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Kanton
15.06.2022
15.06.2022 18:04 Uhr

Das war die Junisession des St.Galler Kantonsrats

An der Junisession wurde nicht nur in der St.Galler Pfalz politisiert, es fand auch eine Feier im Sarganserland statt.
An der Junisession wurde nicht nur in der St.Galler Pfalz politisiert, es fand auch eine Feier im Sarganserland statt. Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
Christopher Chandiramani, Kantonsrat und freier Linth24-Mitarbeiter, berichtete aus der Junisession 2022 des St.Galler Kantonsrats, die vom 13. bis zum 15. Juni stattfand.

3. Sitzungstag: Mittwoch, 15. Juni 2022

Auf der Agenda des Tages stand ein reich befrachtetes Programm mit Gesetzesrevisionen, Berichten und Vorstössen. Der Tag begann mit der 2. Lesung des Programms über die Corona-Hilfe, diese war aber nicht umstritten.

Zweites Beratungsthema war die Revision des Jagdgesetzes. Hier ging es um die Vereinsstrukturen, die Anzahl der Jagdvereine und Revierkreise sowie Altersvorgaben der Schützen und Jäger. Schaden anrichtende Tiere wie Wolf und Biber werden uns in Zukunft vermehrt beschäftigen. Eine Abstimmung über einen weiteren Nachtrag zum Jagdgesetz (Kriterien um Vergabe der Reviere) wurde nach emotionaler Diskussion verschoben.

Bei den parlamentarischen Vorstössen wurden Motionen über den höheren Pendlerabzug und über die Polizeistunde (Schliessungszeit) zurückgezogen, Auf ein Postulat betreffend Pflanzenkohle (zur CO₂-Reduktion) wurde nicht eingetreten, Interpellationen über Tourismusförderung, Halbstundentakt Rheintal wurden von der Regierung beantwortet. Bei der Bedeutung des Flughafens St.Gallen-Altenrhein wurde eine Diskussion verlangt über die Interessenkonflikte zwischen Umweltschutz. Das Standesbegehren für eine massvolle Entwicklung von Weilerzonen wurde angenommen.

Die Geschäfte VII. und VIII. Nachtrag zum Gesetz über Referendum und Initiative, Kurzfassung und Vereinfachung der Erläuterungen für die Wahlen und Abstimmungen und eine Fristenanpassung waren die weiteren Vorlagen.

Die Berichte der Staatswirtschaftlichen Kommission und ihre Prüfungstätigkeit (Regierungscontrolling) wurde genehmigt, mit Hinweisen auf IT-Sicherheit, Datenschutz, Fachkräftemangel und öffentlichen Verkehr, Strassenbauprogramm, auch die SAK (Kraftwerke) und Olma-Beteiligungen, ebenso genehmigt wurde der Geschäftsbericht der Regierung und der Bericht über die gutgeheissenen Vorstösse und deren Erfüllung. Die zwischenstaatlichen Vereinbarungen wurden genehmigt.

Beim III. Nachtrag zum Planungs- und Baugesetz ging es um die Raumplanung, die Denkmalpflege, Eigentumsbeschränkungen und das Beschwerderecht der Gemeinden bei Baudenkmälern und Kulturbauten, auch um die Rekurs- und Beschwerdeberechtigung bei Schutzobjekten von nationaler oder kantonaler Bedeutung.

Bei den Schlussabstimmungen waren die Geschäfte über die Zusammenlegung der Psychiatrieverbunde, die Covid-Hilfe, die Spitalstandorte, die Notfallversorgung und der Sicherheitspolizei (Neubau und Standort). Umstritten ist das Baugesetz. Grosse Diskussionen und ein langes Hickhack gab es rund um die Grünflächen des II. Nachtrags, was das Bauen weiter kompliziert machen und das ohnehin knappe Bauland weiter reduzieren könnte. Ein Ratsreferendum zum Baugesetz steht hierzu noch aus.

