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Wahlen 2023
02.10.2023
02.10.2023 10:46 Uhr

Beni Würth: «Zu viele in Bern nehmen sich zu wichtig»

Politiker Beni Würth: «Man sieht aktuell in Deutschland, wie schlechte Politik mit unglaublicher Bürokratie die Wohlfahrt der Bürgerinnen und Bürger schmälert.»
Politiker Beni Würth: «Man sieht aktuell in Deutschland, wie schlechte Politik mit unglaublicher Bürokratie die Wohlfahrt der Bürgerinnen und Bürger schmälert.» Bild: zVg
Mitte-Ständerat Würth sagt, schlechte Politik gefährde den sozialen Frieden. Und wichtig für die Zukunft sei: Energieversorgung und Altersvorsorge sichern sowie die Gesundheitskosten bremsen.

Beni Würth, Sie wollen Ihren Ständeratssitz für den Kanton St. Gallen verteidigen. Muss auch ein erfahrener und geschätzter Politiker um die Wiederwahl zittern. Oder sind Sie vor allem «Zugpferd» für Ihre Partei, Die Mitte?

Ich gehe jede Wahl mit grossem Respekt an. Darum mache ich auch einen engagierten Wahlkampf. Es würde mich freuen, wenn mir die St. Gallerinnen und St. Galler das Vertrauen für eine weitere Amtsdauer im Ständerat schenken. Ich konnte dort nach meiner Wahl im Mai 2019 rasch Fuss fassen und Wirkung erzielen

Was gefällt Ihnen am Polit-Betrieb in Bern?

Wir entscheiden zentrale und wichtige Geschäfte für die Zukunft des Landes. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dass ich meine Erfahrungen und Kenntnisse in die jeweiligen Prozesse einbringen kann. Und natürlich ist man zufrieden, wenn man Mehrheiten schafft und seine Ideen durchsetzen kann.

«Vieles wird für die Medien produziert.»
Ständerat Beni Würth

Was gefällt Ihnen am Polit-Betrieb nicht?

Zum einen nehmen sich viele Leute in Bern viel zu wichtig und meinen, das Bundeshaus sei der Nabel der Schweiz. Vieles, das null Wirkung erzielt, wird nur für die Medien produziert. Das bedeutet auch unzählige Nebenschauplätze statt den Fokus auf die wirklich wichtigen Themen zu legen.

Das Schweizer Parlament war früher ein Milizparlament. Heute sind die Politikerinnen und Politiker aufgrund der guten Bezahlung «Profis». Immer wieder wird Kritik laut, man sollte zum Miliz-System zurückkehren. Ihre Meinung?

Ich bin ein klarer Befürworter des Milizsystems, das nach wie vor funktioniert. Ich kann nur für mich reden. Ich arbeite ca. 60% für die Politik und zu ca. 60% bin ich beruflich tätig in der Beratung und in Unternehmen mit Ostschweizer Bezug. Damit ist auch gesagt, dass ich keine 42 Stunden-Woche habe. Meine heutigen Tätigkeiten bilden interessante Herausforderungen und machen mir Freude.

«Wir müssen für intakte wirtschaftliche Rahmenbedingungen kämpfen.»
Ständerat Beni Würth

Ist es richtig, wenn man Sie einen «Wirtschaftspolitiker» nennt, weil sie sich oft zu solchen Themen äussern?

Ja, sicher. Nur eine prosperierende Wirtschaft schafft die Grundlage, damit der Staat die finanziellen Mittel hat, um die sozialen und gesellschaftlichen Aufgaben wahrzunehmen. Wir müssen deshalb stets dafür kämpfen, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz intakt bleiben. Man sieht aktuell in Deutschland, wie schlechte Politik mit unglaublicher Bürokratie die Wohlfahrt der Bürgerinnen und Bürger schmälert. Mit schlechter Wirtschaftspolitik gefährdet man letztlich den sozialen Frieden.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Schweiz in den nächsten Jahren?

Wir müssen die Energieversorgung sichern, die Gesundheitskosten bremsen und die Altersvorsorge sichern. Die Schweiz muss das Verhältnis zu Europa regeln. Die Bundesfinanzen müssen saniert und der Föderalismus muss wieder gestärkt werden.

«Die Zusammenarbeit mit Esther Friedli ist inhaltlich und menschlich gut angelaufen.»
Ständerat Beni Würth

Gemäss einer kürzlich veröffentlichten Datenanalyse gehören Sie zu den zwei einflussreichsten Parlamentariern der Schweiz. Aber, Hand aufs Herz, kann man als einzelner Politiker in Bern überhaupt etwas bewegen?

Ja, das kann man, vor allem im Ständerat. Man muss aber fokussiert arbeiten und darf sich nicht verzetteln. Jedenfalls bin ich zufrieden, dass mir in den letzten vier Jahren doch einiges gelungen ist und ich Wirkung erzielen konnte.

Mit der SVP-Politikerin Esther Friedli und Ihnen ist der Kanton St. Gallen im Ständerat nach dem Rücktritt von SP-Urgestein Paul Rechsteiner nach rechts gerückt. Hat das für den Kanton Vor- oder Nachteile?

Für den Kanton St. Gallen ist es wichtig, dass das Ständeratsduo sich bei regionalen Anliegen gut koordiniert und gezielt vorgeht. Die Zusammenarbeit mit Esther Friedli ist inhaltlich und menschlich gut angelaufen. Bei Themen, die nicht die Region betreffen, bilden wir ein bürgerliches Duo, wobei es natürlich auch Fragen gibt, die wir unterschiedlich beurteilen. Das ist normal, denn wir haben ja auch unterschiedliche programmatische Hintergründe.

Jürg Grau, Portal24