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Kanton
25.04.2025
25.04.2025 07:56 Uhr

PFAS – vier mühsame Buchstaben!

Bild: Adobe Stock
Erster St. Galler Bauernbetrieb gibt die Produktion auf, meldet die Presse. Wie geht es weiter? Die Politik ist seit einigen Jahren am diskutieren, untersuchen und versprechen - vieles ist aber unklar!

Fünf St. Galler Landwirtschaftsbetriebe erhielten letzten Sommer die Hiobsbotschaft, dass ihre Böden mit PFAS belastet sind. Im Fleisch von einigen Kühen und Rindern dieser Betriebe mit belasteten Flächen wie auch im Boden und im Quellwasser dieser Flächen wurden erhöhte oder zu hohe PFAS-Werte gemessen. Auch entsprechende Milchproben  wiesen erhöhte PFAS-Werte auf. Der Kanton vermutet als Ursache in vielen Fällen Klärschlamm aus Abwasserreinigungsanlagen, der mit PFAS belastet war. Dieser durfte bis 2006 als Dünger auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden. Klärschlamm ist der bei der Behandlung von Abwasser in Abwasserreinigungsanlagen anfallende Schlamm.

 

Das sind PFAS

Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) sind eine Gruppe von schwer abbaubaren Chemikalien, die seit Jahrzehnten industriell hergestellt werden. Weltweit breit eingesetzt, gelangen sie in die Umwelt und können so in der Nahrungskette sowie im Menschen nachgewiesen werden. Viele der Tausenden chemischen Substanzen können zu Gesundheitsproblemen wie Leberschäden, Schilddrüsenerkrankungen, Fettleibigkeit, Fruchtbarkeitsstörungen und Krebs führen.

Quellen: Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen und European Environment Agency

Die Verunsicherung ist gross: bei den Betrieben, die Milch und Fleisch produzieren, bei den Konsumenten, in der Politik bei der Beurteilung der Gefahren. Wie geht es weiter? Wo hat es überall solche PFAS, solche "Chemie" drin? Was macht die Schweiz, was die EU? Kann man Fische noch bedenkenlos konsumieren?

Das Thema ist äusserst komplex und kann vom Laien fast nicht beurteilt werden. Im Moment steht ein nationaler Aktionsplan zur Diskussion weil es nicht nur ein St. Galler-Problem ist. Die Umweltkommission des Ständerates will eine Überregulierung verhindern. Zudem soll der Bund beim Festlegen von Grenzwerten auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen berücksichtigen. Ob das beruhigt?

Für Eier, Fleisch, Fisch, Krebstiere und Muscheln gelten seit Anfang 2024 Höchstgehalte für die wichtigsten PFAS. Zum Vorkommen der Substanzen in Lebensmitteln und zu deren Auswirkungen auf die Gesundheit gibt es jedoch noch nicht genügend Daten. Um Daten zur PFAS-Belastung von Lebensmitteln in der Schweiz zu erhalten, führen der Bund und die Kantone 2025 koordiniert und schweizweit Analysen an verschiedenen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln durch. Auf der Basis der Ergebnisse wird der Bund über weitere Massnahmen entscheiden, die zum Schutz der Bevölkerung notwendig sein können. Die Höchstwerte für Trinkwasser werden überarbeitet und treten voraussichtlich 2026 in Kraft.

Das ist für den Bauernbetrieb, der jetzt die Produktion aufgegeben hat, leider kein Thema mehr. Er hat sich entschieden. Bis und mit März 2025 hat anscheinend noch kein einziger St. Galler Betrieb Geld bekommen, das der Kantonsrat in der vergangenen Wintersession beschlossen hat. Mit diesem Geld hätte man unbelastetes Futter zukaufen oder PFAS-freie Wasserquellen erschliessen müssen. Soweit die Theorie - in der Praxis hat jetzt der erste Betrieb die Produktion aufgegeben! 

Und vor rund 30 Jahren hat man die Klärschlammverwertung in der Landwirtschaft noch gefördert, weil es darin viel Phosphor für die Pflanzenernährung habe...

Toggenburg24