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Schweiz
01.08.2025
01.08.2025 07:35 Uhr

So wurde der 1. August Feiertag

Symbolbild
Symbolbild Bild: Linth24
Bis zur Einführung des arbeitsfreien 1. Augusts war es ein langer Weg – geprägt von politischen Debatten, geschichtlichen Legenden und dem Wunsch nach nationaler Identität.

Was viele für den «Geburtstag der Schweiz» halten, ist in Wahrheit ein symbolischer Feiertag mit politischem Hintergrund, schreibt der Blick. Erst 1891 entschied sich der Bundesrat dazu, der Eidgenossenschaft einen eigenen Festtag zu geben – 600 Jahre nach dem angeblichen Bündnis von Uri, Schwyz und Unterwalden, das im sogenannten Bundesbrief von 1291 beurkundet ist.

Der Bundesbrief selbst ist kein Gründungsakt im heutigen Sinn, sondern ein rechtlicher Vertrag aus einer Zeit, in der viele ähnliche Abmachungen zwischen Talschaften geschlossen wurden.

Die Wahl des 1. Augusts war jedoch nicht unumstritten. Lange galt der 8. November 1307 – gestützt auf die Rütlischwur-Legende und den Humanisten Aegidius Tschudi – als Gründungsdatum der Schweiz. So hielten etwa die Urner noch bis ins 20. Jahrhundert am Jahr 1307 fest und verewigten dieses auf dem Telldenkmal in Altdorf. Trotzdem setzte sich der 1. August als nationales Symbol durch und wurde ab 1899 regelmässig begangen.

Vom geschichtlichen Bündnis zum Volksfest

Auch wenn Historiker heute eher von einem schrittweisen Entstehen der Schweiz als von einer punktgenauen Gründung ausgehen, hat sich der 1. August im öffentlichen Bewusstsein fest verankert. Der Tag wird landesweit mit Reden, Festumzügen, Höhenfeuern, Musik und Feuerwerken begangen. Die Feuer erinnern sinnbildlich an die Signale, mit denen im Mittelalter zur Vertreibung der fremden Vögte aufgerufen wurde.

Zunächst war der 1. August jedoch ein gewöhnlicher Arbeitstag. Erst durch eine Volksabstimmung im Jahr 1993 wurde entschieden, dass der Bundesfeiertag fortan arbeitsfrei sein soll. Mit über 83 Prozent Zustimmung unterstützte die Bevölkerung die sogenannte «1.-August-Initiative» der Schweizer Demokraten – ein deutliches Zeichen für die breite Akzeptanz dieses nationalen Symbols.

Heute nutzen Bundesräte, Politiker und Vertreter aus Gesellschaft und Kultur die Gelegenheit, um in ihren 1.-August-Ansprachen über Werte wie Freiheit, Unabhängigkeit und Zusammenhalt zu sprechen. Der Feiertag erinnert daran, dass sich die Schweizer Eidgenossenschaft über Jahrhunderte entwickelt hat – getragen von einem starken Gemeinschaftssinn und einem tief verwurzelten Bedürfnis nach Selbstbestimmung.

Tatjana Neuner, Redaktion StGallen24