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21.12.2023
21.12.2023 13:42 Uhr

Usters Fernwärme-Stopp: Gründe

Energie Uster AG wird sich in Zukunft auf den Auf- und Ausbau der lokalen Wärmeverbunde in Uster fokussieren.
Energie Uster AG wird sich in Zukunft auf den Auf- und Ausbau der lokalen Wärmeverbunde in Uster fokussieren. Bild: pixabay
Während Rapperswil-Jona weiterhin beim Fernwärme-Projekt der Kehrichtverwertung Zürcher Oberland (KEZO) mitmacht, entschied sich Uster für eine Sistierung – aus mehreren Gründen.

Die Energie Uster AG habe vertiefte Abklärungen vorgenommen und sei zum Schluss gekommen, dass keine konkurrenzfähigen Wärmepreise für die Endkunden in Uster erreicht werden könnten, schreibt die Energie Uster AG in ihrer Mitteilung. Der bereits im 2022 beschlossene Aus- und Aufbau von lokalen Wärmeverbunde gemäss der Gas- und Wärmestrategie 2050 der Energie Uster AG werde weitergeführt.

Im Mai 2022 haben sieben Gemeinden und Städte im Zürcher Oberland ein gemeinsames Projekt unter dem Namen «Fernwärme Zürcher Oberland» initiiert, um Fernwärme aus dem geplanten Neubau der Kehrichtverwertung Zürcher Oberland (KEZO 2028) nutzen zu können. In den letzten anderthalb Jahren wurde vertieft geprüft, wie die Weichen für eine langfristige ökologische Wärmeversorgung ab «KEZO 2028» in der Region von Grund auf neu aufgebaut werden könnte. Im September 2022 ist Rapperswil-Jona als achte interessierte Stadt dazugestossen.

Projekt wurde Anfang 2023 aufgeteilt

Anfang 2023 wurde durch die beteiligten Gemeinden und Städte entschieden, das Projekt aufzuteilen und in unterschiedlichen Teilprojekten weiterzuverfolgen. Ein Teil umfasste die Fernwärmeleitung ab KEZO in Richtung Westen bis nach Uster. Der andere Teil eine Fernwärmeleitung in Richtung Süden bis Rapperswil-Jona.

Für den West-Ast hat die Energie Uster AG geprüft, wie das Projekt unter Berücksichtigung von technischen, zeitlichen und wirtschaftlichen Aspekten inkl. Verteilnetz bis zu den Endkunden in Uster vorangetrieben werden kann.

Reduzierte Wärmemenge bei hohem Investitionsbedarf

Während der Projektentwicklung hat sich gezeigt, dass die Nachfrage nach erneuerbarer Wärme aller Gemeinden und Städte total rund 380 GWh pro Jahr beträgt, was die verfügbare Kapazität an erneuerbarer Wärme aus dem Neubauprojekt «KEZO 2028» von total rund 250 GWh pro Jahr übersteigt. Auch mit dem Ausstieg der Gemeinde Pfäffikon Mitte 2023 habe sich dieses Problem nicht entschärft. «Für Uster hätte deshalb im Endausbau nur rund 67 % der ursprünglich vorgesehenen Wärmemenge aus der KEZO zur Verfügung gestanden», schreibt das Unternehmen weiter.

Dieser reduzierten Wärmemenge stehe aber ein gleichbleibend hoher Investitionsbedarf gegenüber: Die Gesamtkosten für die Erschliessung von Uster bis zu den Endkunden würden gemäss den Kalkulationen rund 112 Millionen Franken betragen. Davon betrage der Anteil für die Fernwärme-Transportleitung inkl. Wärmeübergabestation (Uster) von Hinwil nach Uster rund 37 Millionen Franken. Das Verteilnetz in der Stadt Uster umfasse einen Investitionsbedarf von 75 Millionen Franken.

Terminliche und finanzielle Risiken

Das Projekt «Fernwärme Zürcher Oberland» weise eine lange Projektdauer mit zahlreichen Unwägbarkeiten auf, was sorgfältige Risiko- und Sensitivitätsanalysen erfordert habe. Aufgrund der langen Umsetzungsdauer von mehr als 10 Jahren bestehe zudem ein grosses Risiko in Bezug auf mögliche Kostensteigerungen.

