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Kanton
14.04.2022

Stellenangebot der SVA St.Gallen weckt Empörung

Die SVA des Kantons St.Gallen an der Brauerstrasse 54 in der Stadt St.Gallen.
Die SVA des Kantons St.Gallen an der Brauerstrasse 54 in der Stadt St.Gallen. Bild: pd
Auf Twitter wird ein Stellenangebot der Sozialversicherungsanstalt des Kantons St.Gallen (SVA) heftig kritisiert. Im Inserat wird nach einem Arzt gesucht, der unter anderem über ein «kriminalistisches Flair» verfüge.

Die SVA St.Gallen sucht einen Arzt für ihr BVM-Team (Bekämpfung Versicherungsmissbrauch). Aufgabe dieses Teams ist es, Fälle mit hohem Missbrauchsrisiko zu erkennen. Es sollen «nicht zielkonforme Leistungen der Sozialversicherung erkannt, verhindert und wenn nötig angezeigt werden». Die Voraussetzungen für die Stelle sind vertiefte Kenntnisse im Fachgebiet der Psychiatrie oder Neurologie, gute analytisch-forensische Fähigkeiten, hohe Belastbarkeit und ein «kriminalistisches Flair».

«Eine Schande»

In den sozialen Medien sorgt der letzte Begriff für Diskussionen und Kritik. So schreibt ein Nutzer: «Wie voreingenommen wird man, wenn man als Arzt ausschliesslich ‹Verdachtsfälle› abklärt?» Ein anderer Nutzer kritisiert: «Nicht zielkonforme Leistungen. Und die Versicherung bestimmt das Ziel. Gratuliere. Da wird der Begriff der Sozialversicherung missbraucht.» Trotz der harschen Kritik hat die SVA das Stellenangebot noch nicht überarbeitet (Stand Mittwochabend, 14. April 2022, 22 Uhr).

SVA nimmt Stellung

Gegenüber «20 Minuten» sagt Reto Pfändler, Medienverantwortlicher der SVA, dass man wie jede andere Versicherung auch prüfe, ob die ausgerichteten Leistungen rechtlich korrekt sind. Dafür sei ein interdisziplinäres Team zuständig.

«Dies setzt sich unter anderem aus Juristen und einem Mediziner zusammen. Es braucht Leute, die ein Auge dafür haben, Ungereimtheiten aufzudecken», so Pfändler weiter. Der Ausdruck «kriminalistisches Flair» sei eventuell etwas missverständlich gewählt. Laut Pfändler würde es «analytisches Flair» auch treffen.

«Solche Prüfungen werden einerseits aus einem finanziellen Hintergrund gemacht. Andererseits wollen wir damit gewisse Vorurteile gegenüber IV-Renten bekämpfen. Wir wollen zeigen, dass richtig hingeschaut wird und die Leistungen zu den richtigen Personen kommen, die wirklich einen Anspruch darauf haben», so abschliessend Pfändler. 

Auch bei Politikern sorgt das Stellenangebot für gespaltene Meinungen: SVP-Nationalrat Mike Egger findet die Stelle «begrüssenswert und absolut gerechtfertigt», wie er gegenüber dem Newsportal sagt. SP-Fraktionspräsidentin Bettina Surber ist der Meinung, dass Sozialversicherungs-Missbrauch bekämpft werden müsse, aber dies nicht eine Stelle eines Arztes mit kriminalistischem Flair rechtfertigen würde.

pez, stgallen24 / Linth24