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Leserbrief
Rapperswil-Jona
21.05.2025
22.05.2025 07:54 Uhr

Velofahrer von Busse überrascht

Wegen der gesperrten Durchfahrt via Haldenstrasse fuhr Gabriel Sutter (l.) am Montag früh per Velo via Kapuzinerzipfel zur Seebadi – und muss nun zahlen.
Wegen der gesperrten Durchfahrt via Haldenstrasse fuhr Gabriel Sutter (l.) am Montag früh per Velo via Kapuzinerzipfel zur Seebadi – und muss nun zahlen. Bild: zVg (Collage Linth24)
Auf dem Velo wurde Leser Gabriel Sutter am Montag am leeren Kapuzinerzipfel Rapperswil von Polizisten wegen Störung von Anwohnern und Joggern gebüsst. Er siehts humorvoll-kritisch.

Leser Gabriel Sutter schreibt:

Schöner Wochenstart

«Ich bin mir nicht sicher, ob ich enttäuscht oder fast ein wenig stolz sein soll: Nach über 42 Jahren Wohnsitz in Rapperswil-Jona habe ich heute meine allererste Verkehrsbusse erhalten – eine Velobusse, wohlgemerkt.

Ein bisschen überraschend kam sie schon, denn eigentlich habe ich mich immer an die Verkehrsregeln gehalten – oder hatte ich einfach nur Glück?

Ob es nun Glück oder Pech war, an diesem wunderschönen Montagmorgen um 7:30 Uhr zwei uniformierten Polizisten am Kapuzinerzipfel zu begegnen, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Jedenfalls erklärten sie mir, dass Velofahrer angeblich Anwohner und Jogger auf dem Kiesweg zwischen Seepromenade und Seebadi stören würden – auch frühmorgens.

Nur: Es war weit und breit niemand zu sehen, weder Anwohner noch Jogger. Nur die beiden Polizisten versuchten mir zu erklären, dass ich soeben ein Fahrverbot missachtet hätte – und nun bitte schön CHF 100 zu zahlen hätte.

Hätte ich mein Handy dabeigehabt, hätte ich vielleicht die Kantonspolizei angerufen und zwei verdächtige Personen gemeldet, die sich morgens um sieben als Stadtpolizei ausgeben. Ob sich wohl die Mönche im Kapuzinerkloster über aggressive Velofahrer beschwert haben?

Hundehalterin weniger gebüsst

Kaum zu sagen – aber es wurde noch skurriler: Auch eine verdutzte Hundehalterin wurde zur Kasse gebeten, da ihr Hund nicht an der Leine war. Und da weiterhin kein Jogger weit und breit zu sehen war, liegt der Verdacht nahe: Vielleicht sind die Hunde schuld. Oder einfach die Tatsache, dass es 7:30 Uhr an einem herrlichen Montagmorgen war. Oder bin ich – der aggressive Velofahrer – doch der wahre Übeltäter?

Im Gegensatz zu mir kam die Hundehalterin glimpflich davon: Ihre Busse belief sich auf nur CHF 30. Und da fühlte ich mich dann doch ein wenig... angepinkelt.

Zweifel auf dem Rückweg

Nach meinem Morgenschwumm machte ich mich zu Fuss auf den Rückweg Richtung Altstadt und schob mein Velo brav am Kapuzinerzipfel vorbei. Kurz vor 8 Uhr – die Polizisten waren bereits verschwunden – fragte ich mich, ob das Ganze nicht vielleicht doch ein fieser Trick von zwei Zivilisten war. Eine Fata Morgana?

Oder hatten die echten Beamten womöglich gemerkt, dass die offizielle Fahrradroute über die Giessi zur Seebadi wegen Bauarbeiten gesperrt ist – und es war ihnen peinlich?

Busse echt, aber reduziert

Um sicherzugehen, suchte ich den lokalen Polizeiposten auf. Dort wurde ich freundlich vom Polizeikommandanten begrüsst. Auf meine Nachfrage hin dann die gute Nachricht: Keine Fata Morgana, keine verkleideten Halunken – die Polizisten waren echt. Und meine Busse wurde sogar auf CHF 30 reduziert.

Soll ich mich nun über diese CHF 30 freuen? Ich weiss es nicht – den Hund kann ich leider nicht mehr fragen. Vielleicht frage ich stattdessen bei der Stadt nach, die die Polizisten beauftragt hat, den Anwohnern einen ‹schönen› Wochenstart zu bescheren, ob sie die Busse übernehmen würden.

Dann könnte ich mir endlich eine Mitgliedschaft bei Pro Velo Rapperswil-Jona leisten – und mein Wissen über die bevorstehende Velowende erweitern. Wäre doch eine klassische Win-win-Situation.»

Gabriel Sutter, Rapperswil