Bei Zukunft Ostschweiz 2023 war die Energie- und Ressourcenknappheit das zentrale Thema. «Das Ziel ist klar: Klimaneutralität bis 2050», leitete IHK-Direktor Markus Bänziger ein. Dafür brauche es einen klugen Mix aus verschiedenen Energiequellen. Mit Verweis auf eine IHK-Unternehmensumfrage zeigte sich Bänziger überzeugt: «Die Versorgungssicherheit muss zwingend gewährleistet sein, damit die Energiewende gelingt.»
Wirtschaft engagiert, Nachfrage aber noch eingeschränkt
Martin Osterwalder, CO-CEO der Osterwalder Gruppe, Nadia Sieber, Geschäftsführerin der Sigmund Sieber AG, und René Wagner, Inhaber und CEO der ALUWAG AG, diskutierten die verschiedenen Herausforderungen ihrer Branchen in Richtung klimaneutrale Wirtschaft.
«Für uns als Betonzulieferin sind nachhaltigere Produkte zulasten höherer Preise noch schwer durchsetzbar, es fehlt schlicht die Zahlungsbereitschaft dafür», erklärte Sieber. Anders als bei Nahrungsmitteln habe der Käufer eines Bauwerks kaum Transparenz über die Nachhaltigkeit der Rohstoffe. «Trotzdem wollen wir mit Recycling, erneuerbarer Energie und elektrischen Lastwagen mit gutem Beispiel vorangehen», so Sieber. Auch für René Wagner sind höhere Preise ein zentrales Hindernis der Energiewende: Die Ostschweizer Industrie befinde sich im internationalen Wettbewerb. Entsprechend sensibel reagiere man auf die Entwicklung der Energiepreise. Kreislaufansätze würden sich bei der Metallverarbeitung aber auch wirtschaftlich lohnen, so Wagner.
Martin Osterwalder sieht die mangelnde Wirtschaftlichkeit demgegenüber als Hemmnis für die Bemühungen in der Wasserstoffproduktion: «Wasserstoff ist nachhaltig und ermöglicht das Speichern von Energie aus erneuerbaren Quellen. Die Technologie ist ausgereift, die Wirtschaftlichkeit aber noch nicht gegeben». Alle drei Podiumsgäste arbeiten mit ihren Unternehmen intensiv an einer nachhaltigeren Zukunft. Die Märkte für erneuerbare Energien und ressourcenschonende Produkte entwickeln sich, der Staat müsse aber die hierfür erforderlichen Rahmenbedingungen ermöglichen, waren sich alle einig.
Schweiz braucht Wasserstoffstrategie
Gerade im Hinblick auf Wasserstoff lässt sich europaweit erkennen, dass die Infrastruktur ausgebaut wird. «Fast jedes Land in Europa hat eine Wasserstoffstrategie, nicht so die Schweiz», mahnte Markus Friedl von der OST – Ostschweizer Fachhochschule. «Der Bund publizierte letzte Woche eine erste Auslegeordnung, die Ostschweiz erhält aber bisher keine Berücksichtigung», bedauert Bänziger. Die IHK fordert daher gemeinsam mit den Handelskammern der Bodenseeregion die Etablierung einer grenzüberschreitenden Wasserstoffinfrastruktur sowie die Einbettung der Ostschweiz in eine nationale Wasserstoffstrategie.
Die Forderung ist Teil eines Massnahmenkatalogs, welchen die IHK in ihrer aktuellen Schriftenreihe «Zwischen Versorgungssicherheit und Klimaneutralität: Ein Weg in die Zukunft» präsentiert. Ziel der Forderungen ist die Sicherstellung der Rahmenbedingungen, damit die Dekarbonisierung der Wirtschaft gelingen kann.