Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Eishockey
11.08.2021
11.08.2021 07:49 Uhr

Hedlund über sein Leben in Rappi, Corona und den Lakers-Wunsch

Stefan Hedlund: «Wir haben in der Mannschaft viele wirklich bescheidene und sehr hart arbeitende Spieler.»
Stefan Hedlund: «Wir haben in der Mannschaft viele wirklich bescheidene und sehr hart arbeitende Spieler.» Bild: Franz Feldmann
Der neue Headcoach der SCRJ Lakers Stefan Hedlund verrät vor dem ersten Testspiel heute Abend seinen Wunsch für die Lakers, wie er lebt und was Corona für die Mannschaft bedeutet.

Als Eishockeyspieler hat es der SCRJ Lakers Headcoach Stefan Hedlund bis in die zweithöchste schwedische Liga geschafft, stürmte auch einige Jahre in der höchsten Liga Norwegens. Bereits mit 33 Jahren wechselte er ins Trainermetier, zuletzt als Coach bei Skelleftea AIK. Der EV Zug heuerte ihn 2017 als Cheftrainer für das Nachwuchsteam in der Swiss League an, in der zweiten Saison in Zug war Hedlund Assistenztrainer in der National League.

2019 bat Hedlund den EVZ um die Auflösung des laufenden Vertrages und ging mit seiner Familie zurück nach Schweden, weil es seiner Tochter damals schwergefallen war, in der Schweiz ein Umfeld aufzubauen. Die beiden älteren Kinder (19 und 17 Jahre) sind nun in Schweden geblieben, die beiden jüngeren (12 und 15 Jahre) sind wieder mit in die Schweiz gekommen.

Linth24: Herr Hedlund, seit Mitte Juni sind Sie wieder in der Schweiz. Dürfen wir fragen, wo und wie genau – oder suchen Sie noch das perfekte Heim?

Stefan Hedlund: Wir wollten früh genug ankommen, um genug Zeit zu haben um die wichtigen Dinge für die Kinder und meine Frau erledigen. Und natürlich, um den Lakers-Betrieb und die Umgebung kennenzulernen. Wir leben in Jona in kurzer Distanz zur Arena, das ist toll. Ich bin dem Club sehr dankbar für die ganze Organisation, sie machen einen fantastischen Job und wir fühlen uns sehr willkommen hier. Es ist nicht meine erste Zeit in der Schweiz, ich war ja schon einmal 2 Jahre in Zug. Wir haben die Sommerferien hier verbracht, kennen die Gegend und auch die Schweiz als Land.

Wie gefällt es Ihnen in der Rosenstadt?

Wir haben viel Zeit in Rapperswil verbracht, waren im See schwimmen, wandern in den Bergen und haben die Altstadt entdeckt. Mir gefällt der Teil unter dem Schloss, man sieht über die wunderschönen Rosengärten, über den See, die Stadt bis weit in die Berge.

Und was vermissen Sie von Ihrer Heimat Schweden?

Eigentlich nichts. Es gibt einen grossen Unterschied in der Spielweise zwischen Schweden und der Schweiz. In Schweden versuchen die meistens Teams nach dem gleichen Muster, dem gleichen Prinzip zu spielen. Hier spielen verschiedene Teams auf verschiedene Arten – ich liebe das. Es bringt das Beste als Coach aus mir heraus. Jedes Team hat einen eigenen Charakter, das macht die Arbeit hier sehr interessant.

«Wir haben das Glück, dass die meisten Spieler hier geimpft sind, deshalb müssen wir nicht so viel Aufmerksamkeit auf Corona legen. »
Stefan Headlund, Cheftrainer SCRJ Lakers

Schweden geriet wegen seinem liberalen Umgang mit der Corona-Pandemie immer wieder in die Schlagzeilen. Wie erlebten Sie diese Zeit in Ihrem Land?

Es gibt zwei verschiedene Arten: Der schwedische Weg ist offen, wenig Regeln und mehr Richtlinien. So wachsen die Schweden auf, es ist Teil ihrer Kultur. Es war vielleicht ein wenig zu offen. Als ich und meine Familie in die Schweiz kamen, mussten wir alle Tests und Zertifikate haben, wir mussten in Quarantäne. Ich denke, die Schweiz hat geschickte Regeln, was das Reisen betrifft. Die Schweiz hat auch andere Regeln bezüglich Maskenpflicht, ich finde das klug, weil es besser schützt. Persönlich gefällt mir der Schweizer Weg besser, ich respektiere aber wie Schweden aufgrund der kulturellen Basis die Situation bewältig hat. Beide Wege haben Vor- und Nachteile.

