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Schmerikon
04.09.2025
05.09.2025 07:01 Uhr

Es droht eine 10-Prozent-Steuererhöhung

Schmerikons Gemeindepräsident Félix Brunschwiler: «Unser Gemeindeblatt kostet 36'000 Franken im Jahr.»
Schmerikons Gemeindepräsident Félix Brunschwiler: «Unser Gemeindeblatt kostet 36'000 Franken im Jahr.» Bild: Linth24
Im Interview mit Linth24 erklärt Gemeindepräsident Félix Brunschwiler, dass seiner Gemeinde jährlich rund 1 Million Franken fehlt und eine Steuererhöhung von 10% droht. Von Bruno Hug

Herr Brunschwiler, die Fragen, welche wir Ihnen stellen, wurden teils von Schmerknern zusammengestellt. Sie beschäftigen Ihre Bürger. Kommen wir zur ersten Frage: Ihre Gemeinde hat zu hohe provisorische Steuerrechnungen verschickt und damit den Eindruck erweckt, es gehe ihr gut. Ist Ihnen diese Finanzaufblähung nicht aufgefallen?

Das war 2022 und 2023. Das haben wir 2024 korrigiert. Es war das erste Mal, dass uns das passiert ist.

Warum geschah das?

Die Steuerrechnungen basieren jeweils auf früheren Veranlagungen. Wir sehen die aktuellen Einkommensverhältnisse der Bürger nicht. Wenn sich etwas ändert, muss uns der Steuerzahler informieren.

«Wir haben 2024 rund 1,2 Millionen Franken weniger eingenommen als budgetiert.»
Félix Brunschwiler

Wie viel haben Sie zu viel verrechnet?

Wir haben 2024 rund 1,2 Millionen Franken weniger eingenommen als wir budgetiert hatten. Dies aufgrund der Rückzahlungen der zu hohen provisorischen Rechnungen 2022 und 2023.

Haben die aufgeblähten Finanzen zur Annahme Ihres Dorfplatzprojekts inklusive Bachumlegung für 20 Millionen Franken beigetragen? Oder andersrum: Stand Kalkül hinter der Finanzaufblähung?

Auf keinen Fall. Investitionen schreibt man über Jahrzehnte ab. Die damaligen Steuereinnahmen stehen in keinem Zusammenhang mit dem Dorfplatzprojekt.

Wie kann man sich so verhauen?

Vermutlich gingen einzelne einkommensstarke Personen in Pension oder haben Einzahlungen in die Pensionskasse vorgenommen. Auch höhere Hypothekarzinsen und daraus resultierende höhere Abzüge könnten eine Rolle gespielt haben.

«Wir haben ein strukturelles Defizit von rund einer Million Franken.»
Félix Brunschwiler

Steht in Schmerikon eine Steuererhöhung an?

Wir haben ein strukturelles Defizit von rund einer Million Franken. Sprich, die laufenden Ausgaben sind um 1 Million höher als die Einnahmen.

Also, um wieviel Prozent steigen die Steuern?

Rund 10 Prozent sind wahrscheinlich. Aber es ist noch nichts definitiv, und wir prüfen auch Einsparungen.

Woher stammt das Eine-Million-Loch?

Das liegt einerseits in der Änderung der vom Kanton geforderten Rechnungslegung für alle Gemeinden. Wir dürfen Abschreibungen nicht mehr je nach Jahr vornehmen, sondern müssen linear abschreiben. Andererseits ist der Aufwand der Gemeinde zwischen 2019 und 2025 um beinahe 4 Millionen Franken gestiegen, die Einnahmen aber nur um knapp 2.5 Millionen. Entscheidend war auch, dass wir 2024 den Steuerfuss auf von 119 auf 113 Prozent gesenkt haben. Das war, rückblickend, ein Fehler.

Fasst man zusammen, hat Ihre Gemeinde in den letzten Jahren über ihre Verhältnisse gelebt. Wo können Sie sparen?

