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Schweiz
15.02.2025

Nestlé beflügelt den SMI

Bild: zVfg
Der SMI war das letzte Mal im Januar 2022 so hoch wie jetzt. Trumps Diplomatie und die Nestle-Zahlen haben dazu beigetragen. Erst am Freitag gab es Gewinnmitnahmen.

US-Präsident Trump hatte in seinem Wahlkampf versprochen, sich für die Beendigung des Kriegs in der Ukraine einzusetzen. Letzte Woche telefonierte er mit seinem Amtskollegen Putin, der bekanntlich als Kriegsverbrecher international zur Fahndung ausgeschrieben ist. 

Details sind noch keine bekannt, insbesondere der Preis der Friedensschliessung. Es könnten Gebietsabtretungen, Rohstofflieferungen und Geldzahlungen vereinbart werden. 

Hohe Zölle und Inflation in den USA

Die US-Regierung unter Trump erhebt schon in zwei Wochen 25 Prozent Zoll auf Stahl- und Aluminium-Importen. Betroffen sind mit Ausnahme von Australien alle Handelspartner der USA. Dies trifft auch die europäische Wirtschaft. Die EU wird auch mit Gegenmassnahmen reagieren. 

Die Inflationsrate in den USA hat im Januar 2025 bei rund drei Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gelegen. Die Kerninflation (ohne Nahrung und Energie) war im Januar 2025 bei rund 3.3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Tiefere Jahresteuerung in der Schweiz

In der Schweiz ist die Jahresteuerung im Januar weiter gesunken. Tiefer lag sie zuletzt vor knapp vier Jahren. Die Inflation betrug im Januar noch 0.4 Prozent nach 0.6 Prozent im Dezember. Vor allem der Strom ist günstiger geworden. Das dürfte auch der Nationalbank eine weitere Lockerung der Geldpolitik erlauben, wenn die Teuerung weiter abnimmt.

Die Eidgenossenschaft schliesst 2024 erstmals seit der Coronakrise wieder mit einer fast ausgeglichenen Rechnung ab. Statt des budgetierten Defizits von 2.6 Mrd.  resultierte am Ende des letzten Jahres ein Fehlbetrag von lediglich 80 Millionen. Es gab zwei Hauptgründe für den besseren Abschluss: Einerseits wurde eine geplante Kapitalspritze von 1.15 Mrd.  für die SBB um ein Jahr verschoben. Andererseits nahm der Bund 1.2 Mrd. mehr ein als budgetiert

Goldpreis ohne Ende

Der Goldpreis steigt und steigt. Der Preis ist seit Anfang Jahr um 11 und seit einem Jahr um 44 Prozent gestiegen. Die Exporte aus der Schweiz haben sich vervielfacht. Mögliche Gründe – fallende Leitzinsen, Exporte zuletzt 68 Tonnen Gold in die USA, – unsichere Wirtschaftspolitik mit Trump, geopolitische Unsicherheiten (Ukraine) und Zolldrohungen steigern die Goldnachfrage.

Fast alle Zentralbanken erhöhen auch ihre Goldreserven, um die Dollarabhängigkeit zu reduzieren.

Unternehmensnachrichten

Der Nahrungsmittelkonzern Nestlé erhöht die Dividende trotz Gewinnrückgangs – die Aktie springt auf den höchsten Stand seit Ende Oktober. Insgesamt setzte Nestlé im Gesamtjahr 2024 CHF 91.4 Mrd. um, in Franken ist das ein Minus von 1.8 Prozent. Wechselkursveränderungen ausgeklammert wuchs Nestlé aber um 2.2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unter dem Strich verdiente Nestlé, Hersteller von Nespresso, Maggi oder Schokolade usw. CHF 10.9 Mrd., ein Minus von 2.9 Prozent. Weil die Konsumenten nicht mehr in gleichem Ausmass bereit waren, Preiserhöhungen hinzunehmen, ging das Umsatzwachstum aus zurück. Die Dividende soll um 5 Rappen auf CHF 3.05 pro Aktie steigen. Damit hält Nestlé bereits seit 29 Jahren an einer jährlichen Dividendenerhöhung fest.

Der Gewinn der Swisscom bricht um 9.9 Prozent ein. Der Telekomkonzern erzielte im vergangenen Jahr einen Reingewinn von CHF 1.54 Milliarden. Der Rückgang hat auch mit der Übernahme bzw. den Integrationskosten von Vodafone Italia zu tun. Der Umsatz sank um 0.3 Prozent auf CHF 11,04 Mrd. Grund dafür ist auch die Euro-Schwäche: Zu konstanten Währungen wäre der Umsatz um 0.2 Prozent gestiegen. Wenn alle Ziele erreicht werden, und Vodafone ihren Gewinnbeitrag liefert, will die Swisscom in Zukunft eine Dividende von CHF 26 pro Aktie bezahlen. Das ist die erste Dividendenerhöhung des Schweizer Branchenführers seit 2010, als die Aktionäre CHF 21 oder 22 pro Aktie erhielten.

Die St. Galler Kantonalbank spürt das rückläufige Zinsgeschäft. Die Zinssenkungen haben die SGKB beeinflusst: 2024 ging der Geschäftserfolg zurück. Unterm Strich erzielte das Staatsinstitut aber mehr Gewinn – dank eines Einmaleffekts. Die St. Galler Bank hat ihr Ziel übertroffen und mit CHF 215,1 Mio. fast 4 Prozent mehr verdient als im vorangegangenen Jahr. Damals wurden aber CHF 30 Mio. an Reserven für allgemeine Bankrisiken zurückgestellt. Die Aktionäre erhalten eine unveränderte Dividende von CHF 19 je Titel.

Aussichten 

Die Aktienmärkte, insbesondere in Europa, sind weiterhin beeinflusst von der zukünftigen Geldpolitik und den Erwartungen fallender Leitzinsen. Verschiedene Gesellschaftszahlen sind besser als erwartet. 

Die Schweizer Indexschwergewichte Nestlé und Roche sind Spezialfälle, entwickelten sich bis jetzt unterdurchschnittlich, jetzt aber eher wieder besser. 

Geopolitisch geben die Friedensbemühungen in Bezug auf den Ukrainekrieg von US-Präsident Trump Aufwind. Aber seine Wirtschaftspolitik mit einer Zollspirale und andere diffuse Entscheidungen sorgen für Verwirrung. Amerikanische Gerichte stoppen wieder einige davon wieder. 

Am Sonntag, 23. Februar 2025 finden die deutschen Bundestagswahlen statt. Die kürzlich begangenen Attentate schwächen Rotgrün, stärken jedoch die AfD. Das spaltet die politische Landschaft und macht Koalitionsgespräche schwierig. Dies hinterlässt auch Spuren in ganz Europa.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24