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Kanton
11.03.2025

Rat für 180-Millionen-Sparpaket

Der St.Galler Kantonsrat will die Staatsausgaben bis 2028 um 180 Millionen Franken senken. (Archivbild)
Der St.Galler Kantonsrat will die Staatsausgaben bis 2028 um 180 Millionen Franken senken. (Archivbild) Bild: KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER
Der St.Galler Kantonsrat beschloss am Dienstag Einsparungen im Umfang von 180 Millionen Franken. Sie sind bis 2028 umzusetzen. Widerstand kam nur von der SP-Grünen-GLP-Fraktion.

Bereits in der Debatte über das Budget für 2025 hatte Finanzchef Marc Mächler (FDP) angekündigt, dass wegen des strukturellen Defizits Entlastungsmassnahmen ergriffen werden müssten.

Basis dafür sind die finanziellen Aussichten für die nächsten Jahre, festgehalten im Aufgaben- und Finanzplan (AFP). Die Regierung rechnet bei Ausgaben von aktuell knapp 6 Milliarden Franken für 2026 mit einem Defizit von 169 Millionen Franken und für 2027 mit einem von 136 Millionen Franken. Erst ab 2028 soll das Minus nur noch zweistellig sein (-52 Millionen Franken).

Haupttreiber für den Aufwandüberschuss sind die Staatsbeiträge, die in den kommenden Jahren überdurchschnittlich stark ansteigen werden. Im Vergleich zum Budget 2025 geht die Regierung bis 2028 von einer Steigerung um 213 Millionen Franken aus.

Erwartet werden unter anderem hohe Zunahmen bei den inner- und ausserkantonalen Hospitalisationen. Weitere Mehrausgaben betreffen die Hochschulen oder die Ergänzungsleistungen. Auch die an der Urne beschlossene Umsetzung der Pflegeinitiative verursacht zusätzliche Ausgaben.

Höheres Sparziel durchgesetzt

Die Regierung ging von einem strukturellen Defizit von 120 bis 150 Millionen Franken aus. Sie kündigte ein Entlastungspaket in dieser Höhe an, dass etappenweise bis 2028 wirksam sein soll. Mit diesem Sparziel nicht einverstanden war die Finanzkommission. Sie forderte Sparmassnahmen in der Höhe von 180 Millionen Franken.

Bereits vor der Session erklärte die Regierung in einem Informationsschreiben, dass sie das «ambitionierte» Sparziel von 180 Millionen Franken akzeptieren werde. Zu erwarten seien «einschneidende und auch politisch umstrittene Kürzungen». Das Budget für 2026 wird damit in einem ersten Schritt Einsparungen von 60 Millionen Franken enthalten.

«Entschlackung des Staates»

In der Debatte am Dienstagvormittag wehrte sich deshalb nur die SP-Grüne-GLP-Fraktion gegen die Forderungen der Finanzkommission. Die Mehrheit des Rats wolle keine Verantwortung übernehmen, sagte deren Sprecherin. Es werde nicht gesagt, wo gespart werden solle. Mit ihren Anträgen habe die Finanzkommission «überbordet». Ein Grund für die Defizite seien die Steuersenkungen, die in den letzten Jahren beschlossen wurden.

Der Sprecher der SVP sprach von einer «Entschlackung des Staates», das sei etwas Positives. Mehrere Rednerinnen und Redner von FDP, Mitte-EVP und SVP stellten fest, dass St.Gallen auf Ranglisten der Steuerattraktivität die hinteren Plätze belege. Die Finanzkommission verlangte denn auch die Ausarbeitung einer Strategie für künftige Steuersenkungen.

Streichungsanträge chancenlos

«Wir müssen handeln, wir müssen Gegensteuer geben», sagte Finanzchef Marc Mächler (FDP) im Rat. Die Ausarbeitung des Entlastungspakets habe in den Departementen bereits begonnen. Resultate sollen noch vor den Sommerferien vorliegen. Entscheidend werde sein, «dass dann der Rat den vorgeschlagenen Massnahmen auch zustimmt».

In der Detailberatung wurde der Antrag der SP-Grünen-GLP-Fraktion, das höhere Sparziel von 180 Millionen Franken zu streichen, mit 76 gegen 29 Stimmen abgelehnt. Der Verzicht auf die Strategie für weitere Steuersenkungen scheiterte mit 81 gegen 26 Stimmen.

SP und Grüne gegen Staatsabbau

SP und Grüne lehnen den unverantwortlichen Auftrag von SVP, FDP und Mitte an die Regierung für ein 180 Mio. Sparpaket entschieden ab. Die beiden Parteien lehnen es ab, dass die Einnahmenausfälle aufgrund der Steuersenkungen der vergangenen zwei Jahre im Umfang von 130 Mio. Franken nun mit schmerzlichen Einsparungen kompensiert werden sollen. Dass die Regierung diesen unverantwortlichen Auftrag nicht zur Ablehnung beantragt, ist unverständlich. SP und Grüne fordern die St.Galler Regierung auf, bei Entlastungsmassnahmen im Rahmen des AFP 2026 bis 2028 nicht nur die Ausgabenseite zu prüfen, sondern auch die Einnahmeseite angemessen zu berücksichtigen. Mindestens ein Drittel der Mittel, die eingespart werden sollen, müssen aus Sicht der beiden Parteien die Einnahmeseite betreffen.

Keine Sparmassnahmen auf Kosten der Bildung

Sparmassnahmen auf Kosten der Bildung lehnen SP und Grüne in aller Deutlichkeit ab. Insbesondere muss verhindert werden, dass dabei die Bildungsqualität als wichtige Investition in die Zukunft des Kantons St.Gallen Schaden nimmt. Die Bildung ist ein Gradmesser für Lebensqualität und trägt massgeblich zur Attraktivität des Kantons bei – nicht zuletzt ist sie entscheidend für Fachpersonen, hier zu arbeiten und mit ihren Familien hier zu leben. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels in vielen Branchen kann dies nicht ignoriert werden.

Abbau im Sozialwesen ist zu unterlassen

SP und Grüne verlangen, dass wichtige Eckpfeiler des Sozialwesens vom Abbau ausgenommen werden. Insbesondere bei Ergänzungsleistungen und Prämienverbilligungen dürfen keine Leistungen abgebaut werden. Einsparungen auf dem Rücken der Ärmsten dürfen keine Option sein. Sie würden die Ungleichheit zusätzlich verschärfen sowie den sozialen Zusammenhalt gefährden.

Klimaschutz stärken statt schwächen

Der Klimaschutz ist aus den geplanten Massnahmen auszunehmen. Es laufen zurzeit im Bereich öV Bestrebungen, den Modalsplit zu verändern und den Ausbau zu klimaneutraler Mobilität voranzutreiben. Diese Anstrengungen müssen im Hinblick auf die Erreichung der kantonalen Klimaziele konsequent weitergeführt werden können.

Keine Mehrbelastung für die Gemeinden

Die Sparmassnahmen des Kantons dürfen nicht dazu führen, dass Gemeinden und Städte mehrbelastet werden. SP und Grüne fordern die Regierung auf, nur in gut begründeten Ausnahmefällen Aufgaben und Kosten an die Gemeinden weiterzureichen.

SP und Grüne Kanton St.Gallen

Keystone-SDA / Redaktion Linth24