Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Rapperswil-Jona
11.04.2024
12.04.2024 06:16 Uhr

Platznot an der Schule – jetzt spricht der Schulpräsident

Der Rapperswiler Schulpräsident Luca Eberle steht vor schwierigen  Wochen.
Der Rapperswiler Schulpräsident Luca Eberle steht vor schwierigen Wochen. Bild: Linth24
Der Stadtrat in Rapperswil-Jona will neuen Schulraum schaffen. Doch gegen den Kredit von rund 300‘000 Franken könnte das Referendum ergriffen werden. Dies würde gravierende Konsequenzen für den Schulbetrieb nach sich ziehen. Schulpräsident Luca Eberle nimmt Stellung.

Luca Eberle, die Stadt braucht für das nächste Schuljahr – beginnend ab August 2024 – akut mehr Schulraum. Weshalb konnte man diese Entwicklung nicht antizipieren?
Grundsätzlich kann ich die Kritik nicht ganz von der Hand weisen. Dass wir in Jona einen sehr starken Schülerzuwachs haben, kommt nicht überraschend – schliesslich wächst das Quartier stetig. Und es wird immer mehr gebaut. Doch es gibt auch nicht kalkulierbare Faktoren – und die betreffen vor allem die Eingangsstufen zum Kindergarten oder zur Primarschule.

Wie meinen Sie das konkret?
Es lässt sich nicht immer sagen, wie viele Kinder mit dem Kindergarten oder der Primarschule beginnen. Vor dem laufenden Schuljahr beispielsweise sind 15 Kinder beim Eintritt in den Kindergarten zurückgehalten worden, im Jahr zuvor 35. Jedes vierte Kind braucht mehr oder weniger Zeit, um den ersten Zyklus (1. Kindergarten bis 2. Klasse/die Red.) abzuschliessen, als es der Schulplan vorgesehen ist. Entsprechend volatil ist die Schulraumplanung auf den untersten Stufen.

Welche Rolle spielt die Migration bei der wachsenden Schülerzahl?
Grundsätzlich sind wir in Rapperswil-Jona keine typische Migrationsdestination. Der Ausländeranteil liegt bei unter 20 Prozent. Aber der Krieg in die Ukraine tangiert auch uns. Zwischenzeitlich hatten wir in Rapperswil-Jona 50 ukrainische Schulkinder. Alles in allem ist die Schülerzahl in den vergangenen drei Jahren in Rapperswil-Jona um rund 200 gewachsen – auf rund 3'000.

Um wie viel Schulraum geht es konkret?
Im Schulhaus Bollwies soll ein Schulzimmer, das bisher als Therapieraum genutzt wurde, zu einem ordentlichen Klassenzimmer werden. Als Ersatz für den Therapieraum plant die Stadt, im Mitteltrakt einen bestehenden Nischenraum mit Glas zu verschliessen. Und ein als solches nicht mehr gebrauchtes Informatik-Zimmer wird mittels Raumtrennwand zu zwei Gruppenräumen umgebaut. So wollen wir dem gestiegenen Raumbedarf gerecht werden.

Bei der Schulraumerweiterung im Schachen wirkt sich auch das projektierte neue Hallenbad erschwerend aus. Werden nicht die Prioritäten falsch gesetzt? Müsste nicht die Schule vor Sportinfrastruktur kommen?
Man muss die Situation ganzheitlich sehen. Ob wir das Hallenbad im Schachen brauchen, hängt auch davon ab, ob sich der Souverän im September für das geplante Hallenbad im Lido ausspricht. Der Stadtrat würde das Hallenbad im Schachen streichen, wenn das Projekt im Lido zustande kommt. Und in diesem Fall würde der Projektperimeter für die geplante Erweiterung der Schulinfrastruktur im Schachen vergrössert, was sich positiv auf die Wettbewerbsprojekte auswirken wird.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?
Der Kreditbeschluss des Stadtrats über die 291'000 Franken für den zusätzlichen Schulraum untersteht bis am 13. Mai dem fakultativen Referendum. Würde dieses ergriffen, könnte der Umbau nicht bis im Sommer umgesetzt werden.

Haben Sie einen Plan B?
Wir hätten dann keine andere Möglichkeit, als grössere Klassen zu bilden. Dies wäre weder im Sinn der Lehrpersonen noch der Schüler. Die Qualität des Unterrichts würde unweigerlich leiden. Deshalb hoffen wir, dass den Umbauprojekten keine Steine in den Weg gelegt werden.

Thomas Renggli