Die Mitte-EVP-Fraktion fordert Änderungen bei der Spitalorganisation und thematisiert unter anderem den Lehrkräftemangel, die «Sportvision Ost» und Wasserkraft:
«Die Mitte-EVP will zukunftsfähige Spitalorganisation»
«Die Mitte-EVP-Fraktion unterstützte den Vorschlag der Regierung, das Spital Walenstadt an das Kantonsspital Graubünden zu übergeben, obwohl der Verkaufspreis im Umfang von acht Millionen Franken deutlich unter dem effektiven Wert der Spitalliegenschaft lag.
In diesem Fall – und generell bei den Spitalverkäufen – hat das Finanzdepartement nicht gut verhandelt. Deshalb reichte Die Mitte-EVP-Fraktion einen Vorstoss ein, der von der Regierung Auskunft verlangt über die Verkaufsbedingungen – beispielsweise bezüglich Vorkaufsrechts, Gewinnbeteiligung, Gebäude- und Landerwerb – bei den Spital-Veräusserungen Flawil, Wattwil und Walenstadt.
Diese Verhandlungen und der ganze Prozess zeigen, dass die aktuelle öffentlich-rechtliche Spitalorganisation in der dynamischen Zeit, in der Entscheide schnell getroffen werden müssen, zu schwerfällig und zu langsam ist. Der Wettbewerb insbesondere zwischen den Spitälern hat erheblich zugenommen und dürfte sich in den nächsten Jahren weiter akzentuieren.
‹Für Die Mitte-EVP-Fraktion ist es deshalb an der Zeit, eine andere Rechtsform für die Spitalverbunde zu finden und eine Verselbständigung der öffentlichen St.Galler Spitäler zu fordern. Dadurch haben sie gleich lange Spiesse gegenüber den Nachbarkantonen sowie Privatspitälern und können schnell auf Veränderungen eingehen›, so Fraktionspräsident Boris Tschirky.
Mangel an Lehrkräften bekämpfen
Die Mitte-EVP-Fraktion reichte ein Standesbegehren ein, das Absolventinnen und Absolventen der Berufsmatura einen prüfungsfreien Zugang an die Pädagogische Hochschule ermöglichen soll. Derzeit wird eine Aufnahmeprüfung vorausgesetzt. Die Fraktion will diese zusätzliche Hürde mindestens für die Ausbildung von Kindergarten- oder Primarlehrpersonen abschaffen. ‹Mit dieser Massnahme kann dem Mangel an Lehrpersonen entgegengewirkt werden›, ist Kantonsrätin Franziska Steiner-Kaufmann (Gommiswald) überzeugt.
Überdies lädt Die Mitte-EVP-Fraktion in einem weiteren Vorstoss die Regierung ein, sämtliche relevanten Ursachen für den grassierenden Lehrkräftemangel zu ermitteln sowie entsprechende kurz-, mittel- und langfristige Gegenmassnahmen vorzuschlagen.
Viele Fragezeichen bei ‹Sportvision Ost›
Die Mitte-EVP-Fraktion hat sehr viele Fragezeichen rund um das von der Regierung lancierte Projekt ‹Sportvision Ost›. Das Netzwerk soll Bildung, Sport und Forschung vereinen und die Basis für einen regionalen Swiss Olympic Cluster als Teil des Projekts Schweizer Olympiapark legen. Die Regierung beauftragte im Oktober 2020 die Vereine Netzwerk-Sport in St.Gallen und Campus Ostschweiz in Sargans mit einer Machbarkeitsstudie, um Visionen für die Ostschweizer Sportentwicklung aufzuzeigen.
Während das Projekt in St.Gallen als ausgereift eingestuft wird, gibt es offenbar beim Projekt im Sarganserland weitere Fragen zu beantworten und die Machbarkeit muss vertieft werden, um unter anderem raum- und umweltspezifische Fragen sowie die Finanzierung zu klären. Aus Kreisen betroffener Organisationen, Regionen und Gemeinden sind kritische Stimmen nicht zu überhören.
Die Mitte-EVP-Fraktion will Klarheit und nähere Auskünfte bezüglich Machbarkeitsstudie, aktuellem Stand, Finanzierung, Gesamtkosten des Projekts im Sarganserland sowie der gesamten Projektorganisation. ‹Das ganze Vorhaben ist in vielerlei Hinsicht sehr undurchsichtig und das im Lead stehende Bildungsdepartement scheint völlig überfordert zu sein. Die Mitte-EVP-Fraktion geht davon aus, dass nächstens ein breites Vernehmlassungsverfahren gestartet wird. Das ist üblich für ein Projekt in dieser Grössenordnung›, stellt Parteipräsident Patrick Dürr unmissverständlich klar.
Mittelstand wirksam entlasten
Die Mitte-EVP-Fraktion setzte sich für erfolgreich für eine Entlastung des Mittelstands ein und verlangte in Zusammenarbeit mit den anderen bürgerlichen Parteien, dass die Erhöhung des Fahrkostenabzugs im Rahmen des geplanten Massnahmenpakets zur Entlastung des Mittelstands geprüft wird.
Wasserkraftanlagen fördern
Die Mitte-EVP-Fraktion befürwortet eine Erhöhung der Stromproduktion durch effizientere Wasserkraftanlagen im Kanton St.Gallen. Die Regierung soll darlegen, wie die Stromproduktion im Kanton erhöht werden kann – sei es durch die Modernisierung bestehender Wasserkraftwerke oder den Bau neuer derartiger Anlagen. Zudem sollen die notwendigen finanziellen und bewilligungstechnischen Voraussetzungen aufgezeigt werden.
