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Rapperswil-Jona
16.06.2025
24.06.2025 16:10 Uhr

Abfall-Deponie Jona: «Eine wahnwitzige Idee»

Die Dionys-Wiese gegenüber der Ein-/Ausfahrt Autobahn A53. Statt einer Senke wie heute dereinst ein Hügel voller Bauabfälle.
Die Dionys-Wiese gegenüber der Ein-/Ausfahrt Autobahn A53. Statt einer Senke wie heute dereinst ein Hügel voller Bauabfälle.
Die geplante Bauabfall-Deponie auf schönstem Wiesland bei der Autobahnausfahrt im Dionys Jona hat riesige Dimensionen. Es gibt Widerstand. Linth24 legt die Fakten offen. Von Bruno Hug

Die Baufirma Hagedorn, Meilen, plant im Joner Dionys eine Bauabfall-Deponie. In die schöne Wiese mit Wäldchen würde Bauschutt in einer Höhe bis gegen 15 Meter aufgetürmt und dort für «ewig» gelagert bleiben. Das in Siedlungsnähe und direkt angrenzend an die Joner Allmeind, die grösste Naturschutzzone» von Rapperswil-Jona.

Auf «ewig» Bauabfälle

Kommt die Dionys-Deponie, werden dort mindestens 400'000 Kubikmeter Bauaushub-Material, Asbestzement, Strassenaufbruch, Ziegel, Beton etc., also sogenannte Innertstoffe abgelagert. Das alles sind biologisch nicht abbaubare Materialien, gemäss Angaben kaum gefährlich, und doch möchte man das Zeugs nicht vor der Haustüre haben.

Überfallartiges Auftreten

Am 12. Mai hat die Stadt öffentlich über die Deponie informiert. Schon am 21. Mai startete dazu im Internet das Mitwirkungsverfahren. Es dauert noch bis 18. Juni. (N.b. Das E-Verfahren ist derart kompliziert, dass man dafür fast Hochschul-Abgänger sein muss). Link zum Mitwirkungsverfahren.
Viele staunen ab dem Termindruck für diese wichtige Sache. Stadtrat und Bauchef Ueli Dobler sagt dazu, das Verfahren liege beim Kanton. Aber «etwas mehr Zeit hätte gut getan.»

«Wahnwitzige Idee»

Nun hat sich gegen die Deponie unter Fernando Martelli eine aus mehreren Persönlichkeiten von Jona bestehende IG gebildet. Sie schreibt in der Vernehmlassung, die geplante Deponie mute «irrational» an. Es sei eine «wahnwitzige Idee», eine Bauabfall-Deponie zwischen Ortsbild-, Landschafts-, Natur- und Gewässerschutzzonen zu zwängen. Sie beeinträchtige über lange Zeit das Ortsbild, das Naherholungs- und Naturschutzgebiet und die geschützte Kapelle St. Dionys.

Gewässerschutzzonen

Statt Naturwiesen gebe es im Dionys künftig «Schuttlandschaften» und Tausende Lastwagenfahrten aus den Kantonen Schwyz, Zürich und der Region. Und das in der am Meisten verkehrsbelasteten Stadt am Obersee. Noch schlimmer sei: Die Deponie grenze an das Dionysbächli, den Auholz- und Wagnerbach sowie an die Naturschutzzone der Joner Almeind.  

  • Geplante Deponie (rot umrandet), und rundum die grösste Gewässerschutzzone von Rapperswil-Jona, die «Joner Allmeind» Bild: zVfg
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  • Die Dionys-Wiese gegenüber der Ein-/Ausfahrt Autobahn A53. Statt einer Senke wie heute dereinst ein Hügel voller Bauabfälle. Bild: Linth24
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Aufs Konto alter Stadtrat

Die Deponie hat der alte Stadtrat unter Ex-Stapi Stöckling Anfang der 2020er-Jahre ohne die Bürger anzuhören auf die Bahn gebracht. Sie habe «mehr Vor- als Nachteile», so der Stadtrat damals gegenüber dem Kanton. 
Ob es die Bürger auch so sehen? Die Argumente für die Deponie jedenfalls sind dünn. Es gebe mehr ökologische Ausgleichsflächen und Natur-Bächli und in 15 Jahren ein neues Wäldli. Ob das genug Ersatz ist für gegen 20 Jahre Baustelle am Stadteingang und viel Lastwagenverkehr aus anderen Kantonen inklusive Naturumwälzung?

Wie weiter?

Nach der Vernehmlassung legt die Stadt einen Sondernutzungs- und Teilstrassenplan sowie einen Plan zur Gewässerraumausscheidung auf. Gegner können sich dann gegen das Projekt wehren. Ob sie aber als Einsprecher zugelassen werden, entscheidet der Kanton, der die Deponie ja will (…).

Die Fakten zur Bauabfall-Deponie

·       Grundsätzlich ist zu beachten: In der Deponie wird kein Loch gegraben, sondern der Bauschutt wird aufgetürmt, in eine Höhe von bis gegen 15 Meter. Ab Baustart, nach rund 15 Jahren Baustelle, wird der entstandene, neue Hügel wieder renaturiert sein.

