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Kanton
18.01.2024

Diese Probleme plagen Lernende

An der Werff 31 in St.Gallen fand am Dienstag ein Workshop im Rahmen der Studie der OST statt.
An der Werff 31 in St.Gallen fand am Dienstag ein Workshop im Rahmen der Studie der OST statt. Bild: Jonas Schönenberger
Die Ostschweizer Fachhochschule (OST) erarbeitet eine Studie, um die psychische Gesundheit Lernender sicherzustellen. stgallen24 war an einem Workshop und erfuhr, was sie belastet.

Veränderungen im Leben sind nie leicht. Eine der bedeutendsten Übergänge ist jedoch der Wechsel von der Schule in die Erwerbstätigkeit. Für viele Jugendliche wird dieser grosse Schritt zum Problem. Vor allem Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen verlangen den jungen Erwachsenen einiges ab. In einer Studie der Universität Lausanne gaben 45 Prozent der Befragten an, ein «geringes emotionales Wohlbefinden» zu haben.

Studie in Zusammenarbeit mit direkt Betroffenen

Die Studie der OST möchte dem nun Abhilfe schaffen. Das Team um Prof. Dr. Manuel P. Stadtmann, Leiter des Kompetenzzentrums Psychische Gesundheit, versucht, Lösungen zu erarbeiten und tut dies in der sogenannten «Co-Creation»-Methode.

Bei dieser liegt der Ball vorerst einmal bei den Betroffenen selbst. Eine Schulklasse von ungefähr 15 jungen Frauen, die sich gerade in einer Ausbildung im Bereich der Gesundheit und sozialer Fachberufe befindet, strömt zu diesem Zweck am Dienstagnachmittag in die Werft 31 an der Feldlistrasse in St.Gallen. Sie nehmen an einem Workshop der OST und des Berufs- und Weiterbildungszentrums für Gesundheits- und Sozialberufe St.Gallen (BZSG) teil, der in die Studie mit einfliesst.

Die Lernenden haben sich bereits im Vorfeld des Workshops Gedanken über das Thema gemacht. Bild: Jonas Schönenberger

Breites Spektrum an Problemen

Bereits im Vorfeld haben die Lernenden Problembereiche erörtert. Zu diesen gehört der Leistungsdruck, der auf den Jugendlichen lastet. Sie verspüren auch Stress, der in ihrem Berufsfeld vor allem vom Personalmangel ausgeht. Von den Lernenden wird eine grosse Spontaneität und Flexibilität erwartet.

Eine zusätzliche Belastung liefern schulische Aufträge, welche über die reguläre Arbeitszeit hinausgehen. Die Lösungsansätze, welche die Schulen dafür bereitstellen, nützen ihnen nicht viel, so die Lernenden: «Als Lösung gegen Stress wird vorgeschlagen, einen Arbeitsplan zu machen. Die Arbeit wird dadurch aber nicht weniger.»

Viele Lernende klagen über mangelnde Unterstützung. Bild: Jonas Schönenberger

Mangel an Verständnis und Unterstützung

Es bereitet den Betroffenen vermehrt Schwierigkeiten, Arbeit, Schule und Familie unter einen Hut zu bringen. «Mein Umfeld hat relativ wenig Verständnis für meine Probleme», sagt eine junge Frau, die in einer Kindertagesstätte arbeitet, «ich fühle mich etwas ausgenutzt und nicht wertgeschätzt.»

Die Auszubildenden fühlen sich zu wenig unterstützt. Es fehlen Ansprechpersonen, bei welchen man Hilfe holen kann. «Wenn ich jemand Älterem etwas erzähle, habe ich immer das Gefühl, sie verurteilen mich», erzählt eine der Teilnehmerinnen. Letztendlich machen sich auch Sorgen und Ängste breit. Die Jugendlichen fürchten sich vor dem Scheitern und fragen sich, ob sie ihre Lebensziele erreichen können.

Um die Lösungsfindung zu erleichtern, kamen Hilfsmittel wie Würfel zum Einsatz. Bild: Jonas Schönenberger

Zu wenige melden sich

Einige Lernende klagen über gesundheitliche Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen, geringen Schlaf, Konzentrationsprobleme und innere Traurigkeit, laut Professor Stadtmann klassische Anzeichen für psychische Probleme. «Wie sich mangelnde psychische Gesundheit äussert, ist sehr unterschiedlich. Wenn diese Anzeichen auftreten, sollte man aber genauer hinschauen», warnt er.

Laut Professor Stadtmann entstehen psychische Probleme in den meisten Fällen nicht erst in der Ausbildung. Viele machen bereits in der Kindheit und im Jugendalter schlechte Erfahrungen und nehmen diese dann mit. Ein Drittel der Fälle mit psychischer Belastung meldet sich dabei nicht. «Belastungen werden dann zu Erkrankungen», erklärt Stadtmann, «wenn man sich die Zahlen anschaut, so decken die Menschen, die sich Hilfe suchen, diejenigen, die psychische Probleme haben, bei weitem nicht.»

Prof. Dr. Manuel P. Stadtmann vom Kompetenzzentrum Psychische Gesundheit an der OST leitet die Studie. Bild: OST – Ostschweizer Fachhochschule

Intensive Zusammenarbeit

Erste Ideen offenbaren sich den Jugendlichen aber bereits: «Es würde helfen, wenn wir mehr mit der Schulsozialarbeit zusammenarbeiten könnten. Aber auch der Austausch untereinander ist wichtig. Schliesslich haben wir alle ähnliche Probleme.» Und letztlich dürfe auch die Freude am Job nicht darunter leiden: «Ich mache meinen Beruf ja sehr gerne.»

Die Erkenntnisse, welche die Lernenden in den verschiedenen Workshops erarbeiten, werden für die Studie mit den Fachkenntnissen der Studienleiter kombiniert. In einem dritten Schritt werden die Lösungsansätze dann noch einmal den Auszubildenden präsentiert, die dann sagen können, ob das für sei der richtige Weg wäre. Der Abschluss der Studie ist für Ende 2026 geplant.

Jonas Schönenberger, stgallen24 / Linth24