Wesentliche Investitionen wie z.B. der Bau der Wärmeleitung von Hinwil nach Uster würden zu Beginn des Projekts anfallen, während der Wärmeabsatz in den Versorgungsgebieten in Uster und somit die Erträge stark verzögert anfallen. Auch ist das Neubauprojekt «KEZO 2028» durch die Zweckverbandsgemeinden noch nicht beschlossen und nach heutigem Wissensstand frühestens 2030 bereit, Wärme zu liefern.

«Letztlich können aber auch beim Bau der Transportleitung Terminverzögerungen infolge der komplexen Bewilligungsverfahren nicht ausgeschlossen werden», schreibt das Unternehmen in seiner Mitteilung.

Keine konkurrenzfähigen Preise

Eine geringere Wärmemenge sowie hohe Kosten für die Transportleistung führen gemäss den Kalkulationen dazu, dass die Energie Uster AG den Kunden in der Stadt Uster für Wärme aus dem Projekt «Fernwärme Zürcher Oberland» letztlich keinen konkurrenzfähigen Preis gegenüber alternativen, dezentralen, erneuerbaren Wärmelösungen anbieten könnte.

Unter Berücksichtigung aller Kosten sei für die Kunden in Uster beim Projekt «Fernwärme Zürcher Oberland» von einem Wärmepreis von über 26 Rappen pro Kilowattstunde auszugehen. Bei einem verzögerten Ausbau und beim Eintreten von weiteren Projektrisiken wie Teuerung oder Bewilligungsproblemen könnte sich der Wärmepreis sogar auf über 30 Rappen pro Kilowattstunde erhöhen. Entsprechend wären Kunden wohl auch nicht in der notwendigen Menge bereit, an den Wärmeverbund anzuschliessen. Aus diesem Grund habe der Verwaltungsrat der Energie Uster AG nun beschlossen, das Projekt zu sistieren.

Auf- und Ausbau geht weiter

Das Umfeld für erneuerbare Wärmelösung sei aber gemäss Einschätzung des Verwaltungsrates der Energie Uster AG grundsätzlich gut und das Interesse der Endkunden an ökologischen Wärmelösungen nehme weiter zu. Zudem fördere das neue kantonale Energiegesetz, welches seit September 2021 in Kraft ist, den Umstieg auf erneuerbare Heizlösungen.

Auch die dazu notwendigen Technologien für die Umsetzung von Fernwärmelösungen seien vorhanden und bewährt. Deshalb werde sich Energie Uster AG weiter auf den Auf- und Ausbau der lokalen Wärmeverbunde in Uster fokussieren. «Die Basis dafür bildet die im 2022 beschlossene Gas- und Wärmestrategie der Energie Uster AG, welche die Ablösung der fossilen Energieträger durch alternative Energieträger bis 2050 vorsieht.»

Wärmeverbund Uster Nord

Im 2022 hat die Energie Uster AG den Wärmeverbund Uster Nord in Betrieb genommen. Im neuen Rettungsdienstgebäude des Spitals Uster ist eine moderne Energiezentrale installiert, die erneuerbare Wärme aus Holzschnitzeln aus Uster und der Region erzeugt. Im 2023 wurde die Erweiterung in Richtung Rehbühl realisiert. In den kommenden Jahren werden weitere Gebiete im Uster Nord schrittweise erschlossen, so das Energieunternehmen weiter.

Wärmeverbund Uster Zentrum

Nach der Lancierung des Wärmeverbunds Uster Nord hat der nächste Wärmeverbund im Sommer 2023 den Betrieb aufgenommen. Beim «Wärmeverbund Uster Zentrum» setzt Energie Uster AG auf ein «Anergienetz», das Abwärme von Gewerbegebäuden nutzt und die Kunden, wie die neue Residenz «Am Stadtpark» oder das Schulhaus Pünt sowohl mit Wärme als auch wo notwendig mit Kälte versorgen kann.

Die Erweiterung des Anergienetzes und der Anschluss von weiteren Liegenschaften in angrenzenden Gebieten, wie zum Beispiel den Neubauten auf dem Gerichtsplatz-Areal, sei bereits in der Umsetzung.

Zürioberland24/gg / Linth24