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Rapperswil-Jona
25.09.2022
26.09.2022 10:21 Uhr

Lido 5: Der Fisch stinkt vom Kopf her

Stadtrat von Rapperswil-Jona: «Mitgegangen, mitgehangen».
Stadtrat von Rapperswil-Jona: «Mitgegangen, mitgehangen». Bild: Linth24
Das Debakel rund um die Lido-Planung reiht sich ein in eine Serie missglückter und intransparenter Stadt-Projekte. Die Verantwortung liegt beim Stadtrat. Kommentar von Bruno Hug

Wer ergründen will, warum in Rapperswil-Jona nichts läuft, kann sich das Planungs-Chaos rund um’s Lido vor Augen führen, in dem unfundierte Grundsatzentscheide, Intransparenz, Halb- und Unwahrheiten das Geschehen bestimmen.

Und so lief es auch bei vielen weiteren Stadt-Projekten: Bei der Streichung der Pflegeabteilung aus der Alterssiedlung Porthof, bei der aus der Stadtkasse bezahlten Hecke für den Stapi-Götti, beim defekten Schwimmbecken der Badi Lido, das nicht defekt war, bei den vom Stadtpräsidenten unzutreffend als verschwunden erklärten Lido-Badi-Einrichtungen, beim mysteriösen Feuerwehr-Debakel, beim stadträtlichen Unterzug zum BWZ-Standort oder der kuriosen Millionen-Abgabe an die Zürichsee-Schifffahrt.

Was kann man noch glauben?

Und jetzt diese krasse Irreführung zur Lebensdauer des Eisstadions Lido, basierend auf einer vom Stadtrat falsch dargestellten Stadion-Untersuchung. Und auch zur aktuell laufenden Lido-Planung legte er wieder falsche Zahlen vor.
Da erstaunt es schon bald nicht mehr, wenn der Stadtrat beim kurios angeleierten Badi-Abriss Dokumente unter Verschluss halten will. Müssen nächste Falschaussagen oder Halbwahrheiten verdeckt bleiben? Man fragt sich: Was kann man diesem Stadtrat noch glauben?

Gescheiterte Projekte

Zu erwähnen sind auch die vielen gescheiterten Projekte wie der Neubau des Freibads im Lido, der fünfjährige Kampf des Stadtrats um die am Ende doch beerdigte Eis-Trainingshalle im Grünfeld, das Monsterschiff in Rappis Hafen, das Visitor Center am Fischmarktplatz, die vom Stadtrat angeleierte und dann unter öffentlichem Druck wieder abgesagte Fremdfinanzierung des Pflegezentrums Schachen – oder die vom Volk hochkant versenkte Avenida quer durch Rapperswil-Jona.

Es fehlen Einsicht – und Ehrlichkeitheit

Zu viele Stadt-Projekte sind oder waren schlecht durchdacht. Danach hat der Stadtrat versucht, sich durchzumogeln. So wie das jetzt im Lido wieder geschieht, wo er das Dutzende von Millionen kostende Eisstadion umherschiebt wie ein Lego-Haus. Und dazu – wieder irreführend – den vier Planer-Büros einfach so in die Akten schreibt, es werde «Privat» finanziert.
Falls dem so wäre, muss die Öffentlichkeit das wissen. Falls dem nicht so ist, ist diese mutmassliche Fehlinformation schon wieder die Basis fürs nächste Desaster.

Man kann es nicht anders sagen: Dieser Stadtführung fehlen zu oft Klar-, Um- und beim Scheitern Einsicht. Und leider, wie zu viele Beispiele zeigen, immer wieder Offenheit und Ehrlichkeit. Dabei muss man befürchten, dass sich diese Mankos auch verwaltungsintern negativ auswirken.

Machterhalt durch Chaos

Der Fisch stinkt immer vom Kopf her. Dort, wo der Wille zu Sachlichkeit und Transparenz fehlen, kann nichts Gutes entstehen. Und man weiss, wer Macht ausüben will und dem dazu die Grösse und die nötige Demut fehlen, verursacht gerne ein Chaos, in dem er am Schluss der Einzige ist, der so tun kann, als hätte er den Überblick. Für die andern gilt dann: «Mitgegangen, mitgehangen». Insofern wäre es an der Zeit, dass sich einige Stadträte über das Geschehen in ihrem Rat grundsätzliche Gedanken machen.

Bruno Hug