Eine repräsentative Umfrage des BAG zeigt, Ende Oktober gaben 15 Prozent der Bevölkerung an, sich schlecht bis sehr schlecht zu fühlen. Senioren schätzen ihr Wohlbefinden sogar noch schlimmer ein als während des Lockdowns im Frühling. Laut Befragung leiden aber die Jugendlichen am meisten.
Linth24 hat sich bei verschiedenen Institutionen umgehört und startet heute mit einem Interview aus den Psychiatrie-Zentren im Linthgebiet (Standorte in Rapperswil-Jona und Uznach), welches mit der zuständigen Chefärztin St.Gallische Psychiatrie-Dienste Süd, Dr.med.univ. Angela Brucher, geführt wurde.
Linth24: Hat die Anzahl Patienten bei Ihnen seit der Corona-Krise zugenommen?
Dr. Angela Brucher: Im Frühjahr während des Lockdowns behandelten die St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd weniger Patientinnen und Patienten. Meine Vermutung geht dahin, dass sich die Menschen zu Hause zurückgezogen haben, als die Corona-Pandemie noch neu war. Zudem waren wir zum Beispiel in den Tageskliniken gezwungen, auf Grund der Situation die Gruppen zu verkleinern, was damals eine verringerte Aufnahmekapazität zur Folge hatte. Mittlerweile und mit Fortdauer der Krise haben die Anmeldungen bei allen Angeboten zugenommen und liegen über dem Vorjahresniveau.
Kommen viele Patienten explizit wegen der Corona-Krise zu Ihnen?
Das ist schwer zu beantworten, da die wenigsten Menschen «nur» wegen der Corona-Krise zu uns kommen. Häufig haben unsere Patientinnen und Patienten verschiedene Belastungsfaktoren. Die aktuelle Situation kommt dann noch dazu und bringt das Fass zum Überlaufen.
Wie viele davon haben vor der Corona-Krise nicht unter Ängsten oder Depressionen gelitten?
Grob geschätzt würde ich davon ausgehen, dass 10-20 % unserer Anmeldungen Menschen betreffen, die zuvor nicht in psychiatrischer Behandlung waren.