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Rapperswil-Jona
18.09.2024
20.09.2024 12:06 Uhr

China-Deal: Stöckling versprach Vertragsverlängerung

Stadtpräsident Martin Stöckling: Vertragsversprechen vor dem Vertragsablauf
Stadtpräsident Martin Stöckling: Vertragsversprechen vor dem Vertragsablauf Bild: Linth24
Stadtpräsident Martin Stöckling hat der China-Firma SinoSwiss letzten 23. Januar die Verlängerung des Verkaufsvertrags für das Land im Joner Schachen versprochen. Das wird teuer. Von Bruno Hug

Der Stadtrat schrieb Linth24 vor zwei Monaten, wenn keine Dritte dagegen seien, werde der nachträglich gemachte Zusatz zum Landverkaufsvertrag mit den Chinesen veröffentlicht. Letzten Montag haben die Chinesen ihr Veto gegen die Veröffentlichung zurückgezogen. Deshalb müsste das Papier jetzt transparent gemacht werden. Doch der Stadtrat will es, wie es aussieht, vor den Wahlen noch unter dem Deckel lassen.

Stöcklings Garantie

Linth24 aber weiss was im Papier steht: Am letzten 23. Januar garantierte Stadtpräsident Stöckling darin der China-Firma SinoSwiss, der Landverkaufsvertrag werde aufgrund der damals laufenden Baueinsprache um die Dauer des Einspracheverfahrens verlängert.
(Wohlverstanden, der Stadtpräsident tat das 8 Tage vor Ablauf des Vertrages mit SinoSwiss – und erst noch während des laufenden Verfahrens vor Verwaltungsgericht.)

Die genannte Baueinsprache dauerte sieben Monate. Vom 6. Dezember 2023 bis 1. Juli 2024. Und damit wäre der China-Vertrag gemäss Stöcklings Brief noch bis Ende Januar 2025 gültig.

Willkür beim Verkauf

Doch nach diesem Brief im letzten Januar veränderte sich im China-Deal alles: Am 4. Juli warf das St. Galler Verwaltungsgericht dem Stadtrat nämlich vor, beim Landverkauf «willkürlich» gehandelt zu haben und verpflichtete ihn defacto, den Deal dem Referendum, sprich der Volksmitsprache zu unterstelle. 

Das wollte der Stadtrat nicht. Am 14. August trat Stöckling vor die Medien und erklärte den Vertrag als «ersatzlos dahingefallen». Er sagte, das Baugesuch der Chinesen sei unvollständig gewesen und zu spät eingereicht worden.

Baugesuch lag auf

Damit aber steht die Stadt schief im Wind. Sie hatte das Baugesuch im November 2023 öffentlich aufgelegt. Damit bestätigte sie, dessen Vollständigkeit. Und auch die Baueingabe vom April 2023 kam früh genug. Gemäss SinoSwiss liess die Stadt sie aber ein halbes Jahr lang liegen.

Es geht um viel Geld

Obendrein haben die Chinesen nun noch Stöckling’s Vertragsverlängerung in der Hand. 
Damit wird klar: Die Auseinandersetzung mit der China-Firma dürfte teuer werden. SinoSwiss schrieb kürzlich, man habe für das Projekt im Joner Schachen zwei Millionen Franken investiert. Momentan bereitet SinoSwiss rechtliche Schritte gegen die Stadt vor. Es ist leicht zu erraten, in welcher Höhe die Forderungen sein werden.

Kommentar: Tragische Entwicklung 

Mit dem China-Deal ist es in Rapperswil-Jona einmal mehr wie so oft: Auf undurchdachte Projekte oder Aktionen folgen intransparente Winkelzüge, Stückwerk und hohe Kosten. Drei Beispiele:

China-Deal
Die Stadt verkaufte den Chinesen am Volk vorbei Stadtland, versuchte sich danach durchzumogeln, bis die Stadt nun in einem zu erwartenden, teuren Rechtsfall steckt.

Badi Lido
Der Stadtrat versenkte 2020 das schon bewilligte Badi-Projekt «Blitz», liess danach die Badi ohne Plan abbrechen und bringt nun die Bürger mit einem doppelt so teuren aber fragwürdigen Hallenbad-Projekt in Abstimmungsnot.

Trainigshalle Lakers
Der Stadtpräsident verlegte die Lakers-Trainingshalle ins Joner Grünfeld, wo sie falsch war. Um aus dem Irrweg auszusteigen, schaffte sich die Stadt einen Sportstättenplan an, der die in Entstehung begriffene Eis-Trainingshalle als Dauerprovisorium ins Lido zurückbrachte. Angedockt ans Eisstadion und die Bootshallen, die beide in gut 10 Jahren abgerissen werden sollen.

Visionsloses Stückwerk

Man könnte die Liste beliebig verlängern. Es ist aber meist dasselbe. Der Stadtpräsident schafft es mit gewiefter Taktik, und auch mit Charme, die Bürger immer wieder in Stückwerk oder in ein teures Nichts zu führen. Für Rapperswil-Jona eine tragische Entwicklung.

Bruno Hug