In der Regel besucht Delia Schwarzmann am Mittwoch im Linthgebiet fünf Klientinnen und Klienten. Die übrigen Tage leitet die 30-jährige Glarnerin das Psychiatrieteam der Spitex Sarganserland. Ihre Klientinnen und Klienten leiden alle unter psychischen Beschwerden.
So auch die erste Patientin an diesem Tag, bei welcher sie um 9 Uhr einen Termin wahrnimmt. Es handelt sich um eine 46-jährige Frau, die ein bewegtes Leben hinter sich hat. Als Kind zog sie etliche Male um, musste sich immer wieder an neue Umgebungen gewöhnen. Das ging nicht spurlos an ihr vorbei. Später wurde bei ihr unter anderem ein Borderline-Syndrom diagnostiziert. Es fiel ihr schwer, Beziehungen einzugehen und sie hatte starke Stimmungsschwankungen. Wegen zwei Verkehrsunfällen leidet sie zudem noch heute an körperlichen Gebrechen. Den Job als Floristin musste sie vor Jahren an den Nagel hängen, sie lebt von der IV. Schon verschiedene Male war sie in einer Klinik untergebracht. Dank der Hilfe der Spitex Linth ist das heute kein Thema mehr: «Ich kann in meinen eigenen vier Wänden leben und bin trotzdem nicht mir selbst überlassen. Delia und ihr Team kümmern sich um mich, ohne Vorurteile. Sie hören mir zu, geben mir Rückhalt und beraten mich. Das bedeutet mir sehr viel.»
An diesem Tag erzählt die Klientin der Spitexfrau, wie schwierig es ist, eine Anstellung in einem kleinen Pensum zu finden: «Viele schreckt mein Lebenslauf ab. Und dann kann ich nur stundenweise arbeiten, weil ich schnell müde werde. Aber ich bin intelligent und habe eine grosse Lebenserfahrung – das könnte doch gefragt sein?» Delia Schwarzmann macht sich dazu Notizen: «Das ist ein wertvoller Hinweis, daran können wir arbeiten.»
Mit unterschiedlichen Krankheitsbildern konfrontiert
Die Krankheitsbilder der Klientinnen und Klienten der Psychiatriespitex sind ganz unterschiedlich. Einige haben eine verzerrte Wahrnehmung, Wahnvorstellungen, andere leiden an Panikattacken, haben posttraumatische Störungen, sind mitten in einem Burnout oder ihr Thema ist eine Suchtproblematik. «Wenn sie einsehen, dass sie krank sind und den Wunsch äussern, etwas verändern zu wollen, sind sie richtig bei uns, dann können wir zusammenarbeiten», sagt Delia Schwarzmann. Ablehnen müsse sie Anfragen nur dann, wenn eine Selbst- oder Fremdgefährdung vorliege oder die Situation so instabil sei, dass eine stationäre Lösung angestrebt werden müsse.
Stationäre Aufenthalte hat auch ein weiterer Klient von Delia Schwarzmann schon hinter sich. Er ist 62-jährig, ehemaliger Automechaniker. Bis heute ist es ihm nicht gelungen, vom Alkohol wegzukommen. Mithilfe der Spitex Linth schafft er es jedoch, etwas weniger zu trinken: «Ich nehme zwischendurch ein alkoholfreies Bier oder ein Panasché. Zudem sind die Spitexfrauen streng mit mir. Wir erstellen zusammen einen Wochenplan mit Aufgaben, die ich zu erledigen habe. Dazu brauche ich einen klaren Kopf. Ich versuche mich, daran zu halten und habe auch Freude, wenn es im und ums Haus etwas ordentlicher ist. Dank dem Besuch der Pflegefachleute fühle ich mich nicht mehr so einsam, sie kommen regelmässig bei mir vorbei.»
Das ist ein wichtiger Punkt für Delia Schwarzmann: «Wir legen Wert darauf, immer am selben Tag zur gleichen Zeit die Termine bei den Klientinnen und Klienten zu planen. Das gibt ihnen eine gewisse Struktur und unterstützt ihre Stabilität.» Hauptsächlich besteht die Arbeit der Mitarbeitenden der Psychiatriespitex darin, gut zuzuhören und Vertrauen aufzubauen. Wenn das gelingt, geht es darum, die Menschen in ihrem gesunden Verhalten zu stärken und im kranken zu hemmen. Die Psychiatriefachfrauen geben keine Ratschläge, sondern helfen den ihnen anvertrauten Personen, selber Wege zu finden, ihr Leben zu ordnen, Ruhe hineinzubringen und in kleinen Schritten ein gewünschtes Ziel zu erreichen.