Schwierig. In der Verwaltung und im Unterhalt der Gemeinde ist kaum Sparpotenzial vorhanden. Die Gemeinde erfüllt weitgehend gesetzliche Aufträge, die meisten Ausgaben sind somit gebunden. Aber ja, man muss genau hinschauen.

«In zehn Jahren steht eine Sanierung für über 10 Millionen Franken an.»
Félix Brunschwiler

Gibt es Belastungen, die Sie loswerden könnten?

Beim Hallenbad. Es kostet uns jährlich 550’000 Franken. Und in zehn Jahren steht eine Sanierung für deutlich über 10 Millionen an. Das können wir uns nicht leisten. Wir bedauern, dass Rapperswil-Jona sein Hallenbad abgelehnt hat. Bei einem Ja hätten wir unseres mit besserem Gewissen schliessen können.

Sie hatten letztes Jahr Probleme in der Schulleitung? Wie hoch ist der Schaden?

Etwa 170'000 Franken an externen Kosten. Und wir haben nach wie vor interimistische Lösungen und höhere Kosten als vorher. Die Rechtsfälle sind noch pendent, aber wir hoffen auf eine Einigung.

In der Schulkrise hat Ihre Gemeinde schlecht kommuniziert.

Das war wegen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes nicht anders möglich. Uns waren die Hände gebunden.

Kommen wir generell zu Ihrer Gemeinde-Kommunikation. Linth24 stellt Schmerikon mit dem Gemeinde-Fenster einen Infokanal zur Verfügung mit dem Sie Ihre Bürger jederzeit tagesaktuell informieren können. Sie lehnen ab. Zuerst die Frage, wie kommuniziert ihre Gemeinde?

Über unser zweimonatliches Gemeindeblatt, unsere Website, Medienmitteilungen, Aushänge, einen Amtsbericht und auf der Kantons-Website zu den öffentlichen Publikationen

«Unser Gemeindeblatt kostet 36'000 Franken im Jahr.»
Félix Brunschwiler

Aber auf Kantons- und Gemeindeseiten gehen wenige und zu Aushängen sowieso niemand. Und das Gemeindeblatt ist nicht aktuell.

Aber wir erfüllen damit unsere Kommunikationspflicht.

Wie informieren Sie bei dringenden Ereignissen?

Mit einer Medienmitteilung, auf unserer Homepage und via 8716.ch. Auch Linth24 übernimmt unsere Mitteilungen.

Sie erwarten, dass die Medien für Sie kommunizieren, lehnen aber mit diesen eine Zusammenarbeit ab. Wie viel Geld geben Sie für Ihr Gemeindeblatt überhaupt aus?

Unser Gemeindeblatt kostet 36'000 Franken im Jahr. Dazu kommt der Verwaltungsaufwand, da wir die Artikel selbst schreiben.

Mit dem Gemeinde-Fenster könnten Sie Kosten reduzieren. Nicht interessiert?

Unser Problem ist, dass wir vor allem die Jugendlichen nicht erreichen. Das wäre mit Linth24 nicht anders.

«Die RZL sieht vor, Sozial Media zu nutzen»
Félix Brunschwiler

Woher wollen Sie das wissen?

Davon gehe ich aus.

Die Region Zürichsee-Linth (RZL) ist die Vereinigung der 10 Linth-Gemeinden. Diese haben sie bis vor zwei Monaten präsidiert. Unter Ihrer Führung wurde ein permanenter Auftritt der Linth-Gemeinden auf der amerikanischen Plattform LinkedIn für jährlich gegen 30’000 Franken geprüft. Gleichzeitig lehnen Sie die Nutzung eines kostengünstigen Medienkanals auf einem lokalen Medium ab. Was sagen Sie dazu?

(Studiert) Ich glaube, das Projekt wurde fallengelassen. Es war ursprünglich als Plattform für Mitteilungen der Gemeinden gedacht. Ausserdem sieht das von der RZL verabschiedete Kommunikationskonzept vor, auch Sozial Media zu nutzen.

Herr Brunschwiler, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Bruno Hug, Xenia Langenauer