- Eine Analyse von Bruno Hug
In Rappi-Jona gingen vor 14 Tagen bei der Wahl des Stadtpräsidenten 2'192 leere Stimmzettel ein. Und 732 Wähler schlugen eine andere Person als Martin Stöckling fürs Präsidium vor. Total lehnten ihn annähernd 3'000 Stimmende aktiv ab. Ähnlich trist sah es bei den Stadträten aus. Einer trat zurück, zwei Bisherige wurden nur mit wenigen hundert Stimmen über dem absoluten Mehr bestätigt.
Martin Stöckling sagte vor der Wahl im Video-Interview auf Linth24, der Stadtrat habe es «immer schwerer, seine Meinung durchzubringen». Und nach der Wahl, von der Linth-Zeitung auf die schlechten Wahlresultate angesprochen, meinte er: «Im Stadtrat haben wir Mühe, unsere Politik dem Volk zu verkaufen».
Andere sind schuld
Für den Stadtpräsidenten ist die breite Ablehnung ihm und dem Stadtrat gegenüber somit eine Frage der Kommunikation. Für ihn sind die Umstände schuld. Oder die Medien. Oder die Bürger, die den Stadtrat nicht verstehen. Ich meine: Stöcklings Sicht ist verzerrt. Denn es ist offensichtlich: Zu viele Bürgerinnen und Bürger haben kein Vertrauen mehr in ihren Stadtrat (darum auch der intensive Ruf nach einem Parlament). Und zu viele Projekte sind abgestürzt oder verursachen künftig Probleme.
Es gab das Visitor-Center (aufgeplustert, teuer), das Monsterschiff im Hafen (ein Blödsinn), die 100-Millionen-Avenida (mieses Langsamverkehrskonzept, überdreht), die Fremdfinanzierung Alterssiedlung Schachen (gegen die Interessen der vermögenden Stadt), die Beiz in der Seebadi (Lärm an einem stillen Ort), das Jona-Center (viele Managementfehler), das Freibad Lido, den Streit um den Standort BWZ, die Eistrainingshalle im Grünfeld (auch am falschen Ort), die sündhaft teure Kesb-Klage (interessiert nur noch Stadtrat) oder aktuell: das Hecken-Debakel.
Der Stadtrat kennt zwar seine schlechte Bilanz, stürzt sich aber munter in weitere Abenteuer. Er will zeigen, wer der Meister in der Stadt ist. Knorzt es dann, verbeisst und windet er sich – im Notfall sogar mit Falschinformationen.
Falschaussage auf Video
Beispiel BWZ: Der Stadtrat und insbesondere der Stapi wollen die neue BWZ-Schule im Südquartier bauen. Ein Komitee will sie hingegen im Stadtzentrum belassen und schlug dazu eine Volksabstimmung vor. Das wäre ein demokratisch kluger Weg aus dem Konflikt. Stöckling aber will das partout nicht. Er beruft sich auf eine Volksabstimmung von 2016. Diese beruhte jedoch aus heutiger Sicht sowohl bezüglich Finanzierung der Schule als auch bezüglich Standort auf falschen Angaben: Erstens wird die Schule nicht mehr durch den Kanton finanziert, sondern durch die Stadt. Und zweitens stand in der damaligen Abstimmungsbroschüre, im Stadtzentrum fehle «die Landfläche zur Realisierung der Gebäude mit den notwendigen Räumlichkeiten für den Schulbetrieb». Beides stimmt nicht mehr.
In einem Video-Interview, das ich mit Martin Stöckling anlässlich der Gemeindewahlen Anfang September geführt habe, sagte ich ihm, die Abstimmung von 2016 habe auf der falschen Aussage gefusst, das BWZ sei in der Stadt nicht realisierbar. Stöckling entgegnete: «Das ist nicht richtig». In den Unterlagen habe gestanden, das BWZ sei «im Zentrum nicht erweiterbar», wie der Video-Ausschnitt aufzeigt: