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22.07.2025
22.07.2025 09:15 Uhr

Finanzielle Sorgen beschäftigen

Frau und Herr Schweizer blicken mit Sorge auf ihre Finanzen.
Frau und Herr Schweizer blicken mit Sorge auf ihre Finanzen. Bild: Archiv
Hohe Mieten, steigende Prämien und Jobangst belasten die Schweizer Bevölkerung. Laut Comparis rechnet jeder Vierte in der Schweiz mit einer Verschlechterung der Lage.

Laut Comparis-Umfrage rechnet jede vierte Person in der Schweiz im kommenden Jahr mit finanziellen Einbussen. Laut Comparis-Umfrage gehen 6 Prozent sogar von einer deutlich schlechteren Situation aus. «Die Sorge um steigende Mieten, Hypozinsen und hohe Krankenkassenprämien sowie der eigene Jobverlust oder jener des Partners sorgen für finanzielle Unsicherheit», erklärt Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn. Auch globale Faktoren wie «die erratische US-Zollpolitik» belasteten die Stimmung. Gleichzeitig zeigen sich 24 Prozent der Befragten optimistisch und erwarten eine Verbesserung ihrer Lage.

Frauen sind deutlich skeptischer als Männer

Auffällig sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Während 29 Prozent der Männer optimistisch sind, sind es bei den Frauen nur 18 Prozent. Zudem befürchten 30 Prozent der Frauen eine Verschlechterung ihrer persönlichen finanziellen Situation, aber nur 23 Prozent der Männer.

«Frauen sind bezüglich Finanzen vorsichtiger als Männer und beobachten die Kaufkraftentwicklung im Alltag genauer. Zudem arbeiten sie häufiger Teilzeit, haben ein tieferes Durchschnittseinkommen und spüren wirtschaftliche Turbulenzen sowie die Teuerung schneller und härter», sagt der Comparis-Experte. Das zeigt sich auch darin, dass 52 Prozent der Frauen angeben, weniger kaufen zu können als im Vorjahr (Männer: 41 Prozent).

Viele kämpfen mit Krankenkassenprämien

Die Krankenkassenprämien bleiben eine grosse finanzielle Belastung. Laut Comparis-Umfrage hat fast jede sechste Person (16 %) Mühe, die monatlichen Beiträge zu zahlen. In Haushalten mit unter 4'000 Franken Einkommen sind es 22 %, bei Einkommen zwischen 4'000 und 8'000 Franken 20 %.

«Die ähnliche Belastungswahrnehmung in beiden Gruppen liegt wohl daran, dass die unterste Einkommensgruppe mehr Prämienverbilligungen bekommt als die mittlere», erklärt Comparis-Experte Michael Kuhn. Bei den Besserverdienenden (über 8'000 Franken) betrifft das Problem nur 9 %.

 24 % der Befragten geben an, sich finanziell stark einschränken zu müssen, 6 % sagen, das Geld reiche nicht aus. Besonders betroffen sind Personen mit tieferem Einkommen, Frauen und Menschen mit tieferer Bildung.

«Fast jede dritte Person in der Schweiz hat Mühe, alle Ausgaben problemlos zu tätigen», sagt Kuhn. «Dabei spielt auch die persönliche Erwartung eine Rolle – wer bescheiden lebt, empfindet seine Lage oft als besser.»

Mittlere Altersgruppe besonders belastet

Die Altersgruppe der 36- bis 55-Jährigen leidet besonders unter finanziellen Belastungen: 9 % sagen, das Geld reiche nicht. Bei den Jüngeren sind es 4 %, bei den über 55-Jährigen 3 %. «Die mittlere Generation trägt oft viele finanzielle Lasten: Familie, Wohneigentum, Altersvorsorge», so Kuhn.

 7 % der Befragten ziehen laut Comparis einen Kredit in Betracht – erstmals häufiger als der Wunsch nach einer günstigeren Wohnung oder Gehaltserhöhung. Bei den 18- bis 35-Jährigen sind es 11 %.

«Viele leben nach dem Motto ‹buy now, pay later›. Einfach zugängliche Online-Kredite und fehlendes Bewusstsein für die Folgen verstärken diesen Trend», warnt Kuhn.

Gespart wird bei Kleidung und Ausgehen

Wenn das Geld knapp wird, wird bei Technik (64 %), Kleidung (61 %) und Restaurantbesuchen (57 %) gespart. Gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, mehr Lohn zu fordern: Nur noch 6 % wollen Gehalt verhandeln – im Dezember 2024 waren es noch 9 %.

«Viele setzen derzeit lieber auf Sicherheit als auf berufliche Veränderungen», sagt Kuhn. Frauen sparen laut Umfrage häufiger gezielt im Alltag, Männer eher beim Auto.

Blick nach 2030 optimistischer

Während 27 % 2025 mit einer Verschlechterung ihrer Finanzen rechnen, sind 44 % mit Blick auf 2030 zuversichtlich. Besonders optimistisch sind die 18- bis 35-Jährigen (69 %).

«Die finanzielle Grundstimmung in der Schweiz bleibt stabil optimistisch», sagt Kuhn. «In fünf Jahren kann sich viel ändern – und viele hoffen auf Besserung.» 77 % der Befragten geben an, dass die Klimadiskussion keinen oder nur geringen Einfluss auf ihr Konsumverhalten hat. Nur 31 % sehen gar keine Auswirkungen.

«Ein wachsender Teil der Bevölkerung scheint dem Klimawandel weniger Priorität einzuräumen», sagt Kuhn. «Die Wenigsten wollen ihren Lifestyle grundlegend verändern.»

Zürioberland24/gg/Linth24