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Kolumne
06.04.2024
06.04.2024 06:22 Uhr

Börse: Schwindende Zinshoffnung

Nach dieser verkürzten Börsenwoche sieht Christopher Chandiramani weiter einen Aufwärtstrend dank fallender Inflation und in Erwartung weiterer Leitzinssenkungen.
Nach dieser verkürzten Börsenwoche sieht Christopher Chandiramani weiter einen Aufwärtstrend dank fallender Inflation und in Erwartung weiterer Leitzinssenkungen. Bild: Linth24
Nach freundlichem Auftakt zog es die Börsen am Freitag unerwartet runter. Ab Juni wurden US-Leitzinssenkungen erwartet, doch kamen gegenteilige Signale. SMI fiel auf 11'496 Punkte.

Die US-Wirtschaft wächst und der Arbeitsmarkt bleibt robust. Mit 303'000 neu geschaffenen Stellen fiel jedoch der Zuwachs deutlich stärker aus als die erwarteten 200'000 Stellen. Damit zeigt sich der US-Arbeitsmarkt weiter in einer robusten Verfassung und veranlasst die US-Notenbank Fed, auf baldige Zinssenkungen zu verzichten. Die Arbeitslosenquote sank im März wie von Ökonomen erwartet auf 3.8 (Vormonat: 3.9) Prozent. Im Jahresvergleich lagen die Löhne um 4.1 Prozent höher. Der US-Dollar konnte davon spürbar zulegen, aber für die Aktien war das alles ein unerwartetes Schockerlebnis.

In Europa ist die Inflation auf dem Rückzug. Der März lag unter den Erwartungen der Experten. Vor allem bei Lebensmitteln verlangsamte sich der Preisanstieg. Die Zahl weist gemäss vorläufigen Daten einen Preisanstieg von 2.4 Prozent auf gegenüber dem Vorjahresmonat. In der Schweiz beträgt die Teuerung lediglich noch 1 Prozent.

Im Jahre 2023 hat die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz gegenüber dem Vorjahr um 1.6 Prozent zugenommen. Am 31. Dezember umfasste sie etwas mehr als 8'960'800 Personen. Bei den Einwanderungen wurde gegenüber 2022 ein deutliches Plus verzeichnet, was hauptsächlich mit der Ukraine zusammenhängt. Die Geburten gingen weiter zurück auf durchschnittlich 1.33 Kinder pro Frau.

Unternehmensnachrichten

Am Donnerstag gab es ein starkes Erdbeben in Taiwan, mit 7.2 Punkten auf der Richterskala das stärkste Beben in den letzten 25 Jahren. Es gab Tote, viele Verletzte und Zerstörungen an Häusern und Infrastrukturen. Schadenssummen wurden noch keine genannt. Es dürfte aber die Rückgesellschaften einiges kosten, darunter auch die Swiss Re.

Der Rückversicherer Swiss Re hat einen neuen CEO gefunden. Andreas Berger wird den Chefsessel von Christian Mumenthaler per 1. Juli übernehmen. Berger ist seit März 2019 im Unternehmen tätig. Er leitete den Bereich Corporate Solutions und ist bereits Mitglied der Geschäftsleitung.

Die Grossbank UBS beabsichtigt, bis Anfang April 2026 eigene Aktien im Umfang von bis zu USD 2 Mrd. zurückzukaufen. Ein entsprechendes neues Programm wird lanciert. Die Titel werden über eine separate Handelslinie zurückgekauft.

Die Aktionäre des Stahlkonzerns Swiss Steel haben der geplanten Kapitalerhöhung an einer ausserordentlichen Generalversammlung zu 99.79 Prozent zugestimmt. Swiss Steel will EUR 300 Mio. einnehmen. Zugleich hat sie eine Währungsabsicherung abgeschlossen. Der Bruttoerlös dürfte CHF 286.8 Mio. betragen. Der Antrag auf eine Opting-out-Klausel wurde zurückgezogen, nachdem die Übernahmekommission eine Ausnahme erteilt hatte. Dies heisst, dass ein allfälliger Übernehmer ein öffentliches Kaufangebot an alle Besitzer von Beteiligungspapieren machen müsste.

Der Solarmodulhersteller Meyer Burger hat sich ebenfalls im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Mittel in Höhe von rund CHF 207 Mio. Fr. beschafft. 97.5 Prozent der angebotenen Aktien wurden im Rahmen der Ausübung von Bezugsrechten erworben. Die restlichen Titel wird das Unternehmen am Markt platzieren.

Der Versicherer Swiss Life hat sein am 6. September 2023 bekanntgegebenes Aktienrückkaufprogramm abgeschlossen. Im Rahmen des Programms, das für eine Kapitalherabsetzung lanciert worden war, hat Swiss Life 502'081 eigene Aktien zurückgekauft. Sie wurden zu einem Durchschnittspreis von 597.51 Fr. pro Titel erworben. Damit wurde das angestrebte Volumen von 300 Mio. Fr. erreicht.

Beim Baukonzern Implenia kommt es zu Änderungen im Aktionariat. Ankeraktionär Max Rössler verkauft seinen Anteil an die Buru Holding der Unternehmerfamilien Buhofer und Rubli. Diese war bis zum Verkauf an TE Connectivity unter anderem Grossaktionär von Schaffner.

Lonza hat die Lücke an der Spitze der Geschäftsleitung wieder besetzt. Konzernchef wird ab Sommer 2024 der bisherige Chef von Siegfried Wolfgang Wienand. Dieser verlässt Siegfried per Ende April nach vierzehn Jahren.

Aussichten

Die Inflation in der Schweiz und Europa sinkt stärker als erwartet. Das gibt den europäischen Notenbanken weiteren Spielraum für weitere Leitzinssenkungen. Tiefere Zinsen entlasten Kreditnehmer, Mieter und Unternehmungen, steigern auch den Wert der Notenbank-Aktivpositionen (Gold, Aktien, Devisen) usw. Die Weltwirtschaft, mit Ausnahme der USA, dürfte allerdings vorderhand nur moderat wachsen. In Deutschland hält die Rezession an. In der Schweiz nehmen Konsum, Investitionen und Aussenhandel wieder zu. Ebenso dürften sich die Energiepreise beruhigen, was die Inflationsraten wieder auf ein früheres Niveau zurück bringen dürfte (1-2 Prozent). Frankenschwäche und Dollarstärke könnten anhalten, dies erfreut unsere Exportindustrie. Unsicherheiten bilden weiterhin die geopolitischen Konflikte (Ukraine und Naher Osten). Abgesehen von kurzfristigen Gewinnmitnahmen und Konsolidierungen bleiben wir aber in einem Aufwärtstrend dank fallender Inflation und in Erwartung weiterer Leitzinssenkungen, später auch in den USA.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24