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Rapperswil-Jona
27.03.2023
03.04.2023 14:35 Uhr

China-Deal Teil 3: Stadtrat überschreitet Kompetenz

Der Stadtrat unterlief mit dem Verkauf des Landes im Schachen für ein chinesisches «Innovation Center» gezielt das Mitspracherecht der Bürgerschaft.
Der Stadtrat unterlief mit dem Verkauf des Landes im Schachen für ein chinesisches «Innovation Center» gezielt das Mitspracherecht der Bürgerschaft. Bild: SinoSwiss Holding / Linth24
Der Stadtrat hat beim Land-Verkauf an die Chinesen das fakultative Referendum ausgehebelt. Gegen den Deal wurde beim Kanton eine Beschwerde eingereicht. Kommentar von Bruno Hug

Am Stadtforum vom 23. Februar 2023 wurde Stadtpräsident Martin Stöckling nach harscher Kritik am China-Deal gefragt, warum die Stadt die 2'000 m2 Land im Schachen nicht im Baurecht vergeben, sondern für 2.4 Millionen Franken verkauft habe. Stöckling antwortete, in China «kenne man kein Baurecht».

Der Linth-Zeitung sagte Stöckling dann noch: «Für die Chinesen ist das Baurecht keine Option gewesen. Das kennt man kulturell in China nicht.»

Falschaussage zum Baurecht

Das ist eine Falschaussage. Nach Stöcklings – wie er vorgibt – umfangeichen Recherchen zum Landverkauf (siehe China-Deal Teil 2), und insbesondere auch als Anwalt, müsste ihm bekannt sein: China kennt nur das Baurecht. In China kann niemand Land kaufen. Alles Land gehört dem Staat.

Stöckling ist nicht für China da

Ausserdem müsste der Stadtpräsident wissen, dass er in sein Amt gewählt wurde, um das zu vertreten, was Rapperswil-Jona dient, und nicht das, was China gefällt.

Obendrein ist klar: Eine Stadt verkauft kein Land, sondern gibt es im Baurecht ab. Das Recht am Land zu behalten, wäre gerade im vorliegenden Falle wichtig. Alles andere ist ein Verrat an den Bürger-Interessen.

Fauler Verkehrswert-Trick

Komplett unverständlich ist auch, dass der Stadtrat bei diesem Landverkauf gezielt die Volksmitsprache aushebelte.

In Artikel 6.2 der Gemeindeordnung zu den «Finanzbefugnissen» des Stadtrates steht, dass ein Verkauf von Land ab 2 Millionen Franken dem fakultativen Referendum zu unterstellen ist. Das wäre bei 2.4 Millionen klar der Fall gewesen. Womit die Bevölkerung über das Geschäft hätte abstimmen können.

Stadtrat unterläuft Referendum

Das aber unterlief der Stadtrat. Präsident Stöckling sagt dazu, der «Schätzwert» des Landes liege «unter 2 Millionen». Damit habe das Geschäft in der Kompetenz des Stadtrates gelegen.

Das ist falsch und unanständig zu Lasten der Volksrechte ausgelegt. Das Wort «Verkehrswert» (identisch mit «Schätzwert»), das Stöckling zum Vorwand seiner Aushebelung des Volksrechts anführt, bezieht sich auf die «Begründung von Baurechten». Und nicht auf die «Veräusserung» von Liegenschaften.
Genauso wie beim Kauf von Land durch die Stadt (Artikel 6.1). Dort zählt für die Rats-Kompetenz ebenfalls der «Kaufpreis» – und nicht Stöcklings «Schätzwert».

Ein weiteres Schlachtfeld

So wüsste man  gern, warum der Stadtrat die Volksmitsprache ausmanövrierte. Klar ist jedenfalls: Einmal mehr macht der Stadtrat aus einem Sachgeschäft ein Schlachtfeld. Wie schon bei der Badi Lido, dem Eisstadion, der Trainingshalle, dem BWZ, dem Visitor Center, der Avenida, beim Lido-Areal, bei der Porthof-Pflege usw.

Beschwerde eingereicht

Zum China-Deal ist durch eine Joner Privatperson beim Kanton eine Beschwerde eingereicht worden. Würde der Kanton in diesem Fall dem Stadtrat die Stange halten, wäre das unverständlich. Denn wenn dieser derart leicht(sinnig) die Bürgerrechte aushebeln kann, wird die Demokratie mit Füssen getreten. 

Darüber hinaus ist zu hören, dass der Landhandel anfänglich noch viel grösser gedacht war. Er soll dann verkleinert worden sein. Vielleicht um das Referendum zu unterlaufen oder weil der Stadtrat glaubte, 2'000 m2 werde von den Bürgern gerade noch geschluckt. 

GPK und Parteien gefordert

Die Art und Weise, wie der Landverkauf im Schachen an den chinesischen Konzern ablief, stellt einen weiterenTiefpunkt im Handeln dieses Stadtrats dar.

Die Parteien, die sich noch vor wenigen Wochen anlässlich der Parlaments-Abstimmung rühmten, staatstragend die Stadt mitregieren zu wollen, müssten dem Stadtrat nun auf die Pelle rücken. Bis jetzt aber hörte man von ihnen keinen Mucks. 

Selbstverständlich müsste zu diesem Landverkauf auch die Geschäftsprüfungskommission (GPK) aktiv werden. Danach müsste sie offen informieren. Und nicht, wie schon geschehen, verklausuliert, regierungstreu und ihre Stadträte schützend.

Nur Linth24 schaut hin?

Es kann ja wohl nicht sein, dass Linth24 die einzige Institution in dieser Stadt ist, die dem Stadtrat auf die Finger schaut. Jedenfalls: Linth24 wird ihm gemäss Öffentlichkeitsgesetz noch diese Woche Fragen zum China-Deal stellen und diese sogleich öffentlich machen.

USA sperrt Tiktok, Rappi träumt

Zu ergänzen ist noch: Die USA sind daran, die chinesische Videoplattform Tiktok wegen Spionage und Sicherheitsbedenken zu sperren. Indien und andere Länder haben es schon getan.
Rapperswil-Jona umgekehrt träumt und verkauft den Chinesen zu vorzüglichem Preis an bester Lage Land, damit diese in den darauf gebauten Räumen Jungunternehmen einquartieren und, wenn sie wollen, auch ausspionieren können.

 

Bruno Hug