Reto Rudolf tritt am 1. September die Nachfolge des langjährigen Stadtschreibers Hansjörg Goldener an. In seine neue Aufgabe in Rapperswil-Jona bringt Rudolf vielfältige Erfahrungen ein: So war er zuvor Gemeinde- und Ratsschreiber in Lichtensteig, Bassersdorf und Hedingen. Zudem wirkte er von 2003 bis 2009 als stellvertretender Leiter Parlamentsdienste und ICT-Projektleiter für den Gemeinderat von Zürich. Der 52-Jährige lebt seit vielen Jahren mit seiner Partnerin in Zürich-Oerlikon, die beiden haben keine Kinder.
«Eine solche Chance kriegt man nur einmal im Leben»

Linth24: Herr Rudolf, ab September amten sie als neuer Stadtschreiber von Rapperswil-Jona. Wie gut kennen Sie die Rosenstadt?
Reto Rudolf: Was ich von Rapperswil-Jona bis jetzt kenne ist der See, das Schloss, aus meiner Kindheit natürlich den Kinderzoo – und in der Zwischenzeit auch das Sitzungszimmer des Stadtrats.
Und welchen Eindruck haben Sie, wie gefällt es Ihnen hier?
Sehr gut! Die Stadt ist für mich ein attraktiver Arbeitgeber, auch hinsichtlich der Grösse. Es macht mir Spass, das ganze Wissen und die Fachkenntnisse mal in einer grösseren Gemeindeorganisation anwenden zu können. Und ich freue mich natürlich auf die persönliche Stadtführung durch den Stadtpräsidenten. Martin Stöckling ist vermutlich derjenige, der unsere Probleme und Schwerpunkte am besten kennt.
Als Stadtschreiber sind Sie überall dabei – wie viel Einfluss haben Sie in dieser Funktion?
Politischen Einfluss habe ich keinen. Meine Funktion ist die Dienstleistung: Ich bin der Berater des Stadtrats – einerseits juristisch, andererseits auch fachlich. Aber das mache ich ohne jegliche politische Aussage. Klar habe ich eine beratende Stimme, aber mit abstimmen darf ich natürlich nicht.

Können Sie als Stadtschreiber dennoch eigene Akzente setzen?
Meine Akzente kann ich in der Verwaltung oder bei der Umsetzung der Geschäfte setzen. Beispielsweise wird Digitalisierung ein Thema sein. Ein anderes wichtiges Thema wird die Gründung eines Stadtparlaments sein. Dabei bringe ich mit meiner Parlamentserfahrung aus der Stadt Zürich einiges an Wissen mit. Dort kann ich sicher Akzente setzen und mithelfen.
Zudem bin ich Vorstandsmitglied bei der Schweizerischen Gesellschaft für Parlamentsfragen. Da kann ich ein breites Netz zu diesem Thema einbringen. Es würde grossen Spass machen, ein Parlament in Rapperswil-Jona umzusetzen. Die Chance, ein solches Projekt zu begleiten, kriegt man nur einmal im Leben.

Sie waren als CVP-Mitglied drei Jahre im Parlament der Stadt Zürich. Inwiefern beeinflusst Ihre Parteimitgliedschaft Ihre neue Tätigkeit?
Überhaupt nicht. Ich trage gewissermassen zwei Hüte – und da gibt es eine klare Trennung: Als Privatperson und in meiner Freizeit bin ich politisch weit im Hintergrund tätig: Ich bin noch Vorstandsmitglied in meiner Kreispartei und in der Stadtpartei.
Derzeit wohnen Sie in Zürich-Oerlikon. Erwägen Sie nach Rapperswil-Jona zu ziehen?
Ausschliessen möchte ich es nicht. Aber meine langjährige Partnerin ist geborene Stadtzürcherin, und sie wird Zürich nicht gerne verlassen. Obwohl ich die schönen Seiten von Rapperswil-Jona durchaus anerkenne. Das NZZ-Magazin brachte es kürzlich gut auf den Punkt: Die Rosenstadt liegt am schöneren Ende des Zürichsees.
Also war ein Wohnsitz in Rapperswil-Jona keine Bedingung für den neuen Job?
Nein. Im Gesetz gibt es keine Wohnsitzpflicht mehr. Ich wurde gefragt und wir haben es diskutiert. Aber meine Antwort war dieselbe wie jetzt: Es ist nicht auszuschliessen, aber sicher nicht vordringlich.
Für was begeistern Sie sich im Privatleben?
Eines meiner Hobbys ist es, Bierspezialitäten zu geniessen. Wobei ich eh ein Lebensgeniesser bin – ich esse gerne, ich trinke gerne. Bei Bier sind mir Spezialitäten lieber als ein standardmässiges helles Lager, je nach Situation, Lust und Laune sind es unterschiedliche Bierstile, die ich bevorzuge. Gerne darf es übrigens auch ein Craft-Bier von der Rapperswiler Bier Factory sein.
Sie waren ja auch Herausgeber und Chefredaktor des Schweizerischen Biermagazins «Biergenuss».
Ich war Gründer, Herausgebers und Chefredaktor dieses Magazins, welches ich gemeinsam mit der Swissprinters AG umsetzen konnte. Leider bestand es nur anderthalb Jahre, zwischen 2014 und 2015. Das Magazin war für die Firma ein «Prestige-Projekt», deshalb hat sie es auch finanziell unterstützt. Die Bierbranche in der Schweiz ist relativ klein, aber wir haben es nach rund einem Jahr auf 600 Abonnenten geschafft, nationale Inserenten konnte man aber an einer Hand abzählen. Somit war das Magazin betriebswirtschaftlich nicht überlebensfähig.
Haben Sie auch schon selber Bier gebraut?
Zig Mal. Aber ich hätte nie eine eigene Brauerei haben wollen. Wobei ich immer nur in Brauseminaren gebraut habe. Daheim im Keller habe ich das nie gemacht. Da hätte ich Probleme mit meiner Frau gekriegt.
Reto Rudolf, herzlichen Dank für das Gespräch und einen guten Start in Rapperswil-Jona.
Ein paar Worte zu Hansjörg Goldener

Vom Stadthaus in die Berge
Der scheidende Stadtschreiber von Rapperswil-Jona, Hansjörg Goldener, begann seine Arbeit bei der Stadt 2004. Nach der Fusion der beiden Gemeinden Rapperswil und Jona 2007 amtete er zunächst als stellvertretender Stadtschreiber und seit 2012 als Stadtschreiber. Goldener ist verheiratet und hat keine Kinder. Der passionierte Wanderer und Trecking-Fan möchte sich künftig intensiv seinen Hobbies widmen.