- Kolumne von Svetlana Freimann
«Es läuft mir immer wieder kalt den Rücken runter, wenn ich daran denke, dass ich noch im Juli 2021 zum letzten Mal in Kiew war, zur Taufe meines Neffen. Es war alles wie immer – aus heutiger Sicht die «heile Welt», in der wir uns so wohl fühlten. Und heute, wenige Monate später, herrscht Krieg und Zerstörung. Das alles begreife ich immer noch nicht, ich fühle mich wie in einem Film. Ich denke, bei mir hat ein emotionaler Schutzmechanismus eingeschaltet.
Meine Schwester Olga und ihren beiden Kindern, die mit dem letzten Swiss-Flug die Ukraine verlassen konnten und nun hier bei mir leben, ihnen geht es gut. Wir müssen einfach alles gut aufeinander abstimmen, denn in unserer kleinen Wohnung ist nicht viel Platz.
Meine Mutter ist nun auch da
Meine Mutter, die in Kiew lebt, ist nun auch nachgekommen und das macht mich unwahrscheinlich glücklich. Ich bin sehr erleichtert, dass es wenigstens meine Mutter geschafft hat und sie nun auch in Sicherheit ist. Mama ist am Samstag angekommen, nach einer Reise, die sie aus Kiew mit dem Zug nach Polen führte und dann mit dem Flugzeug von Warschau weiter nach Zürich. «Es war wie eine Weltreise», erzählte sie mir. Und mit «Weltreise» meinte sie das erste kurze Stück des Weges aus Kiew heraus.