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Kanton
10.03.2020
17.05.2020 22:46 Uhr

Spitalpraxis Jona: «Fehlentwicklung gestoppt»

Dr. Daniel Holtz, Sprecher der Ärzte von Rapperswil-Jona: «Rechtlich unhaltbaren Betrieb gestoppt.»
Dr. Daniel Holtz, Sprecher der Ärzte von Rapperswil-Jona: «Rechtlich unhaltbaren Betrieb gestoppt.»
Die Ärzteschaft von Rapperswil-Jona teilt mit, mit der Schliessung der Spitalpraxis in Jona sei eine Fehlentwicklung im Gesundheitswesen gestoppt worden. Ihr Vertreter, Dr. Daniel Holtz, spricht Klartext.

Wie Linth24 berichtet hat, schliesst das Spital Linth seine Praxis am Bühlpark in Jona. In einer Medienmitteilung äussert sich die Ärzteschaft von Rapperswil-Jona dazu. Sie schreibt, man habe die Mitte 2017 eröffnete Spitalpraxis mit gutem Grund bekämpft. Es bestehe in der Stadt ein genügendes ärztliches Angebot. Ausserdem werde eine derartige Praxis als Akquisitionsstelle des Spitals genützt, was den Patienten kaum diene und die Kosten im Gesundheitswesen hochtreibe. Es fehle die rechtliche Grundlage für Spitäler, «ausserhalb ihrer Mauern Praxen zu betreiben.» Deshalb habe man gegen das Vorhaben den Rechtsweg beschritten.

Bekanntlich ist das St. Galler Verwaltungsgericht auf die Argumente der Ärzte eingegangen. Es hat den Anspruch auf gerichtliche Überprüfung bejaht. Das Spital Linth hat darauf mit der definitiven Schliessung der Praxis reagiert.

Schweizweit Interesse für Praxisschliessung

Der Rapperswiler Gefässarzt Dr. Daniel Holtz, der den Ärztekonflikt mit dem Spital begleitet hat, sagt dazu: «Der Rückzug des Spitals ist vernünftig. Nachdem dieses im vergangenen Jahr ein Defizit von 8,5 Millionen Franken ausweist, würden kostspielige Rechtshändel und der Weiterbetrieb der wohl defizitären Praxis ausserhalb des Spitals von der Öffentlichkeit kaum goutiert werden.»

Holtz führt weiter aus, dem Richterspruch des Verwaltungsgerichts komme grosse Bedeutung zu. Nicht nur die bekämpften ambulanten Auswüchse, die gestoppt wurden, sondern auch ähnliche zukünftige Entwicklungen, seien nun anfechtbar. Damit werde man früher oder später feststellen lassen können, dass solches Verhalten verfassungswidrig sei und es «keine rechtliche Grundlage dafür gibt, dass öffentliche Spitäler ausserhalb ihrer Mauern spitaleigene Praxen betreiben.» Deshalb sei davon auszugehen, dass «die Schliessung der Bühlparkpraxis in Rapperswil-Jona schweizweit mit grösstem Interesse registriert werde.

«Schweres Defizit»

Ausserdem sei anzunehmen, dass die Spitalpraxis in Jona schwer defizitär gewesen sei. Holtz sagt: «Es wird Gründe geben, dass Geschäftsgang der Praxis am Bühlpark in den Geschäftsberichten des Spitals nie ausgewiesen worden ist.» Im Interesse der Steuerzahler habe die Ärzteschaft per Öffentlichkeitsgesetz nun Einsicht in die Zahlen verlangt. Deren Offenlegung sei den Ärzten zugesichert worden und werde demnächst erfolgen.

Holtz ergänzt: «Sobald die Zahlen auf dem Tisch liegen, dürfte sich das Verhältnis zwischen der Ärzteschaft und dem Spital Linth wieder normalisieren.» Das auch deshalb, weil das Spital einen neuen CEO bekommen habe und der Kanton eine neue Gesundheitsdirektorin. Die Ärzte hätten den CEO des Spitals zu einem ersten Gespräch eingeladen.

Holtz zeigt sich im Gespräch mit Linth24 stolz, «dem sachlich und rechtlich unhaltbaren Betrieb der Praxis am Bühlpark erfolgreich ein Ende gesetzt» zu haben. Mit ihrem Kampf hätten die Ärzte wohl «einen Grundstein zur Beseitigung einer der grösseren Fehlentwicklungen im Schweizer Gesundheitswesen» gelegt.

Stefan Knobel, Bruno Hug, Linth24