Die weiteren Fakten:

·       Der entstehende Bauschutt-Hügel bleibt «auf ewig» bestehen und bildet eine neue Landschaft im Joner Dionys.

·       Der Abfallberg entsteht über eine Zeit von 10 Jahren. Die Vor- und Nacharbeiten dauern fünf Jahre, vielleicht länger. Garantiert ist nichts. Die Verträge zwischen Kanton und dem Deponie-Betreiber sind (vorerst) geheim.

·       Die Deponie bestreicht eine Fläche von 80'000 m2, was rund 10 Fussballfeldern entspricht.

·      In der Deponie werden mindestens 400'000 Kubikmeter (rund eine halbe Million) Bauabfall aufgetürmt.

·       Der Abfall stammt aus den Kantonen Schwyz und Zürich und aus dem St. Galler Linthgebiet. Angeschleppt wird er gemäss Baubeschrieb mit 12'100 Lastwagen pro Jahr. Pro Werktag macht das rund 55 gefüllte Laster. Zusammen mit der Wegfahrt wohl rund 100 Lastwagenfahrten pro Tag - wobei es bei der Anzahl Tages-Fahrten Diskussionen gibt. Welcher Laster bringt wie viel Material? 

·       Aus der Region Altendorf-Wollerau fahren die Laster über den Seedamm. Gemäss Baueingabe «in der Regel nicht zu Hauptverkehrszeiten». Und die Abfälle von der Goldküste müssten gemäss der Deponie-Betreiber über die Rütistrasse zur A53 fahren.
Dass das nicht kontrollierbar ist, dürfte jedermann klar sein. 

·       Von der ganzen Belastung hat Rapperswil-Jona nichts. Nicht einmal Steuern, denn die Deponie-Firma und ihre Aktionäre versteuern ihre künftigen Gewinne aus dem Joner Abfallhaufen in den Kantonen Schwyz und Zürich.

·       Ein vollkommen unterdrücktes Problem ist die Deponie-Erschliessung. Siehe Info-Box weiter unten.

Niemand will den Abfall

Ein Kommentar von Linth24: Alle wollen bauen, aber niemand will den Abfall. Ein bekanntes Problem. Aber, warum muss die Deponie exakt am Rand der ohnehin verkehrsgeplagten Stadt Rapperswil-Jona sein? Warum in einem derart sensiblen, natürlichen Umfeld? Warum so gross? Warum soll Rapperswil-Jona den Verkehr und den Abfall der Kantone Schwyz und Zürich ablagern, ohne etwas davon zu haben?

An der letzten Bürgerversammlung in Rapperswil-Jona kritisierten die Grünen das Umsägen von 2 (!) Bäumen. Was aber im Dionys geschieht, interessiert die Linken und Grünen offenbar nicht, respektive, sie sind noch dafür. Liegen die politischen Parteien der Stadt einmal mehr wieder weit daneben? Linth24 kommt darauf zurück. 

Problem Deponie-Zufahrt

Die Deponie-Zufahrt zu den Ablage-, Installations-, Umschlags-, Material- und Maschinenflächen sowie zu den Büro- und Verpflegungseinrichtungen, zu den Waagen und Waschanlagen würde über die Uznacherstrasse geschehen. In der der S-Kurve zwischen der Lichtsignalanlage Ricken/Buech und dem Bauernhof Bless. Gut 100 Meter von der Lichtsignalanlage entfernt. Ja, sogar im Bereich der Spur-Verzweigung Jona und Ricken! Also dort, wo heute vielfach Autoschlagen vor dem Lichtsignal stehen, teilweise zurück bis ins Buech.

Ein-/Ausfahrt-Gutachten fehlt

Nun soll in diese Warteschlange, herkommend aus Schmerikon und aus dem wichtigsten Gewebegebiet der Stadt, dem Buech, täglich noch der Lastwagen-, Büro- und Werkverkehr der Deponie ein- und ausfahren? Man staunt: Der Kanton, der sonst bei seinen Strassen (fast) alles verbietet, sagt Ja dazu. Ein Verkehrskonzept zur Ein- und Ausfahrt fehlt in den Deponie-Unterlagen. Man weiss wohl warum. Es gibt nur ein Plänli zu den Sichtflächen, die nicht das Problem sein werden. Zum Schluss ein Tipp an alle Bauherren, die an Kantonsstrassen anschliessen wollen. Sie können sich mit diesem Deponie-Anschluss ein Beispiel nehmen, was im Kanton St. Gallen alles möglich ist.

Zu und Wegfahrt zur Deponie, mit Kreuzung Rickenstrasse/Buech sichtbar Bild: zVfg
Zu und Wegfahrt Deponie, Plan vergrössert Bild: zVfg
Zu und Wegfahrt Deponie, Plan nochmals vergrössert Bild: zVfg
Bruno Hug