Die Geschichte geht auf eine jahrelange Debatte zurück – und sie zeigt, dass sich zwischen den Kantonen Glarus und St. Gallen quasi ein «Energie-Graben» befindet. Der Glarner Nutzungsplan sah schon vor rund acht Jahren direkt an der Schänner Gemeindegrenze zu Glarus Nord zwei angebliche Eignungsgebiete für Windenergie vor. Nach einem juristischen Hin und Her ist derzeit eine Anpassung des Richtplans im Gange, der diese Eignungsgebiete wieder festsetzen will.
Déjà-vu für Gemeindepräsidentin
Für Gemeindepräsidentin Gabriela Tremp ist es quasi ein Déjà-vu. 2024 hatte sie sich schon erfolgreich dagegen gewehrt, dass das Gebiet «Witöfeli/Steinerriet» in Schänis in den Richtplan des Kantons St. Gallen als Eignungsgebiet aufgenommen wird. Und nun wiederholt sich die Geschichte auf der anderen Seite der Linth - nur einen Steinwurf entfernt.
Dazu sagt die Gemeinderätin auf Anfrage von Linth24: «Aufgrund der Nähe der beiden angeblichen Eignungsgebiete sind für den Gemeinderat Schänis die gleichen Vorbehalte massgebend, ob die Anlagen nun auf St. Galler- oder auf Glarner Seite der Linth stehen sollen».
Keine Absprache der Kantone
Auf die Frage, ob zwischen den Kantonen St. Gallen und Glarus Absprachen stattgefunden haben, sagt die Gemeindepräsidentin: «Offensichtlich nicht. Der Gemeinderat Schänis verschliesst sich nicht gegenüber alternativen Energiequellen. Nebst Bilten (Gemeinde Glarus Nord) betrifft dieser massive Eingriff die Gemeinde Schänis jedoch am stärksten».
Keine Information
Leider seien sie in Schänis vom Kanton Glarus nicht darüber informiert worden, dass diese angeblichen Eignungsgebiete direkt an der Gemeindegrenze im Richtplanentwurf festgesetzt werden. Tremp weiter: «Mit unserer Mitwirkung haben wir unseren Bedenken und Bedürfnissen Ausdruck verliehen, die in Glarus bestimmt gehört werden. Wir sind überzeugt, dass die Schutzinteressen das Nutzungspotential bei weitem überwiegen».
Der eingeschriebene Brief
So hat sich der Gemeinderat von Schänis nun im Mitwirkungsverfahren mit einem eingeschriebenen Brief – unterzeichnet von Tremp und Gemeindeschreiber David Reifler – ans Departement Bau und Umwelt des Kantons Glarus gewandt. Brief unten im Anhang.
Sorge um das Ortsbild
Besondere Sorge bereitet der Gemeinde Schänis die potenzielle Beeinträchtigung von Ortsbildern von nationaler Bedeutung. Schänis und Maseltrangen sind im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) aufgeführt. Sichtbare Windanlagen würden die charakteristischen Landschafts- und Ortsbilder massiv stören.
Lärm und Wertminderung
Weitere Kritikpunkte betreffen Lärm, den Flugplatz Schänis und die Wertminderung von Immobilien. Schänis liegt in einem Talkessel, in dem sich Lärm von Autobahn und Windrädern verstärken würde. Der Flugplatz Schänis stünde durch die Windanlagen in Konflikt mit dem Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) und wäre langfristig gefährdet. Hinzu kommt, dass die Wertminderung von Immobilien durch Windenergieanlagen laut einer Studie des Hauseigentümerverbandes erheblich sein kann, je nach Abstand bis zu 25 Prozent.
Gefahr für Fauna und Flora
Auch der hochwertige Naherholungsraum entlang des Linthdamms, inklusive der geschützten Gebiete «Tschächli» und «Tschachen», wäre betroffen. Laut Gemeinderat Schänis würde die Errichtung von Windenergieanlagen die Lebensräume von Flora und Fauna unwiederbringlich zerstören.
Sensibilisierte Bevölkerung
Dazu sagt Gemeindepräsidentin Tremp zu Linth24: «Dass im Siedlungsgebiet gelegene Standorte von Windenergieanlagen derzeit kritisch hinterfragt werden, hat wohl damit zu tun, dass in der Bevölkerung eine Sensibilisierung zum Thema stattgefunden hat».
Alle Rechtsmittel ausschöpfen
Abschliessend hält der Schänner Gemeinderat in besagtem Brief fest: «Um der Bevölkerung die hohe Lebensqualität in der politischen Gemeinde Schänis zu erhalten, wird der Gemeinderat Schänis alle Rechtsmittel ausschöpfen, um Planung und Bau von Windenergieanlagen in seiner Nachbarschaft abzuwehren».