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Kolumne
23.09.2021

Aktienbörsen auf der Achterbahnfahrt

Christopher Chandiramani: «Bei uns in der Schweiz ist der Immobilienmarkt sehr robust.»
Christopher Chandiramani: «Bei uns in der Schweiz ist der Immobilienmarkt sehr robust.» Bild: zVg.
Die Berichtswoche war geprägt vom finanziellen Zusammenbruch des chinesischen Immobilien-Giganten Evergrande. Dies führte zu starken Schwankungen, massivem Verkaufsdruck am Montag.

Die Wirtschaft im Fernen Osten war in den letzten Jahren stark gewachsen, in China zeitweise um zehn Prozent oder mehr. Das war offenbar nicht nachhaltig. Überlebt hat die durch Kredite und Übermut aufgeblasene Wirtschaft nur dank tiefen Zinsen und Schneeballeffekten. Es wurde zunächst befürchtet, dass die Schockwellen aus Fernost auch auf Europa und die USA übergreifen könnten. Eine Beruhigung an den Aktienmärkten traf erst ein, als klar geworden war, dass die Situation mit der Finanzkrise von 2008 nicht vergleichbar ist. Kurzfristig war die Investitionsfreude wieder zurückgekehrt, als gerüchteweise eine Einigung zwischen Evergrande und den Gläubigern herumgeboten wurde. Aber am Freitag kehrte der Pessimismus zurück.

Aus den USA und der Schweiz hört man, dass die Geldpolitik nicht gestrafft wird. SNB und FED lassen die Leitzinsen vorerst unverändert tief. Eine Änderung wird frühestens Ende 2022 erwogen.

Nach diesem Schock waren die Hauptwährungen erstaunlich stabil geblieben, aber Kryptowährungen vorübergehend eingebrochen. Die Nachfrage Erdöl, Gas und Rohstoffen steigt weiter an. Erstaunlicherweise werden auch für Uran höhere Preise geboten. Einige Energieexperten erwarten eine Renaissance der KKW als Lösung des CO2-Problems.

Unternehmensmeldungen

Erstmals spricht man von Medizin anstatt Impfungen gegen Corona. Die WHO hat erstmals ein Mittel gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung empfohlen. Das Medikament ist eine Wirkstoff-Kombination der US-Firma Regeneron und des Basler Pharmakonzerns Roche.

Stadler Rail verliert möglicherweise einen Milliarden-Auftrag für die ÖBB. Infolge von Missverständnissen bei der digitalen Unterschrift droht bi Stadler das Geschäft zu scheitern. Konkurrent Alstom hatte sich beschwert. Aber Hoffnungen auf eine gütliche Einigung bestehen immer noch.

Die an Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site erhält eine -Lizenz als Fondsleitung von der Finanzmarktaufsicht (Finma). Die Gesellschaft darf nun eigene Fonds bzw. Kollektivvermögen anbieten und verwalten.

Der Ausbau des schnellen 5G-Mobilfunk-Netzes könnte in der Schweiz gebremst werden. Ein Rechtsgutachten besagt, dass bestehende Antennen nicht mehr in einem beschleunigten Baubewilligungsverfahren werden können. Das betrifft insbesondere die Firmen Swisscom, UPC-Sunrise und Salt, letztere welche später den Börsengang planen.

Die deutsche Lufthansa (mit Tochtergesellschaft Swiss) will mit einer Milliarden-Kapitalerhöhung den Staat als Miteigentümer ablösen. Der Emissionserlös soll über 2 Mrd. EUR betragen. Interessierte Anleger können vom 22.09. bis 5.10.2021 zu einem Preis von 3.58 EUR je neuer Aktie kaufen.

Aussichten

Bei uns in der Schweiz ist der Immobilienmarkt sehr robust. Die Nachfrage nach Wohneigentum ist immer noch gross. Starke Zuwanderung und tiefe Zinsen beleben den Markt. Änderungen sind nicht in Sicht. Lediglich beim Höchstpreissegment, beispielsweise am Zürich- und Genfersee, gibt es Tendenzen zu Blasenbildungen.

Bei den Aktien ist die Prognose schwieriger. Unsere Grossbanken sind zwar teilweise über Fonds in China engagiert, haben aber wesentlich mehr Eigenkapital als 2008. Für den Herbst ist es aber typisch, dass negative Meldungen psychologisch höher gewichtet werden als positive. Neue Zwischenberichte von Unternehmungen - Neunmonatszahlen - haben wir erst wieder ab Ende Oktober. Impulse für ein allfälliges Jahresend-Rally gibt es somit erst später.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24