Arbeitskräftemangel weiterhin zentrales Problem
Positive Signale gehen vom Arbeitsmarkt aus, der sich trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten weiter robust zeigt. «Die Arbeitslosenquote in der Ostschweiz liegt mit 1,8 Prozent weit unter dem langjährigen Mittel», sagt Fabio Giger, Research Analyst der IHK St.Gallen-Appenzell. Die Anfragen für Kurzarbeit bei den Kantonen sind tendenziell rückläufig.
Zwar bewerten Ostschweizer Industrieunternehmen ihre Beschäftigtenzahl vermehrt als «zu gross», derzeit gibt es aber keine Anzeichen für grössere Verwerfungen im Arbeitsmarkt – auch nicht in anderen Branchen. Im Baugewerbe, aber auch im Detailhandel und im Gastgewerbe bleibt der Mangel an Arbeitskräften weiterhin eine der grössten Herausforderungen. Einzig im stark von der Abkühlung betroffenen Grosshandel zeigen sich gewisse personelle Überkapazitäten.
Weniger starke Bremsspuren im Binnenmarkt als befürchtet
Der Binnenmarkt in der Ostschweiz profitiert nach wie vor vom privaten Konsum, der von der hohen Arbeitsplatzsicherheit gestützt wird. Der Detailhandel blickt auf ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft zurück. Im Gastgewerbe hat sich der Abwärtstrend verlangsamt. Die Hotellerie kann fast gleich viele Logiernächte verbuchen wie im starken Vorjahr. Und auch der Ausblick des Detailhandels und des Gastgewerbes stimmt optimistisch. Weiterhin sehr erfreulich entwickelt sich die Banken- und Versicherungsbranche, die im derzeitigen Zinsumfeld wieder mehr Spielraum hat.
Die aktuelle Lage im Bausektor wird weiterhin als «gut» bewertet. Das Baunebengewerbe hat volle Auftragsbücher, vor allem dank energetischer Sanierungen bestehender Immobilien. Im Bauhauptgewerbe werden Geschäfts- und Auftragslage ebenfalls positiv eingeschätzt, auch wenn es erste Anzeichen einer leichten Abkühlung gibt. So ist der Auftragsbestand zwar leicht rückläufig, allerdings berichten die Bauunternehmen von einer guten Auftragsreichweite, die weit ins Jahr 2024 hinein reicht. Damit zeigt sich die Baubranche weiter robust gegen die gestiegenen Zinsen und die dadurch verteuerten Finanzierungsbedingungen.
Vielfältige Konjunkturrisiken
Das globale Umfeld bleibt herausfordernd. Geopolitische Risiken bleiben bestehen, wie auch die jüngsten Angriffe auf Containerschiffe im Roten Meer gezeigt haben. Diese beeinträchtigen den Transport von Produkten von Asien nach Europa und führen zu steigenden Frachtkosten und punktuell zu Lieferverzögerungen.
Die Inflation zeigte sich in den vergangenen Monaten zwar rückläufig, hält sich sowohl im Ausland als auch in der Schweiz aber hartnäckig. Zuletzt machten sich hierzulande Erhöhungen von (teil-)administrierten Preisen im privaten Haushaltsbudget bemerkbar: Strompreise, Mehrwertsteuer und Krankenkassenprämien sind per Januar 2024 gestiegen, die Mietzinsen werden aufgrund des erneut angehobenen hypothekarischen Referenzzinssatzes folgen.