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Fussball
16.05.2024
16.05.2024 18:13 Uhr

David Sesa: «Es ist bitter, nur auf Platz 2 zu stehen»

Quo vadis? Ob David Sesa auch nächste Saison beim FCRJ arbeitet, ist noch ungewiss.
Quo vadis? Ob David Sesa auch nächste Saison beim FCRJ arbeitet, ist noch ungewiss. Bild: zvg
Er bot mit dem FC Rapperswil-Jona eine packende Aufholjagd – und trotzdem muss er mit dem 2. Platz vorlieb nehmen. Trainer David Sesa zieht Bilanz. Über seine Zukunft lässt er sich aber noch nicht in die Karten blicken.

David Sesa, am Samstag steht das letzte Heimspiel gegen Etoile Carouge bevor. Der Gegner spielt nächste Saison in der Challenge League, Rappi bleibt drittklassig. Wie gross ist die Enttäuschung?
Es ist brutal, dass wir keine Chance auf den Aufstieg mehr haben – zumal wir ab der 9. Runde eine herausragende Serie hingelegt und praktisch alle Spiele gewonnen hatten. Nun stehen wir zwei Runden vor Schluss mit 65 Punkten da. Zählt man die drei Punkte der Forfait-Niederlage gegen Brühl dazu, wären es sogar 68 Punkte – zwei Runden vor Schluss. Vor Jahresfrist ist Baden mit 58 Punkten aufgestiegen. So gesehen, ist es bitter, dass wir nur auf dem 2. Platz stehen.

Wie sieht Ihre Saisonbilanz generell aus?
Grundsätzlich können wir zufrieden sein. Wir haben erstmals in der Klubgeschichte mit Yverdon einen Super-League-Klub aus dem Schweizer Cup geworfen. Und dann auch im Achtelfinal bei der 0:2-Niederlage gegen die Young Boys eine gute Figur gemacht. In der Meisterschaft bleibt uns der zweite Platz – unter 18 Mannschaften. Es ist unser Pech, dass es nur einen Aufsteiger – und noch nicht mal eine Barrage – gibt.

Sie sind nun zwei Saisons Trainer in Rapperswil-Jona. Wie zufrieden sind sie mit der langfristigen Entwicklung des Teams?
Die Zahlen sprechen für sich: Bevor ich kam, lag der Klub auf dem 10. Platz der Promotion League. 2023 wurden wir Vierter; und nun Zweiter.

Auffallend ist: Im Winterhalbjahr spielte ihre Mannschaft gross auf. Ende der Saison konnte sie die Pace aber nicht halten. Weshalb?
Nach dem enttäuschenden Saisonstart befanden wir uns auf einer permanenten Aufholjagd. Wir wussten, dass wir uns keinen Fehler mehr erlauben dürfen. Dies machte die Situation im Vergleich mit Etoile Carouge schwieriger. Dass man alle Spiele gewinnt, ist utopisch. So gesehen muss man festhalten: Wir haben den Aufstieg zu Beginn der Saison verspielt. Gleichzeitig muss man akzeptieren: Carouge war konstanter. Aber das darf unsere Leistung nicht schmählern.

«Wir befinden uns derzeit in intensiven Gesprächen – was die Zusammensetzung der Mannschaft und meine Zukunft betrifft.»
David Sesa

Sie haben beim FC Rapperswil-Jona einen «normalen» Arbeitsvertrag mit dreimonatiger Kündigungsfrist. Bleiben Sie dem Klub erhalten?
Dieses Anstellungsmodell ist heute im Profifussball gang und gäbe. Wir befinden uns derzeit in intensiven Gesprächen – was die Zusammensetzung der Mannschaft und meine Zukunft betrifft. Ich kann so viel sagen: Ich fühle mich wohl beim FC Rapperswil-Jona. Und ich will mit dem Klub Erfolg haben.

Das heisst, dass es im Kader Wechsel gibt…
… wir haben eine funktionierende Mannschaft, die sich bewährt hat. Deshalb wollen wir das Team so gut wie möglich zusammenhalten und punktuell ergänzen. Ich gehe davon aus, dass es im Sommer zwei, drei Transfers gibt.

Und wann klärt sich Ihre Situation? Als Spieler haben Sie vieles erreicht – es wäre nichts als logisch, wenn es Sie in den Profifussball zurückzieht…
… ich besitze in Rapperswil-Jona einen Vertrag als Profitrainer. Wir leisten den Aufwand eines Profiklubs. Obwohl die Spieler einer Arbeit nachgehen, trainieren wir sechsmal pro Woche – jeweils um 16:30 Uhr. Für die Spieler ist dies ein sehr grosser Aufwand. Davor habe ich höchsten Respekt.

Aber bei einem Anruf von FCZ-Präsident Ancillo Canepa würden Sie das Telefon nicht sofort auflegen?
(lacht) Sicher nicht. Als Profi im Fussball hat man Ambitionen. Da versteht es sich von selber, dass ich irgendwann den nächsten Schritt machen möchte. Aber dieses Ziel lässt sich auch mit dem FC Rapperswil-Jona erreichen. Und wie schon erwähnt: Ich habe hier einen laufenden Vertrag.  

Aber Sie als ehemaliger Star in Lecce und Napoli träumen sicher vom ganz grossen Fussball…
…. als Spieler habe ich vieles erlebt. Und auch als Trainer bin ich schon weit herumgekommen. Ich war Cheftrainer in Wohlen und Bellinzona – und Assistent in Belgien und Ägypten. Das hat mir zwei Dinge gezeigt: Alles steht und fällt mit dem Umfeld. Und dieses ist in Rapperswil-Jona gut. Aber planen – und das ist die zweite wichtige Erkenntnis - lässt sich im Fussball wenig. Das Geschäft ist so schnelllebig, dass innerhalb von wenigen Tagen vieles ändern kann.

Interview: Thomas Renggli

Thomas Renggli