Welchen Einfluss hat Corona jetzt noch auf den Trainingsablauf der SCRJ Lakers?

Wir haben das Glück, dass die meisten Spieler hier geimpft sind, deshalb müssen wir nicht so viel Aufmerksamkeit auf Corona legen. Die nicht geimpften Spieler müssen sich alle 48 Stunden testen lassen und in den Garderoben Maske tragen. Ich denke, so schützen wir sie auch besser. Wir müssen dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft. Schlussendlich wollen wir Hockey spielen. Die einzige Herausforderung ist, dass wir zeitweise Meetings in verschiedenen Gruppen brauchen, um die Teams auseinanderzuhalten. Der Club leistet fantastische Arbeit, um Regeln wie zum Beispiel die 3G umzusetzen, so dass wir in ein paar Wochen hoffentlich einen fantastischen Start in die Spielsaison haben werden.

Heute findet zuhause das erste Vorbereitungsspiel gegen die SCL Tigers statt. Wo lag der Fokus in diesen Trainingstagen?

Wir haben nur mit Verteidigungs-Covers, Underpressure und Control Breakouts trainiert. Wir sind es langsam und Schritt für Schritt angegangen, ohne Hetze. Neues Coaching Team, neues System, neue Verhaltensweisen, viele junge Spieler: Wir wissen, dass das seine Zeit braucht.

«Rapperswil steht für Bescheidenheit und harte Arbeit»
Stefan Hedlund, Cheftrainer SCRJ Lakers

Was erwarten Sie vom Spiel heute Abend?

Die Resultate stehen in der Vorbereitungsphase nicht im Vordergrund. Wir wollen sehen, dass sich das System umsetzt, dass die Spieler damit vertraut sind. So sind wir überzeugt, dass wir langfristig unsere gesteckten Ziele erreichen werden. Wir wollen uns nicht an der Spielweise unserer Gegner orientieren, sondern ein eigenes, starkes Spiel entwickeln. Die anderen sollen sich nach uns richten müssen. Die Spieler müssen unser System beherrschen. Von diesem ersten Spiel erwarte ich viel harte Arbeit, viel Effizienz. Wir haben in der Mannschaft viele wirklich bescheidene und sehr hart arbeitende Spieler. Rapperswil steht für Bescheidenheit und harte Arbeit.

Wo liegen die Stärken Ihrer Mannschaft?

Wir haben zwei fantastische Goalies. Dazu kommen grosse, harte Brocken im Sturm, an denen sich viele die Zähne ausbeissen werden. Wir haben junge Verteidiger wie Nathan Vouardoux, David Aebischer und Inaki Baragano. Dazu kommen hart arbeitende Stürmer wie Gian-Marco Wetter, Sandro Forrer und Nico Dünner, die taffe Gegner sind. Es macht Freude, solche Männer im Team zu haben, so auch wirklich talentierte Spieler wie Roman Cervenka. Es wird interessant sein zu sehen, wie weit ich sie bringen kann.

«Ich denke, das wird ein enges Spiel, welches wir mit 4:2 gewinnen»
Stefan Hedlund, Cheftrainer SCRJ Lakers

Was brauchen Sie, um mit noch mehr Potenzial in die Saison starten zu können?

Mein dringlichster Wunsch wäre, dass wir einen Ersatz für Steve Moses, der leider verletzt ausgefallen ist, bekommen.

Die Lakers schafften es diesen Frühling in den Playoff-Halbfinal. Welches ist Ihr Saisonziel?

Das Clubziel sind die Playoffs. Wir denken, dass es grossartig wäre, die Playoffs hinter uns zu lassen, in die Finalrunde zu kommen und grundsätzlich den Club für eine lange Zeit in der obersten Liga zu sehen. In diese Richtung muss die ganze Entwicklung gehen.

Wir drücken jetzt schon die Daumen für das erste Qualispiel am 8. September gegen den HC Lugano. Ihr persönlicher Resultate-Tipp?

Ich denke, das wird ein enges Spiel, welches wir mit 4:2 gewinnen.

Sibylle Marti, Linth24