Vier Monate nach den märchenhaften Wochen, die im Playoff-Halbfinal endeten, starten die SCRJ Lakers am Mittwoch bereits in die neue Spielzeit. Im Vergleich zum letzten Jahr hat sich bei den Rosenstädtern einiges geändert. An der Bande steht nach der Scheidung vom langjährigen Trainer Jeff Tomlinson neu der Schwede Stefan Hedlund. Er soll die SCRJ Lakers in eine neue Ära führen. Die Fussstapfen, in die Hedlund treten muss, sind gross. Tomlinson ist am Obersee eine Legende, holte den Cupsieg, stieg zurück in die National League auf und erreichte erstmals seit 2008 wieder die Playoffs. Auch Hedlund ist einiges zuzutrauen. Er gilt als guter Kommunikator und hat klare Ideen, wohin er die Lakers in den kommenden zwei Jahren, in denen sein Vertrag läuft, führen will.
Vielversprechender Albrecht
Doch nicht nur an der Bande, sondern auch auf dem Eis hat sich einiges getan. Elf Spieler verliessen den Klub am Ende der letzten Saison, zehn neue kamen hinzu. Besonders schmerzhaft wiegt der Verlust von Verteidiger Dominik Egli, der zum HC Davos wechselte. Ihn soll der neue schwedische Verteidiger Emil Djuse ersetzen. Dieser gilt wie Egli als Offensivverteidiger und soll auch für Punkte sorgen.
Auch der zurückgetretene Verteidigungsminister Daniel Vukovic hinterlässt bei den Lakers eine Lücke. Der Schweiz-Kanadier dürfte vor allem als Leader und Vorbild für die Jungen in der Kabine schmerzlich vermisst werden. Als Ersatz für ihn und die anderen Verteidiger Dufner und Randegger, die die Lakers ebenfalls verlassen, rücken junge Talente nach. Nathan Vouardoux, Inaki Baragano und David Aebischer dürften in dieser Saison schon viel Verantwortung übernehmen, müssen aber an ihren Aufgaben wachsen.
Interessant ist der Zuzug von Yannick- Lennart Albrecht, der vom EV Zug an den Obersee stösst. Ihm wird mehr Potenzial nachgesagt, als er bei den Zentralschweizern zeigen konnte. In 52 Spielen sammelte er 22 Skorerpunkte, spielte aber meistens in der dritten Linie. Bei ihm wird interessant zu sehen sein, ob er mit mehr Verantwortung, die er in Rapperswil sicherlich bekommen wird, auch seine Produktion noch weiter steigern kann. Er wird in Rapperswil der wichtigste Schweizer Center sein.
Wer schiesst Clarks Tore?
Trotz Albrechts Zuzug bleibt in Rapperswil eine grosse Frage offen. Der Vertrag des Kanadiers Kevin Clark wurde nach der letzten Saison nicht verlängert. Als Grund dafür wurde von Sportchef Janick Steinmann aufgeführt, dass er die vierte Ausländerposition mit einem Verteidiger besetzen will, weil Dominik Egli den Verein verlassen würde. Warum aber mit dem im letzten Jahr mehr als Chancentod denn als Skorer aufgefallenen Steve Moses keine Lösung für eine vorzeitige Vertragsauflösung gefunden wurde, bleibt Steinmanns Geheimnis.
Clark hat sich in den letzten beiden Jahren bei den Lakers einen Namen als eiskalter Skorer gemacht. Im Schnitt traf Clark in jeder zweiten Partie und war damit in beiden Spielzeiten der beste Rapperswiler Torschütze. Wer soll nun seine 23 Tore aus der vergangenen Saison schiessen? Die fünf Stürmer, welche die Lakers für diese Spielzeit verpflichtet haben, scheinen dafür nicht infrage zu kommen. Dominic Lammer, Sandro Zangger, Rückkehrer Benjamin Neukom und Yannick-Lennart Albrecht erzielten in der vergangenen Spielzeit zusammen gerade einmal 15 Tore, Yannick Brüschweiler spielte in der Swiss League.
Was zeigt Zack Mitchell?
Noch kristallisiert sich kein Name heraus, der Clark vergessen machen könnte. Wenn sich keiner der Neuen steigert und nicht davon ausgegangen wird, dass Marco Lehmann seine Ausbeute aus der letzten Saison noch weiter erhöht, wird es vor allem auf das Kollektiv ankommen.
Die grosse Unbekannte wird der für den lange ausfallenden Steve Moses verpflichtete Kanadier Zack Mitchell sein. Er stösst aus der KHL an den Obersee. In der letzten Saison hat er in 45 Partien 26 Skorerpunkte für seine beiden Vereine Dinamo Riga und Dinamo Minsk erzielt. Während zweier Jahre war Mitchell bei den Minnesota Wild in der NHL engagiert, konnte sich dort aber nicht durchsetzen. Dass er bei den Lakers Steve Moses vergessen machen kann, dürfte kein Problem sein. Ob er aber auf das Niveau eines Clarks kommen kann, wird der Saisonverlauf zeigen.
Selbstvertrauen als Schlüssel
Trotz der Fragen ist das Kader der Lakers interessant. Mit Hedlund an der Bande herrscht ausserdem ein frischer Wind im Klub, der die Spieler beflügeln kann. Es wird zwar einige Zeit brauchen, bis die Lakers das Spielsystem von Hedlund verinnerlicht haben. Die Resultate in den Testspielen stimmen aber zuversichtlich, dass dies schneller als gedacht passieren könnte. Einzig gegen Kloten setzte es eine Shootout-Niederlage ab, ansonsten gab es lauter Siege.
Dies dürfte auch auf das im letzten Frühling gewonnene Selbstvertrauen zurückzuführen sein. Gelingt es Hedlund, dieses zu konservieren, dann liegt für die Lakers erneut etwas drin. Im Vordergrund steht aber nach wie vor, in erster Linie die Konkurrenten aus Ajoie, Langnau und Ambri hinter sich zu lassen.