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Kolumne
03.05.2025
03.05.2025 07:43 Uhr

Zahlen und Hoffnung heben Börse

In der verkürzten Woche (1. Mai) erholten sich die Börsen laut Christopher Chandiramani dank guter Quartalszahlen und Hoffnung auf Zoll-Lockerungen.
In der verkürzten Woche (1. Mai) erholten sich die Börsen laut Christopher Chandiramani dank guter Quartalszahlen und Hoffnung auf Zoll-Lockerungen. Bild: Linth24
Börsenteilnehmer hoffen auf Reduktion der US-Zollforderungen. Zudem profitierte der Handel von Dreimonatszahlen von UBS, Novartis und US-Tech. SMI plus 2.6 Prozent: 12'254 Punkte.

Weiterhin Turbulenzen in der US-Regierung: Der Sicherheitsberater Mike Waltz muss nach der Affäre um eine Signal-Chat-Panne seinen Posten räumen und wird als UNO-Botschafter nach New York versetzt. Aussenminister Marco Rubio übernimmt vorübergehend das Amt. Ein irrtümlich eingeladener Gast hatte heikle Militärinformationen im Chat aufgedeckt.

Frühindikator: In den USA ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe deutlich gestiegen. In der vergangenen Woche legten sie um 18'000 auf 241'000 zu. Volkswirte hatten im Schnitt nur mit 223'000 Hilfsanträgen gerechnet.

Die deutsche Koalition steht. Nach CDU und CSU hat auch die SPD dem gemeinsamen Koalitionsvertrag zugestimmt. Im Merz-Kabinett sollen künftig vier Männer und drei Frauen die Ministerposten der CDU übernehmen – überraschend ist die Nominierung eines neuen Digitalministers. Die CSU unter Markus Söder hat sich für Alexander Dobrindt, Dorothee Bär und Alois Rainer als Minister entschieden. Die SPD will Lars Klingbeil zum Vizekanzler machen und ihre weiteren wichtigen Posten kommende Woche (5. Mai) bekanntgeben.

Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz stuft die Partei Alternative für Deutschland (AfD) auf Bundesebene als gesichert rechtsextremistisch ein, aber nicht verboten. Zuvor teilte der Verfassungsschutz lediglich einzelne AfD-Landesverbände in diese Kategorie ein. Dies alles macht die deutsche Politik noch komplizierter.

Der massive Stromausfall in Spanien und Portugal am Montag hat für Chaos gesorgt. Medienberichten zufolge sind in der sogar drei Menschen gestorben. Die Ursachen des Blackouts sind noch nicht bekannt.

Unternehmensnachrichten

Der Pharmakonzern Novartis ist auf Erfolgskurs. Im ersten Quartal hat er den Umsatz 12 Prozent auf USD 13.2 Mrd. gesteigert. Mit USD 5.6 Mrd. fiel auch der Betriebsgewinn über der Markterwartung aus. Unter dem Strich verdiente Novartis USD 3.6 Mrd. gut einen Drittel mehr als im Vorjahresquartal. Die Prognosen für das Gesamtjahr wurden erhöht.

Die Grossbank UBS hat im ersten Quartal USD 2.13 Mrd. Vorsteuergewinn erzielt und damit 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Analysten hatten einen stärkeren Rückgang erwartet. Die weltweite Vermögensverwaltung entwickelte sich besser als das Schweizer Geschäft, wo sich der tiefere Zinsertrag bemerkbar machte. Das Kosten-Ertrags-Verhältnis stieg indessen von 80.5 auf 82.2 Prozent. Netto flossen der Bank zwischen Januar und März rund USD 32 Mrd. zu. Die Grossbank will weiter Kapital an die Aktionäre zurückführen. So könnte die Dividende für das laufende Jahr 10 Prozent steigen. Auch Aktienrückkäufe sind geplant.

Der Chemiekonzern Clariant hat im ersten Jahresabschnitt einen unveränderten Umsatz von CHF 1 Mrd. erwirtschaftet. Um Restrukturierungskosten bereinigt stieg das Betriebsergebnis um 3 Prozent auf CHF 190 Mio. Am Jahresausblick wird unverändert festgehalten.

Das Verpackungsunternehmen SIG hat den Umsatz von Januar bis März 3.4 Prozent auf EUR 746 Mio. gesteigert. Das operative Ergebnis auf Stufe Ebitda nahm überproportional zu, um 7.4 Prozent auf EUR 166 Mio. Der Gewinn stieg 11 Prozent auf EUR 44 Mio.

Die Aktionäre der St.Galler Kantonalbank haben an der Generalversammlung alle Anträge des Verwaltungsrats abgesegnet. Sie stimmten unter anderem einer Dividende von CHF 19 Fr. je Aktie zu, vergleichbar zum Vorjahr.

Der Umsatz des Chemieunternehmens Ems-Chemie ist in den ersten drei Monaten auf CHF 522 Mio. gefallen. Die Jahresprognose eines leicht schrumpfenden Umsatzes und eines leicht höheren Betriebsergebnisses (Ebit) wird bekräftigt.

Die Automobilkrise in Deutschland ist noch nicht überwunden. Mercedes-Benz hat zu Jahresbeginn das schwache Geschäft im wichtigen Markt China zu schaffen gemacht. Im ersten Quartal sackte der Gewinn des Dax-Konzerns um knapp 43 Prozent auf EUR 1.73 Mrd. ab. Auch der Konzerngewinn bei VW brach im ersten Quartal um 41 Prozent ein. Neben bereits bekannten milliardenschweren Sonderbelastungen bereitet der wichtige Fernost-Markt dem deutschen Auto-Riesen Sorgen.

Aussichten

Im ersten Quartal 2025 verliert die USA deutlich an Schwung. Die US-Wirtschaft ist in den ersten drei Monaten des Jahres um 0.3 Prozent geschrumpft, nachdem sie im Vorquartal noch um 2.4 Prozent gewachsen war. Die USA verwandeln sich gerade vom Stabilitätsanker zu einem grossen Unsicherheitsfaktor. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hat wegen Trumps Zöllen seine Prognose für die Weltwirtschaft stark reduziert. Wenn dieser an den höheren Zöllen festhält, droht ein Einbruch des Welthandels, Inflation und eine weltweite Rezession, besonders auch in den USA. Es gibt jedoch gute Aussichten auf eine positive Verhandlungsdiplomatie und neue Kompromisse. Schätzungen für das Schweizer Wirtschaftswachstum wurden ebenfalls reduziert, im April 2025 nur noch plus 1.1 Prozent für 2025 und 0.8 Prozent für 2026. Sorgen bereiten uns nicht nur die Zölle, sondern auch die schwachen Währungen EUR und USD – eine grosse Herausforderung für die Nationalbank.

Christopher Chandiramani, BörsenanalystPortal24