Halbstundentakt auf der Rheintallinie
In einem von der Mitte-EVP-Fraktion mitunterzeichneten und dringlich erklärten Vorstoss musste die Regierung Stellung zum geplanten Halbstundentakt auf der Rheintallinie nehmen, den der Bund gemäss einem Informationsanlass von Anfang Mai nur noch in abgespeckter Form anbieten möchte – und zwar ‹nachfrageorientiert›.
Die Planungen sahen vor, dass der neue Halbstundentakt ab 2025 ganztägig und an sämtlichen Wochentagen angeboten werden soll. ‹Die Fraktion erwartet, dass sich die Regierung für den versprochenen ganztägigen Halbstundentakt im Rheintal ab Fahrplan 2025 einsetzt›, hält Kantonsrat Michael Schöbi fest.»
Die Mitte-EVP-Fraktion Kantonsrat St.Gallen
In der Aprilsession 2022 hatte der Kantonsrat den Nachtrag zum Programm der Corona-Härtefallmassnahmen (22.22.04) zurückgewiesen. An der Junisession wurde das Geschäft erneut behandelt. Für ihre Fraktion hielt Kantonsrätin Yvonne Suter, Rapperswil-Jona, das Eintretensvotum, welches darlegte, warum mit nur wenig Begeisterung zugestimmt wurde:
«Herr Präsident, meine Damen und Herren
Ich spreche im Namen der Mitte-EVP-Fraktion. Zusammen mit der FDP war unsere Fraktion in der Aprilsession verantwortlich für die Rückweisung dieser Vorlage an die vorberatende Kommission. FDP, Mitte und EVP wollten auf diese Weise die Beratung der Vorlage wieder versachlichen, nachdem vor lauter Blitz-Anträgen ohne Vorberatung, spektakulären Meinungsumschwüngen um 180 Grad und unheiligen Allianzen von Links und Rechts die Übersicht und Ernsthaftigkeit in diesem wichtigen Geschäft leider verloren gegangen war.
Mit Blick darauf haben sich die Rückweisung und die nochmalige Diskussion in der vorberatenden Kommission sicher als richtig erwiesen. Was jetzt an Anträgen daherkommt, ist wenigstens sauber durchgerechnet und rechtlich korrekt umgesetzt. In der Sache trägt unsere Fraktion die Anträge der vorberatenden Kommission mit – jedoch mit wenig Begeisterung. Es ist eher ein Gefühl von ‹Augen zu und durch› als echte Überzeugung, das Richtige zu tun. Zu stark ist die Vorlage von Lobbys geprägt, zu stossend sind die Ungleichbehandlungen der Branchen, zu sehr werden essenzielle wirtschaftspolitische Grundsätze verletzt, die vor Corona noch bei allen bürgerlichen Parteien gegolten hatten.
Trotzdem trägt unsere Fraktion die Vorlage in der Fassung der vorberatenden Kommission mit. Teils, weil wir – ebenso wie die Regierung – zur Kenntnis nehmen müssen, dass gegen gewisse Forderungen politisch schlicht kein Kraut gewachsen ist. Teils, weil wir froh sind, mit Ach und Krach noch Schlimmeres verhindert zu haben. Teils auch, weil der Schaden im konkreten Fall inzwischen an einem kleinen Ort ist, weil wir an einem Gesetz flicken, das ohnehin kaum mehr Anwendung findet, weil für die betreffenden Zeiträume kein massgeblicher wirtschaftlicher Schaden mehr durch die Pandemie entstanden ist.
Wir stellen deshalb fest, dass weder der mit Vehemenz geforderte Weihnachtsessen-Artikel noch die vielgepriesene Wiederauferstehung des Schliessungstatbestands überhaupt von grosser Relevanz sind. Zu klein sind die Fallzahlen und zu klein die Schäden, die überhaupt nachgewiesen werden können. Und über die Seilbahnen haben wir stundenlang debattiert und Einzelne haben sich feurig für die Bergbahn ihres Vertrauens in die Bresche geworfen, nur um nun feststellen zu müssen, dass gar keine Unterstützungsgesuche von Seilbahnen eingereicht worden sind. Auch die Streichung des Seilbahn-Artikels durch die vorberatende Kommission bleibt deshalb ohne praktische Konsequenz.
Wir sollten deshalb rasch wieder zu den Tugenden unseres Rates zurückkehren, zurück in die Freiheit und weg von staatlichen Absicherungen und Finanzspritzen und damit zurück zu einer Wirtschaftspolitik, welche die Schweiz zum Erfolgsmodell gemacht hat. Spätestens dann, wenn die Sitzungsgelder unserer Kommission mehr kosten als die Unterstützungsbeiträge, die wir sprechen, sollte eigentlich allen klar werden, dass wir in einen anderen Modus wechseln sollten. Und sollte die Pandemie wieder zuschlagen, wird auch unsere Fraktion wieder bereit sein, die richtigen Massnahmen zu treffen und die nötigen Mittel zu sprechen. Und vielleicht genügen dann auch ein paar Kommissionssitzungen weniger.
Namens der Mitte-EVP-Fraktion bitte ich Sie um Zustimmung zur Vorlage in der Fassung von vorberatender Kommission und Regierung. Vielen Dank.»
Yvonne Suter, Kantonsrätin Die Mitte, Rapperswil-Jona