«See(h)nsucht prägt mein Leben. Morgen- oder Abendschwumm in der geliebten Stadtbadi. Ganz neu mit 240 modernen Kästlischlössern, in die ein Code eingegeben werden darf. Hurra, ein Code mehr, an den ich mich auch nach dem Köpfler vom schönen neuen Floss noch erinnern muss.
Mindestens 200 Kästli stehen immer leer. Ja, ein verregneter Sommer. Dennoch, auch wenns nicht regnen würde, blieben – das ist ein Erfahrungswert meiner Badibesuche der letzten 55 Jahre – mindestens 120 ungenutzt.
Gerechtigkeitssinn der Stadtväter
Wegen dem Gerechtigkeitssinn der Stadtväter darf neuerdings kein Kästli mehr für die ganze Saison gemietet werden. Daher trägt OM (steht für Oma) Flügeli, Flossen, Badehosen doppelt, Badetücher, Schnorchel, Ersatzkleider, Schoppen, Büechli, Spieli, Ufzgi und den Chindsgibändel hin und zurück.
Was ist eigentlich los?
Auch kriegt OM neuerdings kalte Füsse in der Frauenumkleide, da die Stadt die alten Roste entsorgt hat. 4 Stück à ca. 1,5m2 Holzrost. Die kulturschaffende OM möchte dann noch ein kleines Plakat eines nicht subventionierten Konzertes am Eingang der Badi aufhängen, das aber geht gar nicht. Die Stadt möchte das denkmalgeschützte Haus nicht verunstalten.
Warum hier nicht?
Leicht ärgerlich gehe ich nach Hause, frage mich, was da eigentlich los ist? Fragen über Fragen beschäftigen die OM. Wo lebe ich denn hier? Ist das alles wirklich so schwierig zu verstehen?»