. Ich habe kleine Träume, wie einen Auftritt am OASG oder eine Band mit Schlagzeug und Piano zu haben. Aber ich habe eben auch grosse Träume und viele Ideen:

Immer wenn ich durch einen Bahnhof laufe, sende ich allen möglichen Empfängern per Airdrop meinen Spotify-Link zu. Das kann mein Markenzeichen werden. Wenn ich dann einmal ein eigenes Konzert mache, könnte ich auf diese Art im Vorhinein einen Teaser an mein Publikum versenden – das ist einzigartig.

Bild: Yves Nossac

Und wie erreichst Du Deine Träume?
Jetzt ist es sicher das Ziel, in der Schweiz bekannt zu werden. Der Fokus liegt klar auf meiner Musik, Shows sind die zweite Priorität. Im nächsten Jahr stehen Kollaborationen an, in zwei oder drei Jahren will ich eine dann EP oder sogar ein Album herausbringen. Denn die fertigen Songs hätte ich und Zeit nach meiner jetzt abgeschlossenen Lehre ebenso.

Ich bin bereit, alles auf eine Karte zu setzen. Bis zu diesem Punkt war ich bei einem Engagement von fünfzig Prozent für meine Musik und stehe bereits hier – mit einem Openair-Auftritt. Da frage ich mich: Wie weit geht es, wenn ich alles gebe?

Mit Musik etwas verändern

Hinter dem Pseudonym Sibuna steckt die St.Gallerin Tina Zürcher, die Schweizer und holländische Wurzeln hat. Das Singen begleitete sie von der Primarschule über den ersten eigenen Song in der Oberstufe bis hin zur ersten Festivaltour nach der kürzlich abgeschlossenen Lehre als Mediamatikerin.

Musik kann etwas verändern und genau das will Sibuna tun. Mit Gitarre und Gesang erzählt sie von ihren Emotionen, von Trauer, Freude und regt zum Nachdenken an. Ruhige Balladen und lebhafte Hits sind von Künstlern wie Katy Perry, Yungblud oder Blanks inspiriert.

Auf Instagram, Youtube und Tiktok zeigt sich die 20-Jährige der Welt und steht als Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere am 1. Juli 2023 auf der Campfire Stage auf am Openair St.Gallen (12:00 und 13:45 Uhr).

Simea Rüegg/stgallen24 / Linth24