Zum Schluss der Sitzung haben drei Kolleginnen und Kollegen ihre Rücktritte bekannt gegeben: Stephan Britschgi (FDP), Eva Keller (SP), Mäge/Max Luterbacher (SVP).

  • Gegen Ende des zweiten Sitzungstages fand in Vilters-Wangs eine Feier für den neuen Kantonsratspräsidenten Jens Jäger statt. Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
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  • Der neue Kantonsratspräsident Jens Jäger (2.v.l.), Regierungspräsident Fredy Fässler (3.v.l.) und die neue Kantonsratsvizepräsidentin Andrea Schöb (4.v.l.). Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
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  • Jens Jäger, ein Freisinniger, hielt eine Ansprache. Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
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  • Bei der Feier herrschte schönes Wetter. Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
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2. Sitzungstag Dienstag, 14. Juni 2022

Um 08:30 Uhr begann der zweite Tag der Session. Der neue Kantonsratspräsident Jens Jäger gab zu Beginn einige administrative Hinweise zu seiner Feier am späteren Nachmittag und Abend sowie zu einem Filmteam am heutigen Tag in Saal.

Beim ersten Tagesgeschäft ging es um die dringliche Interpellation über den Halbstundentakt der Bahn im Rheintal. Die Regierung ist wie die Interpellanten ebenfalls nicht glücklich über Streichungen seitens der SBB.

Weiter beraten wurden die 2. Lesungen des II. Nachtrags zum Planungs- und Baugesetz mit einer langen Diskussion über Grünflächen (Anträge nach Rückkommen), weiter des II. Nachtrags über die Psychiatrieverbunde (Zirkularbeschluss der Kommission), zudem über die Beiträge für die Notfallversorgung und den Kantonsratsbeschluss über den Bau für die Zusammenführung der Standorte der Sicherheitspolizei entschieden.

Im Anschluss wurde die Rechnung 2021 des Kantons St.Gallen beraten. Der Kanton erzielte überraschend einen Ertragsüberschuss von CHF 160 Mio. Dies entspricht einem Plus von rund CHF 403 Mio. gegenüber dem Budget 2021. Das Eigenkapital beträgt nun CHF 1.3 Mrd. Die Hauptgründe für die Verbesserung sind vor allem höhere Steuereinnahmen und eine höhere Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank. Die coronabedingten Mehraufwendungen von rund CHF 80 Mio. wurden mit Bezügen dem besonderen Eigenkapital belastet und belasten damit den laufenden Staatshaushaltsrechnung nicht. Der Kanton St.Gallen ist momentan in einer komfortablen finanziellen Lage. Das Parlament ist zufrieden, die Ratslinke kritisiert jedoch die wiederkehrende sehr vorsichtige Budgetierung. Bürgerliche Parteien pochen auf eine Steuersenkung von 5 Prozent, um den interkantonalen steuerlichen Wettbewerb zu verbessern. Auch teuerungsbedingte Lohnerhöhungen für das Staatspersonal dürften zum Thema werden, ebenso verstärkte Krankenkassenverbilligung. Zukünftige wirtschaftliche Herausforderungen und Unsicherheiten sind die Inflation, die Zinsen, die Lieferketten und die Spitalkosten.

Behandelt wurde auch der IV. Antrag über die wirtschaftliche Unterstützung der Unternehmungen im Zusammenhang der Corona-Pandemie (Härtefallprogramm). Behandelt wurde ferner der Beitritt zur interkantonalen Vereinbarung über das Beschaffungswesen aus dem Jahr 2019 (Nachhaltigkeit, Anpassungen gemäss Bundesgesetz).

