Die Legende schildert die Geschichte so: im November 1782 sitzt der französische Papierfabrikant Joseph Montgolfier (1740–1810) in seiner Wohnung und betrachtet ein Gemälde an der Wand. Es zeigt die Belagerung von Gibraltar, die Geflüchteten sind auf einem Felsvorsprung komplett von den Feinden umzingelt, an Rettung ist nicht zu denken.
Sein Blick fällt auf einen dargestellten Kamin, aus dessen Schornstein schwarzer Rauch aufsteigt. Sein Heureka-Moment: Könnten die Menschen diesen Rauch nicht nutzen, um sich mit Hilfe eines Behälters in die Lüfte zu erheben und so den Feinden zu entrinnen?
Wie auch immer diese Idee letztlich entstanden sein mochte, bald ereignen sich in der Papierfabrik der Gebrüder Montgolfier seltsame Dinge. Anwohnerinnen und Anwohner der Umgebung berichten von seltsamen Maschinen, die in die Lüfte schweben oder von über Feuern aufsteigenden Papiersäcken und ähnlichem. Zusammen mit seinem Bruder Jacques (1745–1799) testet Joseph verschiedenen Materialien – unter anderem müssen auch die Lieblingskleider ihrer Ehefrauen herhalten –, um ein Gerät herzustellen, das leichter ist als Luft.
Sie bauen verschiedene Prototypen und zeigen sie in ausgewählten Demonstrationen. Bald sind sie im Frankreich des 18. Jahrhunderts in aller Munde. Sie selbst dürfen ihre Erfindungen allerdings nicht testen: Sie hatten ihrem ängstlichen Vater versprechen müssen, niemals selbst in die Lüfte zu steigen.
Schnell rekrutieren sie Bekannte und Waghalsige, welche diese Wagnisse auf sich nehmen. Jean-Pierre Blanchard, einer der ersten Piloten, sollte mit dem Ballon bald überall auf der Welt Attraktionen in den Geräten der Montgolfiers vorführen. Die beiden Erfinder hingegen ziehen sich bald von der Ballonfahrt zurück. Ihr Interesse hatte nicht dem Fluggerät als Zirkusattraktion gegolten. In ihren Köpfen sollten die Ballone als Transportmittel für Handelswege dienen. Dieser Traum, so ihr Fazit, würde sich nicht mehr in ihrer Lebenszeit erfüllen.(1)