Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
11.04.2021
11.04.2021 18:47 Uhr

Stadtführung im Schwitzkasten der Polen

Haus «Zum Pfauen» in Rappis Altstadt: Entweder sind die Polen unanständig oder Ortsbürger und Stadtrat haben mit der Museumskündigung im Schloss geschlampt.
Haus «Zum Pfauen» in Rappis Altstadt: Entweder sind die Polen unanständig oder Ortsbürger und Stadtrat haben mit der Museumskündigung im Schloss geschlampt. Bild: Linth24
Die Stadt-Mitteilung zum Polenmuseum lässt aufhorchen. Warum lassen sich die Stadtoberen von den Polen unter Druck setzen? Was mauscheln die Ortsbürger? Kommentar von Bruno Hug

Die Medienmitteilung von Stadtrat und Ortsbürger von Mitte Woche zum geplanten Polenmuseum im städtischen Haus «Zum Pfauen» deutet auf ein weiteres Stadtdebakel hin: Warum lässt sich die Stadtführung von den Polen durch die Gassen treiben?

Linth24 hat aufgedeckt, dass die Polen-Stiftung für 10 Millionen Franken Mehrfamilienhäuser besitzt. Und am Schlossaufstieg den «Burghof», der perfekt für ein Polenmuseum geeignet wäre. Doch die Polen wollen ihr Museum zum «symbolischen» Mietzins im städtischen Haus «Zum Pfauen» verwirklichen. Wie ist das möglich?

Polen-Einsprache verhindert Schlossumbau

In seiner Information schrieb der Stadtrat, die Polen hätten gegen die Kündigung des Polenmuseums im Schloss Einsprache erhoben. Der Stadtrat und die Ortsgemeinde hätten deshalb, «um den Schlossumbau termingerecht zu realisieren, ein hohes Interesse an einer einvernehmlichen Lösung». Darum der «Pfauen».
Mit dieser Begründung versucht die Stadt jedoch, vom Hauptproblem abzulenken. 

Museums-Aus seit Jahren bekannt

Denn die Polen wissen seit Jahren, dass sie aus dem Schloss ausziehen müssen. Trotzdem versuchten sie dies immer wieder zu unterlaufen. So im Mai 2018, als der polnische Botschafter beim St. Galler Regierungsrat auf Jammertour ging. Doch Stadtpräsident Martin Stöckling trat sofort dagegen an. Er sagte gegenüber Lokalzeitungen, «am Entscheid» zum Aus des Polen-Museums im Schloss werde «nicht gerüttelt». Es werde «definitiv geschlossen».
Dasselbe verkündeten die Ortsbürger mehrfach – und kündigten den Polen den Schloss-Vertrag gemäss Mitteilung Ende 2020 auf Ende März 2022.

Unanständig oder Stadt-Debakel

Dass die Polen diese Kündigung nun attackieren und Stadtrat und Ortsbürger mit dem Druck der Bauverzögerung in den Schwitzkasten nehmen, kann nur zwei Gründe haben:

  • Entweder sind die Polen mit ihrer Einsprache gegen die Kündigung unanständig und dreist und hätten schon allein deshalb kein städtisches Haus zur Miete verdient.
  • Oder Stadt und Ortsbürger haben mit der Museums-Kündigung geschlampt. Das hiesse: Sie wollen für 16 Millionen Franken das Schloss umbauen, wären aber nicht fähig gewesen, den Polen-Mietvertrag sachgerecht zu kündigen!

Wo das Problem liegt, muss der Stadtrat erklären. Tut er das nicht, muss angenommen werden, dass er gemachte Fehler vertuschen will.

Was mauscheln die Ortsbürger

Laut Mitteilung sind es die Ortsbürger, die mit den Polen verhandeln und dem Architekturbüro «Raumfindung» den Auftrag zum «Pfauen»-Umbau erteilten. Bezahlen sollen die Bauerei – inklusive Lifteinbau – dann einmal mehr die Steuerzahler!

Bezüglich Mietzins schreibt die Stadt: Die «Stiftung Volksheim» als Eigentümerin des «Pfauens» sei «als gemeinnützige Institution nicht auf hohe Rendite … ausgerichtet».
Das ist falsch: Die Stiftung erhielt gemäss Jahresrechnung 2018 von der Stadt ein Darlehen von 750'000 Franken. Sie muss somit an Mieteinnahmen interessiert sein!

750’000-Franken-Darlehen von der Stadt an die «Pfauen»-Stiftung «Volksheim». Bild: Linth24

Was geht die Ortsbürger der «Pfauen» an?

Fragt sich noch: Was haben die Ortsbürger mit den Polen zum «Pfauen», also über ein ihnen nicht gehörendes Haus, zu verhandeln und Architekturaufträge zu vergeben? Zuständig für den «Pfauen» wären die Stadträte Tanja Zschokke und Boris Meier, welche die Stiftung vertreten.

Interessenten für Pfauen: Bei Linth24 melden!

Stadtpräsident Stöckling sagte der «Linth-Zeitung» noch, «für eine städtische Nutzung» im «Pfauen» sehe er «aktuell keinen Bedarf».
Mag sein, dass Stöckling nichts sieht. Falsch könnte es trotzdem sein. Erstens ist die Stadt in viele Fremdbauten eingemietet. Zum Beispiel mit dem Grundbuchamt. Ein städtisches Amt nach Rapperswil zu zügeln, wäre doch auch einmal eine Idee, oder? Zweitens: Wie wäre es, den «Pfauen» für eine soziale Institution oder z. B. die Organisation des – immer nötiger werdenden – Stadtparlaments vorzusehen?
Interessenten für den «Pfauen» können sich melden bei bruno.hug@linth24.ch. Ich leite die Ideen dann gern an die Stadt weiter.

Ungetreue Amtsführung?

Zu guter Letzt sei nochmals betont: Die Polen sind reich. Und besitzen am Schlossaufstieg ein top-geeignetes Haus für ihr Museum. Geschenke von der öffentlichen Hand an sie sind unnötig. Und wenn ihnen im Schloss sauber gekündigt wurde, sollen sie dieses termingerecht verlassen.

Schlampten hingegen die Stadtväter, müssen sie das offenlegen. Und mit dem Schlossumbau eben erst dann beginnen, wenn die Polen das Schloss regelkonform verlassen.

Dass die Stadtoberen umgekehrt Geschenke verteilen, um ihre Fehler zu kaschieren, käme wohl nahe an die «ungetreue Amtsführung» heran. 

Bruno Hug