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28.03.2025
28.03.2025 06:30 Uhr

Banker Fredi Lutz: «Das Silber wird dem Gold nachrennen.»

Ex-Banker Fredi Lutz würde im Moment stark in Cash bleiben. Und vor allem Silber kaufen.
Ex-Banker Fredi Lutz würde im Moment stark in Cash bleiben. Und vor allem Silber kaufen. Bild: Linth24
Banker Fredi Lutz hat in der Bankenwelt viel erlebt und darüber ein Buch geschrieben. Im Interview mit Linth24 sagt er, wie Sie Ihr Geld anlegen sollen.

Fredi Lutz, Sie haben ein Buch über Banken und Bankster geschrieben. Was führte Sie dazu?

Vor einem Jahr träumte ich davon, ein Buch über meine Erfahrungen im Bankwesen zu schreiben. Und am Morgen setzte ich mich hin, und begann zu schreiben.

Das tönt einfacher als das Geldanlegen. Kurze Frage dazu: Ist Geldanlegen schwieriger geworden als früher?

«Hin und her macht Taschen leer»
Fredi Lutz

Geldanlegen ist heute schneller und hektischer als je zuvor. Deshalb ist der Grundsatz noch wichtiger geworden: Ohne eine Strategie geht nichts. Spekulation, die nur auf Minuten-Takt basiert, ist riskant. «Hin und her macht Taschen leer» gilt nach wie vor.

Hin und her geht es im Moment beispielsweise mit den Tesla-Aktien. Ihr Wert wird von Analysten zwischen 50 Franken und 500 Franken eingeschätzt. Würden Sie Tesla-Aktien kaufen?

Nein, der Aktienwert von Tesla ist total überzogen. Diese Firma soll mehr wert sein als alle anderen Autofirmen zusammen. Genau diese Aktie zeigt, wie die Börsen zu gefährlicher Übertreibung neigen, wenn mal ein Hype auf eine Aktie fällt.

«Bei Krypto bleibe ich skeptisch»
Fredi Lutz

Rauf und runter geht es auch beim Krypto-Hype. Schlagen Sie bei Krypto zu?

Niemals. Auch wenn viele Investoren auf Kryptowährungen schwören, bleibe ich skeptisch. «Ich habe mich intensiv damit beschäftigt, aber vielleicht bin ich zu blöd. Ich verstehe noch heute nicht richtig, was Krypto bringen soll. Es bleibt dabei: Was ich nicht verstehe, fass ich nicht an.»

Wenn Sie heute jemand fragt, wie und wo man sein Geld anlegen soll, was raten Sie?

Im Moment leben wir finanztechnisch in schwierigen Zeiten. Es gibt geopolitische Krisen, die wachsenden Staatsverschuldungen und eine daraus zu erwartende steigende Inflation, welche für die Finanzmärkte ein erhebliches Risiko darstellen. Die USA haben momentan ein jährliches Budgetdefizit von 1'800 Milliarden Dollar - und niemand interessiert sich dafür.

Das sagen viele, aber konkret: Wir geben Ihnen 1 Million Franken, was tun Sie damit?

Ich würde momentan ziemlich stark im Bargeld bleiben. Und ich würde Gold und vor allem Silber kaufen. Der Wert einer Unze Silber liegt bei 30 Franken, was ich als sehr billig einstufe. Das Silber wird dem Gold nachrennen.

Sie waren bei der Bank Bär, Sarasin, dem Bankverein und der früheren SBG tätig. Gibt es Unterschiede bei den Banken?

 Ja, die Privatbanken sind näher beim Kunden. Und die Grossbanken streben immer nach noch mehr Grösse. Generell stelle ich nach 50 Jahren Bankwesen fest: Früher gab es noch echte Banker. Heute sind Banker Bosse von grossen Konglomeraten, die vor allem den Boni nachrennen.

«Würde sich die UBS noch besser kapitalisieren, wäre sie unschlagbar»
Fredi Lutz

Wenn wir von Grossbanken reden: Momentan steht die Zukunft der UBS im Interesse der Politik. Soll sie mehr Kapital anhäufen oder ins Ausland ziehen?

Sie sollte eine Schweizer Bank bleiben und die Vorteile unseres Landes nutzen: Politische Sicherheit, eine starke Währung und gut finanziert. Würde die UBS Ihr Eigenkapital von heute rund 5 Prozent auf 10 Prozent erhöhen, würden ihr die Kunden weltweit die Türen einrennen. Die beste Werbung für eine Bank ist doch ihre finanzielle Stabilität. Das müssen wir wieder lernen.

Warum tut das Sergio Ermotti, der Boss der UBS, nicht?

Weil er nichts davon hat. Mit aufgeblähter Grösse und hohen Boni für sich und das Kader der Bank geht es all diesen Managern gut. Würde die UBS das Eigenkapital erhöhen, müsste das Bankkader die Boni und für die Aktionäre die Dividenden kürzen, was beschwerlicher ist als einfach so weiterzumachen wie bisher.

«Ja, die Credit Suisse Manager zähle ich zu den Bankstern»
Fredi Lutz

Kommen wir noch zu Bankstern. Die CS lief letztes Jahr auf Grund. Zählen Sie die Führungsriege der untergegangenen Crédit Suisse zu den Bankstern?

Leider ja. Wie diese Bank vom Management ins Aus geritten wurde, ist ein Paradebeispiel von charakterloser Bankführung. Das verdeutlichen folgende erschreckende Zahlen: In 14 Jahren hat die untergegangene Crédit Suisse 47 Milliarden an Boni ausgeschüttet, während der Gewinn nur 11,7 Milliarden betrug. Die Boni waren also viermal so hoch wie der Gewinn. Obendrein bezahlte die Bank noch Bussen in Höhe von 12 Milliarden. Summa summarum wendete die Bank in knapp 15 Jahren für Boni und Bussen fast 60 Milliarden auf, während sie mickrige 12 Milliarden verdiente.

Das ist Fredi Lutz

Banker und Devisenspezialist Fredi Lutz absolvierte nach der Handelsschule eine Banklehre beim Schweizerischen Bankverein. Seine Bankenlaufbahn startete er im Devisenhandel und blieb diesem in führenden Positionen bei erstklassigen Schweizer Finanzinstituten treu. Sein Berufsweg führte ihn für den Bankverein nach Paris, London, Panama und Chicago. Zurück in der Schweiz arbeitete er für die Bank Julius Bär, die Schweizerische Bankgesellschaft (heute UBS) und machte sich 1999 als Vermögensberater selbstständig. 2011 wurde er Handelschef bei der Bank Sarasin. Später wechselte er zu Perreard Partners Investment (PPI), wo er bis heute tätig ist. Fredi Lutz wohnt abwechslungsweise in Galgenen (SZ), im Tessin, in Hamburg und in Panama. 

Buchbestellung

Das Buch «Banker, Bankster und andere Begegnungen» kann bestellt werden auf:
Fredi Lutz – Bankiers, Bankster und andere Begegnungen

Bruno Hug, Xenia Langenauer