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Kolumne
23.03.2024
23.03.2024 08:08 Uhr

Börse: SNB senkt als erste Zinsen

Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Zinssenkungen werden nun auf breiter Front erwartet, damit sich die Weltwirtschaft nicht übermässig abkühlt.»
Christopher Chandiramani zu den Aussichten: «Zinssenkungen werden nun auf breiter Front erwartet, damit sich die Weltwirtschaft nicht übermässig abkühlt.» Bild: Linth24
Geldpolitik-Lockerungen waren erwartet; der Moment erstaunte und dass die SNB als erste den Leitzins um 0.25 auf 1.5 Prozent senkte. SMI: Start ruhig, mit Strohfeuer 11'652 Punkte.

Nach mehreren Zinsschritten nach oben im Jahre 2022 zur Bekämpfung des Inflationsschubs infolge Energiepreisexplosion senkte die Nationalbank (SNB) erstmals ihren Leitzins um 0.25 auf 1.5 Prozent. Die Inflation ist besiegt, hiess es seitens der SNB. Die Teuerung sei wieder im Zielband von 0 bis 2 Prozent, so dass die Geldpolitik wieder gelockert werden könne.

Die anderen Notenbanken in den USA, Grossbritannien, der EU (EZB) und Japan hielten sich noch zurück, erwähnten jedoch ebenfalls mögliche Zinssenkungen ab Jahresmitte 2024. In diesen Ländern sei die Inflation noch zu hoch.

Die Währungen reagierten sofort, der Schweizerfranken schwächte sich spürbar ab gegenüber USD und EUR aufgrund der zunehmenden Zinsdifferenzen. Kryptowährungen gerieten fast unabhängig davon auf eine regelrechte Achterbahn, ein Auf und Ab nach dem Allzeithöchst der Vorwoche. 

Der Schweizer Aussenhandel hat sich im Februar unterschiedlich entwickelt. Während die Ausfuhren insgesamt stagnierten, stiegen die Importe gegenüber dem Vormonat an.

Die Erzeugerpreise sinken – auch Nahrungsmittel werden wieder günstiger. Anfang dieses Jahres 2024 kosteten Nahrungsmittel durchschnittlich 0.8 Prozent weniger als noch vor einem Jahr zuvor.

Der Schweizer Immobilienmarkt hat sich 2023 abgekühlt. Zwar hat sich der Schweizer Häusermarkt infolge der Zinswende im vergangenen Jahr abgekühlt. Zu einem Einbruch wie in einigen andere europäischen Ländern, z.B. Deutschland, ist es jedoch nicht gekommen – bei uns eine eher weiche Landung. Aufgrund der Zuwanderung bleibt die Nachfrage hoch.

In drei Monaten ist der deutsche Aktienindex DAX um fast 9 Prozent gestiegen (SMI +4.5) und notiert erstmals über 18'000 Punkten. Aber zugleich kommt Deutschlands Wirtschaft seit zwei Jahren nicht voran (Rezession). Finanz- und Realwirtschaft gehen im Moment eigene Wege. Offenbar ist hier mehr Zinssenkungsfantasie gegeben bei der EZB und auch der Ländervergleich ist nicht währungskorrigiert.

Unternehmensergebnisse

Der Pharmazulieferer Lonza übernimmt ein Roche-Werk in den USA und erhöht die Gesamtprognose. Lonza bezahlt gemäss eigener Mitteilung für das Werk USD 1.2 Mrd. und plant, weitere rund 500 Mio. zu investieren, um den US-Produktionsstandort zu stärken.

Der Bundesrat hat der Vodafone-Übernahme in Italien durch die Swisscom zugestimmt. Verträge sind unterschrieben. Swisscom will nach der Integration die Dividende erhöhen. Swisscom-Aktien steigen auf den höchsten Stand seit über vier Monaten.

Der Private-Equity-Investor Partners Group hat im vergangenen Jahr 2023 einen Gesamtertrag von CHF 1.945 Mrd. erzielt, weniger als der Konsens (2.094 Mrd.). Der operative Gewinn auf Stufe Ebit hat 1.193 Mrd. und der Gewinn 1.003 Mrd. Partners Group erreicht, erwartet werden im laufenden Geschäftsjahr 2024 Kapitalzusagen von CHF 20 bis 25 Mrd. und mehr Performance Gebühren von plus 20 bis 30 Prozent.

Der Industriekonzern Georg Fischer meldet für 2023 einen Umsatz von CHF 4'026 Mio. und einen Auftragseingang von 3'938 Mio. Der Ebit hat 365 Mio. erreicht, die Ebit-Marge 9.1 Prozent. Unter dem Strich weist Georg Fischer CHF 235 Mio. Gewinn aus. Im Rahmen der neuen Strategie 2025 soll die Ebit-Marge auf 10 bis 12 Prozent und die Ebitda-Marge auf 13 bis 15 Prozent steigen.

Die Schweizer Börse erhielt am Freitag mit dem Hautkosmetik-Spezialisten Galderama (Ticker GALD) ein neues Mitglied. Das Portfolio besteht aus den drei Bereichen Ästhetik, Hautpflege und therapeutischer Dermatologie. Diese Bereiche machen rund 52, 30 respektive 18 Prozent des Nettoumsatzes aus. Die Gesellschaft wurde 1981 von Nestlé und L'Oréal gegründet. 2014 kaufte Nestlé den 50-prozentigen Anteil von L'Oréal und gliederte das Unternehmen vollständig in Nestlé Skin Health ein. 2019 wurde der Hautspezialist zu einem Unternehmenswert inklusive Verbindlichkeiten von CHF 10.2 Mrd. an den Private Equity Investor EQT verkauft und diese Woche platziert. Der Ausgabepreis wurde auf CHF 53 festgelegt. Die ersten Börsenkurse waren bei CHF 60, Börsenschluss am Freitag bei CHF 63.40.

Aussichten

Die Zinssatzsenkung der Nationalbank war eine richtige Entscheidung, noch besser wäre es, wenn die Lockerung der Geldpolitik sich überall fortsetzt und die Leitzinsen weiter sinken.

Nicht nur Aktionärinnen und Aktionäre profitieren, die Hauseigentümer durch tiefere Hypothekarsätze, sondern alle Kreditnehmer in der Wirtschaft sind Gewinner, sowie die Pensionskassen und dadurch jeder von uns. Glücklich sind auch die Exportindustrie und der Fremdenverkehr, Restaurants, Hotels und Bergbahnen aufgrund eines schwächeren Frankens. Selbst die Nationalbank profitiert, wenn die einzelnen Bilanzpositionen wieder an Wert gewinnen, d.h. Aktien, Gold und Devisen. Diesen Vorteil hätten alle Notenbanken.

Zinssenkungen werden nun auf breiter Front erwartet, damit sich die Weltwirtschaft nicht übermässig abkühlt.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24