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Kanton
30.08.2025
30.08.2025 06:50 Uhr

Juso: Kopftuchkritiker raus

Bernhard Hauser
Bernhard Hauser Bild: Collage: stgallen24
Die Juso St.Gallen verlangt den sofortigen Rücktritt von SP-Kantonsrat Bernhard Hauser. Anlass ist ein im «St.Galler Tagblatt» veröffentlichter Gastkommentar.

 Der Text sei «von antimuslimisch-rassistischen und misogynen Aussagen durchzogen». Hauser sei für eine linke Partei untragbar und müsse sein Mandat im Kantonsrat sowie alle weiteren SP-Mandate sofort niederlegen.

Wie ein SVP-Communiqué

Der Gastkommentar von Bernhard Hauser im St.Galler Tagblatt lese sich nach Einschätzung der Juso wie ein SVP-Communiqué. Hauser versuche händeringend, einen Zusammenhang zu konstruieren zwischen antimuslimisch-rassistischen Kleidervorschriften und der vermeintlichen Befreiung von Frauen.

Ein Mandat als SP-Kantonsrat verpflichte jedoch dazu, für Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität einzustehen. 

Grundwerte mit Füssen getreten?

«Hauser nimmt sich in seinem Kommentar vieler Themen an – von keinem ist er selbst betroffen. Stattdessen missbraucht er sowohl diese Themen als auch sein Mandat, um zu hetzen und Ressentiments zu schüren», sagt Robin Eichmann, Co-Präsident der Juso Kanton St.Gallen.

Diskriminierung statt Emanzipation

Die Juso stellt klar, dass ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen kein Zeichen von Emanzipation, sondern Diskriminierung sei. Das Kopftuch pauschal als Symbol der Unterdrückung zu deuten, greife zu kurz und sei Ausdruck jener Rhetorik, die in rechtskonservativen Kreisen anzutreffen sei, um muslimische Frauen abzuwerten.

Worum geht es?

In einem Gastbeitrag unter dem Titel «Das Kopftuch widerspricht dem Grundverständnis offener Gesellschaften» hat sich SP-Kantonsrat Bernhard Hauser im «St.Galler Tagblatt» gegen das Kopftuch in Klassenzimmern ausgesprochen: Das muslimische Kopftuch verkörpere etwa die Erwartung, dass Frauen ihren Körper verbergen müssen, um Männer nicht «zu provozieren».

Für den ehemaligen PHSG-Professor aus Sargans ist dieses Symbol des konservativen Islam unvereinbar mit der Gleichstellung – und hat «deshalb auf dem Kopf einer Lehrerin keinen Platz».

Emanzipation bedeute, sich kleiden zu können, wie man wolle, die eigene Religion selbstbestimmt zu leben und dem Beruf nachgehen zu können, dem man nachgehen wolle.

Und vor allem: dies zu tun, ohne dass eine nicht betroffene Person wie Bernhard Hauser eine Plattform bekomme, um junge Musliminnen in dieser Freiheit einschränken zu wollen und ihnen ihre Selbstbestimmung abzusprechen.

Mehr als unpassend.

Im Artikel beschreibe er beispielsweise queere Sexualität als das «bunte und lustvolle Ausleben sexueller Präferenzen». Er übernehme die Rhetorik der Rechten, indem er queere Identitäten auf oberflächliche Bilder reduziere, und trage damit zur Delegitimierung queerer Lebensrealitäten bei.

In seinen Ausführungen dazu, dass auch eine Frau, die ihre «Reize […] einladend präsentiert», keine Schuld an einem Übergriff ihr gegenüber habe, habe es Hauser als nötig befunden, diese Reize noch ausführlich aufzulisten: knappes Dekolleté, Minirock, wallende Haare und erotische Bewegungen.

Auch wenn sexistische, queerfeindliche und antimuslimisch-rassistische Äusserungen im politischen Diskurs eine besorgniserregende Normalität seien, wäre von einem SP-Kantonsrat mehr zu erwarten.

«Jeder Lehrerin, die ein Kopftuch trägt, vorzuwerfen, dass sie einen heimlichen Lehrplan des konservativen und frauenfeindlichen Islams in eine Klasse trägt, ist schlichtweg antimuslimisch-rassistisch», sagt Chiara Gerster, Co-Präsidentin der JUSO Kanton St.Gallen.

SP-Legitimation verloren

Die Juso St.Gallen erwartet von der SP und der Pädagogischen Hochschule eine klare Distanzierung. An der PH sei Hauser als Professor angestellt gewesen, was auch im Gastkommentar ausdrücklich erwähnt werde.

Ausserdem fordert die Juso von Bernhard Hauser selbst seinen Rücktritt von allen SP-Mandaten.

stgallen24/stz.