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Rapperswil-Jona
19.08.2021
20.08.2021 09:18 Uhr

Musikalische Reise in ein vergessenes Gebiet

Fabienne Romer (links) und Sybille Diethelm sind von den Mundartliedern begeistert-
Fabienne Romer (links) und Sybille Diethelm sind von den Mundartliedern begeistert- Bild: zVg
Zwei Frauen aus Rapperswil und Ernetschwil suchten in Archiven nach vergessenen Mundartliedern – und fanden einen wahren Schatz. Nun präsentieren sie ihre CD an Konzerten.

Die Pianistin Sybille Diethelm und die Sängerin Fabienne Romer aus Rapperswil und Ernetschwil hatten einen grossen Wunsch: 2015 wollten zum Anlass des 150. Geburtstags des Einsiedler Mundartdichters Meinrad Lienert (1865 – 1933) ein Programm mit Liedern zusammenstellen, die seine Gedichte zur Grundlage haben. 

Dass zu Lebzeiten des Dichters zahlreiche solche Stücke von verschiedensten Komponisten geschrieben worden waren, wussten die beiden Musikerinnen. Doch waren diese in der Zwischenzeit in Vergessenheit geraten. Wo also suchen? Für Diethelm und Romer begann eine intensive Recherche-Arbeit in Archiven in Einsiedeln und Zürich. Fündig wurden sie tatsächlich, wobei sie einige Überraschungen erlebten.

Die Musikerinnen waren vom Ergebnis ihrer Suche selber überrascht. Bild: zVg

Eine Fülle an wunderbaren Liedern

«Als wir mit unserer Suche begannen hatten wir keine grosse Erwartungen», erzählt Fabienne Romer. «Doch sobald wir in den Einsiedler und Zürcher Archiven tiefer gruben, waren wir überrascht wie viele Musiker damals seine Mundartgedichte vertont hatten.» Noch mehr hätten sie sich über die Qualität der gefundenen Kompositionen gefreut. 

Fabienne Romer betont, dass es sich bei diesen Liedern nicht um einfache Volkslieder, sondern um sogenannte Kunstlieder handle. Einer der bekanntesten Komponisten solcher Stücke sei beispielsweise Franz Schubert gewesen, sagt die Pianistin. «Kunstlieder sind klassische Kompositionen, aber man hört immer wieder typische Harmonien heraus, die man etwa aus der Schweizer Volksmusik kennt.» Ein anderes Merkmal ist, dass die Instrumentierung sich stets auf Klavier und Gesang beschränkt. Als Beispiel erwähnt Romer ein Stück, das fast wie ein volkstümliches Zäuerli klingt, allerdings mit klassischer Sopranstimme und Klavier interpretiert wird. 

Sybille Diethelm und Fabienne Romer schwelgen in den Melodien für Gesang und Klavier. Bild: zVg

Radio SRF und Sponsoren ermöglichen die CD

Nachdem Diethelm und Romer eine Fülle an Kompositionen wiederentdeckt hatten, stellten sie mit den 30 schönsten Liedern ein Programm zusammen. 2015 präsentierten sie den musikalischen Mundartschatz erstmals auf der Bühne. Bei diesem und folgenden Konzerten wurden sie von Zuhörern immer wieder nach einer CD mit genau diesen Liedern gefragt. Jedoch fehlte den Musikerinnen zunächst schlicht die Zeit. «Leider können wir nicht bei jedem Projekt Aufnahmen machen. Zudem hätten diese ja auch einiges an Geld erfordert», so Romer. 

Dennoch stand ihr Projekt unter einem guten Stern: Bei jedem der 15 Konzerte, die sie in der Schweiz und Deutschland gaben, fand sich stets ein Veranstalter unter den Zuhörern, der das Programm unbedingt auch auf seiner Bühne präsentieren wollte. So wurde der Wunsch nach einem Album immer stärker. 

Die Zeit, die ihnen bis jetzt für eine Album-Produktion gefehlt hatte, kam 2020 mit dem Beginn der Pandemie, als jeglicher Konzertbetrieb zum Erliegen kam. Punkto Finanzierung half den Musikern die Zusammenarbeit mit Radio SRF 2. Der Sender stellte ihnen kostenlos sein Aufnahmestudio zur Verfügung. Ebenso fanden sich grosszügige Sponsoren. Wie die wiederentdeckten Kunstlieder live klingen können Interessierte an diesem Samstag beim CD-Releasekonzert in Schloss Rapperswil oder am Sonntag im Kloster Einsiedeln hören. Und wer den Mundartschatz zu sich nach Hause mitnehmen will, kann endlich auch eine CD erstehen. 

Konzert im Schloss Rapperswil: Samstag, 21. August, Beginn 19.30.

Konzert im Kloster Einsiedeln: Sonntag, 22. August, Beginn 17.30 Uhr. 

Der Eintritt ist bei beiden Konzerten frei, Kollekte ist erwünscht. 

Jérôme Stern, Linth24