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Leserbrief
Kanton
05.05.2020

Corona-Hilfen: Jetzt geht’s ums Geld

Die Corona-Krise wirkt sich auch auf finanzieller Ebene aus.
Die Corona-Krise wirkt sich auch auf finanzieller Ebene aus. Bild: zVg
Roland Dürig macht sich Gedanken über die Corona-Hilfsgelder, falsche Anreize und die Versäumnisse der vergangenen Jahre.

Das Coronavirus hat weltweit viele Menschen überrascht, deshalb schreiben viele nur noch über dieses Thema. Viele haben den Virus nicht überlebt oder wurden von einem schon vorhandenen Leiden erlöst, während noch sehr viele mehr Menschen um ihre unerwartet Verstorbenen trauern. Rücksichtslos sind an der Schweizer Wirtschafts-Hitparade nun zwei neue Themen auf die ersten beiden Ränge gerutscht, mit den Titeln «Jammern» und «Fordern».

Die Höchsten und Reichen unter der Berner Bundeshauskuppel riefen viel zu früh und laut genug, dass sie ca. 42 Milliarden Schweizer Franken, die nicht vorhanden sind, für so genannte Corona-Geschädigte per Antrag locker machen.

Sollte tatsächlich dieser Riesenbetrag ausbezahlt werden (was ich nicht hoffe), geht die Schweiz zwar nicht Konkurs, aber der Schuldenabbau von 30 Milliarden Franken der letzten 15 Jahre wird somit innert kurzer Zeit dadurch weggefressen. Die Schulden werden durch die neuen hinzukommenden Corona-Ausgaben auf ca. 150 Milliarden Franken anwachsen. Nun bekommt die Schweiz die Quittung zu spüren, für die groben Fehler der vergangenen Jahre im industriellen Wettkampf um das so genannte Bruttoinlandprodukt (BIP).

Der Nationalrat forderte vom Bund ständig nach noch mehr Wachstum und Wohlstand. Seit 2008 hat das BIP um ganze 100 Milliarden zugenommen, mit den heute spürbaren Negativfolgen Umweltbelastung, Überbevölkerung, Überkapazitäten in einzelnen Branchen, Zunahme der Arbeitslosenzahlen, Kulturlandverlust und das Bauernsterben, wodurch die Schweizer Landesversorgung in grosse Not gerät. Der Mensch lebt ja nicht nur von Milch, Brot und Käse, deshalb muss die angeblich reiche Schweiz heute schon mindestens 40 % Lebensmittel importieren. Ein tiefer Selbstversorgungsgrad bei ständig zunehmender Bevölkerung macht die Lebensmittelversorgung sehr verletzlich.

Staatsinterventionen sind in einer Lage wie der jetzigen unerlässlich, aber sie dürfen keine falschen Anreize setzen. Die rasche Auszahlung und Kreditvergabe gegen nur oberflächlich geprüfte Anträge ist anfällig für Missbrauch. Das Helfersyndrom unter dem Zeitdruck bietet Tausenden von Antragsstellern gute Möglichkeiten, um mehr Geld zu bekommen, als ihnen zustehen würde.

Wenn es um Gratisgeld geht, melden sich zu meinem Entsetzen sogar Schweizer Landwirte für Erwerbsersatz für die letzten zwei Monate, dabei erhalten sie ja bereits jährlich hohe Direktzahlungen. Das Coronavirus hat da offenbar eine unbekannte Nebenwirkung, genannt «Geldgier», ins Land gebracht, diese muss nun über einige Jahre hinweg mit einem sehr grossen Aufwand bekämpft werden. Diesmal aber nicht von Ärzten und Pflegepersonal, sondern von Politikern und Anwälten.

Roland Dürig, Schwanden