Joe Fritschi prägte die Elektrizitätsversorgung Kaltbrunn AG (EVK) über Jahrzehnte hinweg – nicht laut, nicht aufdringlich, sondern als verlässlicher Motor im Hintergrund.
Nach 45 Jahren im Betrieb, davon 14,5 Jahre als Betriebsleiter, tritt er Ende Juli in den wohlverdienten Ruhestand. Die Verantwortung hat er bereits Anfang Juni offiziell in jüngere Hände übergeben.
1980 – eine andere Welt
Sein Weg begann 1980 – direkt nach der Lehre als Elektromonteur bei der Firma Heberlein in Wattwil trat er in die EVK ein. «Damals ging es noch analog zu und her», erinnert sich Joe Fritschi, «Zähler wurden von Hand abgelesen, das erste Handy fürs Pikett wog fast so viel wie ein Backstein.»
Installateur, Abteilungsleiter, Betriebsleiter
Doch was in all den Jahren der rasanten technologischen Entwicklung blieb, war seine Leidenschaft für den Beruf und fürs Team, das ihn stets begleitete.
Vom Elektroinstallateur «an der Front» arbeitete er sich zum Abteilungsleiter und schliesslich zum Betriebsleiter hoch. Ein Werdegang, geprägt von Kompetenz, Konstanz und Kollegialität.
«Wir ziehen alle am gleichen Strick»
Trotz hoher Führungsverantwortung sah er sich nicht als CEO im klassischen Sinn. «Ich war immer ein Teamplayer, ein Rädchen im Getriebe – aber ein wichtiges», sagt er mit einem Lächeln.
Die Nähe zu den Menschen im Dorf, zu ihren Anliegen und Fragen und die Unterstützung durch ein engagiertes 25-köpfiges Team – all das war dem Gommiswaldner wichtiger als grosse Worte.
Sein Credo: Wir ziehen alle am gleichen Strick. «Es hat funktioniert und Spass gemacht», darf er nun, am Ende seines Arbeitslebens, zufrieden vermelden.
Jahre unter Strom
Dabei standen die letzten Jahre unter Strom – im besten wie im übertragenen Sinn.
Der Wandel hin zu erneuerbaren Energien, der Solarboom, Smartmeter, neue Vorschriften durch das Energiegesetz oder die wachsende Komplexität im Verteilnetz: «Die Arbeit und das Mit- und manchmal auch Umdenken trieb uns stets an», sagt Fritschi.
Mit klarer Kommunikation und einem feinen Gespür für das Machbare hielt er die Balance; auch im Sandwich zwischen Politik und Kunden.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Ein weiteres Markenzeichen von Joe Fritschis Wirken war die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit anderen regionalen Elektrizitätsversorgern und den politischen Gemeinden.
Ob im Energiepool Linth, in der Beratung der Elektrizitätsversorgung Benken oder im Austausch mit der Politischen Gemeinde Kaltbrunn, für Fritschi war stets klar: Nur gemeinsam sind die Herausforderungen der Energiezukunft und das Wirken in der Kleinräumigkeit der Region zu stemmen.
«Ich sah uns nie als Konkurrenten, sondern als Mitstreiter mit den gleichen Zielen.» Auf diesem Boden gediehen zukunftsweisende Projekte wie die Einführung eines einheitlichen Stromverrechnungsprogramms, aber auch der wertschätzende Knowhow-Transfer unter den Playern.
Vor allem war auch der Dialog mit dem Verwaltungsrat, während der vergangenen vierzehn Jahren mit den Präsidenten Beda Steiner und Guido Rüegg, stets von gegenseitigem Respekt geprägt.
Fritschi wusste: Gute Energieversorgung braucht nicht nur Technik – sondern Menschen, die zusammenarbeiten. Dieses Verständnis prägte sein Handeln bis zum Schluss.
Viele Projekte, viele Geschichten
Grossüberbauungen wie der Kupfentreff, der Aufbau des Glasfasernetzes, der Smartmeter-Rollout, Neu- und Umbauten der EVK-Liegenschaften – Fritschis Handschrift ist an vielen Stellen im Dorf sichtbar.
«Es war nie langweilig. Jeder Tag brachte etwas Neues», konstatiert er. Was ihn besonders erfüllte? Die Ausbildung junger Menschen. «Lehrlinge zu begleiten, die Entwicklung zu sehen vom Buben zum Mann, vom unwissenden Stift am ersten Tag bis zum Berufsfachmann, das war für mich das Schönste.»
Trotz Fachkräftemangel und einem «brutalen Kampf» um gute Leute bleibt er überzeugt: «Ich würde diesen Beruf sofort wieder lernen.»
Nachfolger bringt frische Impulse
Zum Glück verlässt Joe Fritschi die Elektrizitätsversorgung Kaltbrunn nicht in einer Krise, sondern in einem gut strukturierten Zustand. Die Bereiche funktionieren, das Team ist eingespielt, die Netzplanung läuft, die Digitalisierung ist auf Kurs.
«Das Haus ist nicht fertig – aber solide gebaut.» Er weiss: Die Fülle an neuen Aufgaben und Entwicklungen verlangt frische Impulse. Und genau die bringt sein Nachfolger mit.
Nachfolger Patrik von Aarburg
Patrik von Aarburg ist im vergangenen Februar zur EVK gestossen und hat nun die Leitung übernommen. Er ist ein Kaltbrunner durch und durch und kennt die EVK gut, war er doch während seiner Laufbahn hier bereits 10 Jahre tätig.
Der gelernte Elektroinstallateur mit Meisterprüfung (Lehre bei Urs Hager in Benken; Stationen in Zürich und beim EW Jona-Rapperswil) war zuletzt Betriebsleiter beim EW Quarten.
Seine Expertise ist gross und sein Erfahrungsrucksack bestens gefüllt. Er bringt frischen Wind mit, gepaart mit viel Verständnis für den «kunterbunten Laden», wie Fritschi die Elektrizitätsversorgung Kaltbrunn fast schon liebevoll nennt.
«Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe, auf die Zusammenarbeit mit dem VR und dem Team – und auf den Kontakt mit unseren Kundinnen und Kunden.»
Sein Ziel ist es, die Bedürfnisse der Kundschaft abzuholen, für eine kompetente und realitätsnahe Umsetzung zu sorgen, aber auch am Ball zu bleiben in Sachen Entwicklungen in der Energieversorgungsbranche und neusten Technologien.
Sorgfältige Übergabe
Der scheidende und der neue Betriebsleiter haben eine sorgfältige Übergabe gestaltet. Joe Fritschi tritt ins hintere Glied. Er schliesst in den kommenden Wochen und Monaten – wo möglich und nötig – noch einige Projekte ab, bleibt aber auch nach der Pensionierung für Fragen seines Nachfolgers greifbar.
Zeit zum Abschalten, Durchatmen, für Familie & Sport
Für den (Un)Ruhestand hat Fritschi noch keine konkreten Pläne. Aber das Abschalten, das Durchatmen, die Familie und der Sport, sollen Raum erhalten. «Ich konnte immer gut loslassen», sagt er. Und wer ihn kennt, glaubt ihm das sofort.
Mit Joe Fritschi geht ein Betriebsleiter, der die Elektrizitätsversorgung Kaltbrunn mit Herz und Verstand geprägt hat. Ein weitsichtiger Macher, ein guter Chef, ein toller Mensch.