- Gast-Kommentar von Stefan Millius
Der «Bote vom Untersee und Rhein» ist ein in Steckborn beheimateter kleiner Verlag, der 20 Gemeinden mit Informationen über das lokale Geschehen versorgt. Das ist löblich, das ist schön. Niemand will dem «Boten» an den Kragen, warum denn auch? Die Redaktion erfüllt eine wichtige Aufgabe, die Leute in der Region sind froh, dass es ihn gibt. Und nichts spricht dafür, dass das schon bald nicht mehr der Fall ist. Die 5000 Abonnenten plus Druckaufträge aus der Region sorgen dafür, dass die Zeitung problemlos existieren kann. Jedenfalls ist nichts Gegenteiliges bekannt.
Nur hat die Zeitung leider keine wirkliche Onlineausgabe. Man findet dort lediglich – wenn man Abonnent ist – das E-Paper zur aktuellen Ausgabe. Eine digitale, tagesaktuelle Berichterstattung sucht man vergeblich. Dies, während quer durchs Land haufenweise lokale Onlinezeitungen entstehen und es für einen bestehenden, gut verankerten Verlag sehr viel einfacher ist, eine solche zu gründen als für jemanden, der aus dem Nichts kommt. Es ist ja schon alles da: Eine Redaktion, ein Korrespondentennetz, eine Leserschaft. Und die Technologie gibt es weiss Gott auch.
Worauf wartet der «Bote vom Untersee und Rhein»? Ganz einfach: Auf Geld vom Steuerzahler. Dafür braucht es am 13. Februar 2022 ein Ja zum Mediengesetz. Oder wie es der «Bote»-Verleger Martin Keller sagt: «Wenn die Stimmberechtigten es annähmen, bekämen wir den finanziellen Spielraum, um online präsenter zu sein.»
Diese Aussage macht er in den den Ostschweizer Ausgaben der Regionalmedien, die der Verlag CH Media herausgibt. Dort ist dem kleinen Verlag ein grosser Artikel gewidmet. Die CH Media von Verleger Peter Wanner will am 13. Februar auch an die Subventionstöpfe. Weil es dem Unternehmen aber wirtschaftlich glänzend geht, ist es nicht ganz einfach, der Stimmbevölkerung die Notwendigkeit von staatlichen Subventionen klar zu machen. Dann nimmt man eben den «Boten vom Untersee und Rhein», um die Botschaft zu verbreiten. Selbstlos wollen «Thurgauer Zeitung» oder «St.Galler Tagblatt» dem kleinen Kollegen aus Steckborn helfen, um sich weiterzuentwickeln. Es geht natürlich nur um den lokalen Verlag, nicht um die Ambitionen des Medienkonzerns.
So weit, so durchsichtig. In Wahrheit will die CH Media natürlich mit dem sorgfältig ausgesuchten Beispiel belegen, dass die Subventionen den putzigen kleinen Zeitungen helfen und sie deshalb dringend befürwortet werden sollen. Der Zeitungsbeitrag ist nichts anderes als Teil der Abstimmungskampagne.