Home Region Sport Schweiz/Ausland Rubriken Agenda
Kanton
01.09.2025
01.09.2025 08:17 Uhr

Kirche in St.Gallen besetzt

In der Nacht auf Sonntag besetzten rund 50 Personen kurzzeitig die Kirche St.Leonhard
In der Nacht auf Sonntag besetzten rund 50 Personen kurzzeitig die Kirche St.Leonhard Bild: Stapo SG
Von Samstagabend bis Sonntagmorgen haben rund 50 Personen die leerstehende St.Leonhards-Kirche besetzt.

Am Samstagabend kurz vor Mitternacht wurde der Stadtpolizei St.Gallen gemeldet, dass sich eine Personengruppe Zugang zur Kirche St.Leonhard verschaffe.

Die teils maskierten Personen sollen mit einem Lieferwagen vorgefahren, ein Türschloss aufgebrochen und sich so Zutritt zur Kirche verschafft haben.

Um die Kirche St.Leonhard versammelten sich in der Folge laufend mehr Personen, die sich mit den Kirchenbesetzern solidarisierten.

Es kursierten auch Social-Media-Aufrufe, vor Ort zu erscheinen und sich mit den Besetzern zu solidarisieren.

Schliesslich befanden sich um die Kirche St.Leonhard rund 50 Personen und es kam zu Provokationen gegenüber den Einsatzkräften der Polizei.

Nach Rücksprache mit dem Eigentümer der Liegenschaft beantragte dieser die Räumung der Kirche.

Die Stadtpolizei St.Gallen verhandelte daraufhin mehrere Stunden mit der Besetzergruppe und erreichte schliesslich, dass diese die widerrechtlich besetzte Kirche kurz nach 6 Uhr verliess und sich einer Personenkontrolle unterziehen liess.

Der Eigentümer der Kirche stellte zuvor in Aussicht, auf eine Anzeige zu verzichten, sofern kein Sachschaden entstanden sei respektive der bereits bekannte Sachschaden durch die Verursacher übernommen wird.

Dabei handelt es sich nach ersten Erkenntnissen um ein aufgebrochenes Schloss, als sich die Personengruppe Zutritt zur Kirche verschaffte.

Da die Besetzung ein Antragsdelikt darstellt, sind ohne Anzeige durch die Eigentümerschaft keine weiteren polizeilichen Massnahmen vorgesehen.

Kirchenbesetzungen wurden in der Vergangenheit von Aktivistengruppen als Protestform genutzt, um auf die Rechte von Sans-Papiers aufmerksam zu machen.

In einem Communiqué erklärt die Gruppe, sie sei ein «bunt durchmischtes Trüppchen mit viel Motivation, Energie und einem riesigen Berg an Ideen».

Der Besitzer, der Winterthurer Architekt Giovanni Cerfeda, habe die Kirche 2005 für 40’000 Franken erworben, unter der Bedingung, ein Kultur- und Eventzentrum zu schaffen.

Geschehen sei seither jedoch fast nichts – abgesehen von einer Musical-Aufführung, einem Techno-Livestream während der Pandemie und einzelnen Firmenanlässen.

Die Besetzer begründen ihr Handeln damit, dass alle Versuche einer Zwischennutzung stets vertröstet worden seien. Nach 20 Jahren ohne konkrete Pläne sehen sie sich gezwungen, selbst aktiv zu werden.

Ihr Ziel sei es, einen öffentlichen, selbstorganisierten Freiraum zu schaffen, der Begegnung und Kultur ohne kommerziellen Druck ermöglicht.

Im Communiqué kritisiert die Gruppe zudem die Kulturpolitik der Stadt St.Gallen.

So seien in der Vergangenheit wichtige Kulturorte verschwunden, während Projekte der HSG gefördert würden. Auch fehle es seit Jahren an einem Haus für die freie Theater- und Tanzszene. 

Cerfeda selbst habe bereits 2015 eingeräumt, dass es in St.Gallen an geeigneten Kulturstätten mangele.

Die Besetzer fordern, dass sich Cerfeda und die Stadt mit ihnen an einen Tisch setzen. Sie appellieren an die Bevölkerung, ihre Initiative zu unterstützen, damit aus der Kirche wieder ein lebendiger Ort der Gemeinschaft werde.

 

Bild: Stapo SG
StGallen24