Für den letzten Tag der Session stehen noch einige wichtige Geschäfte auf der Agenda: der Bericht der staatswirtschaftlichen Kommission (Geschäftsbericht, Regierungscontrolling), der Bericht der Redaktions- und der Rechtspflegekommission, Datenschutz, parlamentarische Bodensee-Konferenz, zahlreiche Vorstösse (Motionen, Interpellationen) sowie die Schlussabstimmungen über das Baugesetz, die Psychiatrieverbunde, Covid-Unterstützung, Spitalstandorte, Notfallversorgung, Sicherheitspolizei.

In der zweiten Hälfte des Nachmittags und Abend finden die Feierlichkeiten des neuen Präsidenten im Sarganserland statt. Ende der heutigen Session ist um 15:00 Uhr.

  • Zum zweiten Mal nach zwei Jahren Olma-Hallen tagt der Kantonsrat wieder im Parlamentsgebäude. Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
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  • Ein Eindruck aus dem Kantonsratssaal während der Junisession 2022. Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
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  • Musikalische Überraschung während einer Pause am ersten Sitzungstag. Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
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  • SVP-Kantonsrat Christopher Chandiramani an der Junisession 2022. Bild: Christopher Chandiramani, Linth24
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1. Sitzungstag: Montag, 13. Juni 2022

Nach einer kühlen und nassen Gewitternacht war die Fahrt am frühen Morgen nach St.Gallen diesmal länger und komplizierter. Einige Kantonsräte aus dem Linthgebiet trafen später ein infolge Zugsausfall zwischen Schmerikon und Uznach wegen Bauarbeiten.

Zum zweiten Mal nach zwei Jahren Sitzungen in den Olma-Hallen fand die Junisession wieder im Parlamentsgebäude in der St.Galler Pfalz (Klosterviertel) statt. Die Corona-Pandemie und die Schutzkonzepte waren kein Thema mehr.

Wie üblich startete die Session vormittags mit den Fraktionssitzungen. Pünktlich eröffnete die Präsidentin Claudia Martin die Plenumssitzung um 14:15 Uhr. Zwei neue Mitglieder des Kantonsrats wurden gewählt und vereinigt. Remo Daguati (FDP, St.Gallen) folgt auf den zurückgetretenen Thomas Scheitlin und Judith Durot (Grüne, Niederuzwil) ersetzt Guido Wick, Daraufhin folgte die Vereidigung der neuen nebenamtlichen Richterin Dr. Simone Dobler.

Als nächstes folgten die Bestellungen für die ständigen Kommissionen (Rechts-, Finanz- und der staatswirtschaftlichen Kommission) sowie der vorberatenden Kommissionen für die kommenden Geschäfte der September- und Novembersession, anschliessend die Wahl der drei Stimmenzähler. Dann wurden Jens Jäger (FDP) als Kantonsratspräsident und Andrea Schöb-Sturzenegger (SP) als Vizepräsidentin für ein Jahr gewählt und dann in der Pause eine musikalische Überraschung eingelegt.

Lebhafte Spitaldebatte – bei den weiteren Geschäften stand die Gesundheitspolitik im Vordergrund, der Zukunft des Spitals Walenstadt, ein Nachtrag zum Kantonsratsbeschluss über die Festlegung der Spitalstandorte und ein Nachtrag zum Kantonsratsbeschluss über die Gewährung von Beiträgen für die Notfallversorgung. Am meisten zu reden gab der Verkauf des Spitals Walenstadt an den Kanton Graubünden.

Anschliessend ging es weiter mit parlamentarischen Vorstössen im Gesundheitsbereich (zahlreiche Motionen).

Der morgige Dienstag ist für zwei grossen «Brocken» reserviert: die Revision des Planungs- und Baugesetzes sowie die Staatsfinanzen (Rechnung 2021).

Am Dienstagnachmittag im Anschluss an die Beratungen findet die Feier des neuen Kantonsratspräsidenten Jens Jäger an dessen Wohnort Vilters-Wangs statt.

Christopher Chandiramani, Kantonsrat und freier Mitarbeiter Linth24