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Schweiz
25.06.2025
25.06.2025 11:17 Uhr

«Dönerflation» in der Schweiz

Alltagsgericht und Politikum zugleich, der Döner.
Alltagsgericht und Politikum zugleich, der Döner. Bild: pixabay
Wenn der Döner teurer wird, beschäftigt das nicht nur die Mittagspause, sondern gleich den Bundesrat. Was wie eine Anekdote aus der Satire wirkt, ist bittere Realität.

Es war kein PR-Stunt, sondern echter Volkskontakt: Bundesrat Albert Rösti stellte sich auf dem Bundesplatz einem Influencer, der sich selbst «Kaufmann» nennt – passenderweise –, und beantwortete die Frage, die angeblich das ganze Land umtreibt: Warum ist der Döner so teuer?

Röstis Erklärung

Rösti erklärte ernsthaft: Hochwertiges Fleisch, gestiegene Strompreise, allgemeine Kostenexplosion, alles Gründe, die den Döner verteuern. Und versprach zugleich, an einer Lösung zu arbeiten. Die Politik hat gesprochen. Aber reicht das?

Symbol für gefühlte Teuerung

Früher für jedermann erschwinglich, heute vielerorts 13 bis 16 Franken teuer, die «Dönerflation» trifft einen Nerv. Was früher ein günstiger Snack war, ist heute ein Gradmesser für soziale Realität geworden.

Man hätte auch über Pizza oder Gipfeli sprechen können. Aber es ist der Döner, an dem sich Empörung, Medienaufmerksamkeit und sogar politische Fragen entzünden.

Ein Nationalgericht

Trotz gestiegener Preise bleibt der Döner beliebt. Er ist längst Mainstream. In Supermärkten gibt es Tiefkühl-Varianten, Aufback-Versionen und sogar Gourmethappen mit Wagyu-Beef für 100 Franken in Zürich. 

Swissness mit scharfer Sauce

Die Beliebtheit hat auch mit der kulturellen Funktion des Döners zu tun. Er steht für Integration. Viele Anbieter werben mit Schweizer Fleisch, strengen Hygienevorgaben und sogar «Swissness-Zutaten» wie Käse und Ei.

Und genau das scheint zu funktionieren. Selbst wer sonst keine scharfe Sauce mag, traut sich beim Döner vielleicht doch mal ein bisschen mehr zu. Kulinarischer Brückenschlag statt Identitätskrise.

Die Jugend rebelliert 

Was in Deutschland mit dem viralen Schlachtruf «Olaf-Abi, mach Döner drei Euro!» begann, ist in der Schweiz zu einer etwas ruhigeren, aber nicht weniger ernsthaften Bewegung geworden. Hier fordert niemand einen «Döner-Deckel», aber viele junge Menschen nutzen die Debatte als ersten Berührungspunkt mit Politik, wie die Neue Zürcher Zeitung berichtet.

108 Millionen Döner pro Jahr 

Schätzungen zufolge wird in der Schweiz alle 3,4 Sekunden ein Döner verkauft, so die NZZ. Und doch bleibt die Branche zersplittert. Ein nationaler Dönerverband wurde 2016 gegründet und schon wieder aufgelöst. Föderalismus und Konkurrenzdenken, wie so oft in der Schweiz.

Zürich24