Im Kreis See-Gaster gibt es am 29. November 2020 das erste Mal seit Jahrzehnten wieder einmal offene Volkswahlen für ein Richteramt. Rolf Rüegg aus Gommiswald und Patrizia Stiegler aus Schmerikon haben rechtzeitig ihre Wahlvorschläge eingereicht und damit den Parteien die übliche stille Wahl verunmöglicht.
Stille Wahl die Regel
Richter können jeweils schon im ersten Wahlgang still gewählt werden. Das heisst: Sie werden schon im ersten Wahlgang vom absoluten Mehr ausgenommen, weil das in der Praxis wie folgt funktioniert:
Die Parteien bzw. die Parteivorstände verteilen die Richterposten unter sich und vergeben sie an eine ihnen genehme Personen. Und weil der zeitliche Vorlauf von der Einreichung der Kandidatur bis zum Amtsantritt fast ein Jahr ist, können diese Wahlen still durchgeführt werden, bevor jemand auf die Idee kommt, diese Stille zu stören.
Volk muss dulden
Diese Besonderheit führt dazu, dass sanktgallische Richter unter Umständen seit Jahrzehnten tätig sind, aber sich tatsächlich nie dem Volk in einer offenen Wahl stellen und nie ein absolutes Mehr erreichen mussten. Sie wurden gar nie gewählt, sondern durch Parteivertreter «ernannt». Bei diesem System hat das Volk zu dulden, was ihm von den Parteien «vorgesetzt» wird.